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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Mordanschläge. Eine Geschichte voller Blut und Grauen erhob sich bei jedem Schritt in diesem alten Königsschloss, obwohl sich der Hof eines jungen Königs bemühte, ein wenig Fröhlichkeit zu verbreiten.
    Â 
    Monsieur de Préfontaines berichtete ihr, dass Mademoiselle bei ihrem Maler in der Großen Galerie sei, und er erbot sich, die junge Frau dorthin zu begleiten.
    Gemessenen Schrittes ging er neben ihr her. Er war ein kluger, besonnener Mann mittleren Alters, auf dessen Rat die Grande Mademoiselle so großen Wert legte, dass die Königinmutter den Ärmsten schon zweimal ins Exil verbannt hatte, nur um sie zu ärgern.
    Trotz ihrer Sorge bemühte sich Angélique, mit ihm zu plaudern, und erkundigte sich nach den Plänen der Prinzessin. Sollte sie nicht in Kürze in den Palais du Luxembourg ziehen?

    Monsieur de Préfontaines seufzte. Mademoiselle hatte sich in den Kopf gesetzt, ihre Gemächer im Palais du Luxembourg völlig neu herrichten zu lassen, obwohl sie noch sehr schön und fast neu waren. Einstweilen war sie in den Louvre gezogen, weil sie es nicht ertrug, die Tuilerien mit Monsieur zu teilen. Außerdem gab es viel Gerede über die bevorstehende Hochzeit von Monsieur mit der jungen Henriette von England. Es hieß, das Paar werde den Palais-Royal beziehen. Daher hatte Mademoiselle die Hoffnung noch nicht aufgegeben, in die Tuilerien zurückkehren zu können.
    Â»Ich will Euch meine persönliche Meinung nicht verhehlen, Madame«, schloss Monsieur de Préfontaines. »Ob Luxembourg oder Tuilerien, alles ist besser, als im Louvre zu wohnen.«
    Vertraulich beugte er sich zu ihr herüber.
    Â»Was soll ich sagen, mein Großvater und mein Vater gehörten beide der reformierten Religion an. Ich selbst wurde im protestantischen Glauben erzogen, bis ich zehn Jahre alt war. Und ob man will oder nicht, es gibt einfach keinen Hugenotten, der unbefangen durch die Gänge des Louvre wandeln könnte. Gewiss, seit jener fürchterlichen Nacht ist ein Jahrhundert vergangen, aber manchmal sehe ich auf den steinernen Fliesen noch das Blut der Bartholomäusnacht glänzen. Mein Großvater hat mir alles über diese Tragödie erzählt. Er war damals vierundzwanzig Jahre alt und ist nur durch ein Wunder dem organisierten Massaker an den Protestanten entkommen... Schaut. Von diesem Fenster aus hat Karl IX. mit einer Arkebuse auf die reformierten Adligen geschossen, die die Seine zu überqueren versuchten, um den rettenden Pré-aux-Clercs zu erreichen. Mein Großvater sprach oft von Karl IX. Er sah ihn immer noch vor sich, riesig, bärtig, rasend wie ein Tier. Und immer wieder rief er: ›Tötet sie! Tötet sie! Verschont niemanden.‹ Die ganze Nacht hindurch dauerte im Louvre das Schlachten. Aus allen Fenstern warf man Leichen, in allen Alkoven erdolchte man die Leute. Ihr seid keine Hugenottin?«

    Â»Nein, Monsieur.«
    Â»Dann weiß ich nicht, warum ich Euch das überhaupt erzähle«, sagte Monsieur de Préfontaines nachdenklich. »Ich selbst bin katholisch, aber die früheste Erziehung lässt einen nie ganz los. Seit ich hier im Louvre wohne, kann ich kaum noch schlafen. Ich schrecke nachts hoch und glaube in den Gängen die Schreie zu hören: ›Tötet sie! Tötet sie!‹ Und mich verfolgt das Geräusch der rennenden Schritte der protestantischen Adligen, die von ihren Mördern gejagt werden... Wenn Ihr meine Meinung hören wollt, Madame, ich frage mich, ob im Louvre nicht Gespenster umgehen... blutbefleckte Gespenster.«
    Â»Ihr solltet abends einen beruhigenden Kräutertee trinken, Monsieur de Préfontaines«, empfahl ihm Angélique, der bei diesen düsteren Erinnerungen äußerst unwohl zumute war. Der Anschlag, dem sie selbst nur um Haaresbreite entgangen war, während er Marguerite das Leben gekostet hatte, war noch zu gegenwärtig, als dass sie die Worte von Monsieur de Préfontaines als altmodische Hirngespinste abtun konnte.
    Â 
    Mord, Vergewaltigung und Verrat, das Grauen der abscheulichsten Verbrechen lauerte in den Tiefen des riesigen Schlosses.
    Bald darauf fand sich Angélique in einer Art Untergeschoss unter der Großen Galerie wieder. Seit den Zeiten von Heinrich IV. waren dort Räume für Künstler und Handwerker reserviert.
    Bildhauer, Maler, Uhrmacher, Parfümeure, Edelsteingraveure, Schwertschmiede, die geschicktesten Vergolder,

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