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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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raufzukommen. Und zum Beweis dafür, dass sie nicht mehr wütend ist, wartet sie unten mit einem Kessel warmem Wein.«
    Â»Schon gut. Verschwinde.«
    Â 
    Nachdem Beau-Garçon fort war, riskierte Angélique einen Blick durch ihre halb geschlossenen Lider. Nicolas war bereits aufgestanden und hatte seine unsäglichen Lumpen angezogen. Er wandte ihr den Rücken zu und beugte sich am anderen Ende des Raums über eine Truhe, in der er nach etwas suchte. Für jede erfahrene Frau sprach dieser Rücken Bände. Der Mann, dem er gehörte, war äußerst verlegen.
    Nicolas schloss die Truhe und kam mit einem kleinen Gegenstand in der geschlossenen Faust zurück zum Bett. Hastig gab sie vor, noch zu schlafen.
    Er beugte sich über sie.
    Â»Angélique«, sagte er mit halblauter Stimme, »hörst du mich...? Ich muss jetzt gehen. Aber vorher wollte ich dir noch sagen... Ich wollte wissen... Bist du sehr böse auf mich wegen heute Nacht...? Ich kann nichts dafür. Es war stärker als ich. Du bist so schön...!«
    Er legte seine schwielige Hand auf ihre perlmuttschimmernde Schulter, die unter der Decke hervorschaute.
    Â»Sag was. Ich sehe doch, dass du nicht schläfst. Schau her, was ich für dich ausgesucht habe. Einen Ring... einen echten. Ich habe ihn bei einem Händler am Quai des Orfèvres schätzen lassen. Schau mal... Willst du ihn nicht? Ich lege ihn hier neben dich... Sag mir, was dir eine Freude machen würde. Willst du Schinken, einen schönen Schinken? Sie haben heute Morgen einen gebracht, ganz frisch. Den haben sie beim Metzger
an der Place de Grève geklaut, während der zugesehen hat, wie einer von unseren Leuten aufgehängt wurde... Oder willst du ein neues Kleid...? Ich hab welche... Antworte endlich, oder ich werde wütend.«
    Sie ließ sich dazu herab, durch ihr wirres Haar hindurchzublinzeln, und erklärte verächtlich: »Ich will einen großen Zuber mit schönem warmen Wasser.«
    Â»Einen Zuber?«, wiederholte er verblüfft.
    Er musterte sie argwöhnisch.
    Â»Wozu?«
    Â»Um mich zu waschen.«
    Â»Gut«, entgegnete er beruhigt. »Die Polackin wird dir einen bringen. Verlang alles, was du willst. Und wenn du nicht zufrieden bist, dann sag’s mir, wenn ich zurückkomme. Dann prügele ich sie windelweich.«
    Â 
    Erfreut darüber, dass sie einen Wunsch geäußert hatte, wandte er sich einem kleinen venezianischen Spiegel zu, der auf dem Kaminsims stand, und machte sich daran, das gefärbte Wachs auf seine Wange zu kleben, das zu seiner grässlichen Verkleidung gehörte.
    Ruckartig setzte sich Angélique auf.
    Â»Untersteh dich!«, erklärte sie kategorisch. »Nicolas Merlot, ich verbiete dir, dich als dieser widerliche, verfaulte, lüsterne Greis vor mir zu zeigen. Sonst bringe ich es nicht über mich, dass du mich noch einmal anfasst.«
    Â 
    Kindliche Freude leuchtete auf dem brutalen, schon jetzt vom Verbrecherleben gezeichneten Gesicht auf.
    Â»Und wenn ich gehorche... dann darf ich noch mal?«
    Â 
    Sie zog hastig einen Mantel vor ihr Gesicht, um die Rührung zu verbergen, die dieses Leuchten in den Augen des Räuberhauptmanns
Calembredaine in ihr weckte. Denn das war der vertraute Blick des kleinen Nicolas, des leichtsinnigen, wankelmütigen Jungen, der trotz allem »ein gutes Herz hatte«, wie seine arme Mutter immer sagte. Nicolas, der sich über seine von Soldaten misshandelte Schwester beugte und ihren Namen rief: Francine, Francine ... Das konnte das Leben also aus einem kleinen Jungen machen... und aus einem kleinen Mädchen.
    Angéliques Herz schwoll an vor Mitleid mit sich selbst und mit Nicolas. Sie waren allein, von allen verlassen …
    Â»Darf ich dich dann noch weiter lieben?«, fragte er leise.
    Da zeigte sich zum ersten Mal, seit sie einander auf diese seltsame Weise wiederbegegnet waren, ein leises Lächeln auf ihren Zügen.
    Â»Vielleicht.«
    Nicolas streckte feierlich den Arm aus und spuckte auf den Boden.
    Â»Dann schwöre ich: Selbst wenn mich die Iltisse und Schnaufer dabei erwischen, wie ich mir mitten auf dem Pont-Neuf das Zeug aus dem Gesicht reiße, du wirst mich nie wieder als Calembredaine sehen.«
    Er steckte seine Perücke und die Augenbinde in die Tasche.
    Â»Ich verkleide mich unten weiter.«
    Â»Nicolas«, rief sie ihm nach, »mein Fuß ist verletzt. Schau her. Glaubst du, der

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