Angelique Der Gefangene von Notre Dame
GroÃe Mathieu, der Medicus vom Pont-Neuf hat etwas, um ihn zu behandeln?«
»Ich geh nachher bei ihm vorbei.«
Â
Brüsk nahm er den kleinen weiÃen Fuà in beide Hände und küsste ihn.
Â
Als er fort war, rollte sie sich zusammen und versuchte noch ein wenig zu schlafen. Es war wieder bitterkalt, aber unter
ihren warmen Mänteln war es erträglich. Die bleiche Wintersonne zeichnete helle Rechtecke auf die Mauern.
Angélique war erschöpft, und ihr Körper schmerzte sogar, trotzdem verspürte sie ein gewisses Wohlgefühl.
Â
Es tut so gut, dachte sie. Es ist so, als wären Hunger und Durst endlich gestillt. Man denkt an nichts mehr. Es tut gut, einfach nicht mehr zu denken.
Neben ihr funkelte der Diamant an dem Ring, den Nicolas ihr geschenkt hatte. Ach, Nicolas. Der würde doch immer nach ihrer Pfeife tanzen.
Â
Durch das vergitterte Fenster drang ferner Lärm herein. Vom anderen Ufer der Seine klang aus dem Louvre und aus den Tuilerien das Echo eines leidenschaftlichen, bewegten Lebens herüber.
Â
Doch in der verfallenen Tour de Nesle war Angélique am Ende ihrer Kräfte angelangt. Sie vergaà ihre Auflehnung und schlief ein.
Â
Schlafen! Vergessen! Alles vergessen, behütet von einem wilden, unberechenbaren Beschützer, der sie von der Gefahr und ihren Feinden fernhielt.
Â
Etwas anderes wollte sie nicht mehr.
Anmerkungen
1 Temple (frz.): Tempel. Der Temple war einst die Residenz des GroÃmeisters der Tempelritter in Paris. Nach der Zerschlagung des Templerordens wurde der gesamte von Wehrmauern umschlossene Bezirk dem Malteserorden übergeben, der bis zur Revolution dort die Gebietshoheit innehatte. (Anm. der Ãbers.)
2 »Quo non ascendam« war der Wahlspruch des Oberintendanten Nicolas Fouquet.
3 gris (frz.): »grau« (Anm. d. Ãbers.)
4 Alkoven: vom eigentlichen Raum abgetrennter Bettbereich. Zu jener Zeit war es üblich, dass die Gastgeberin auf dem Bett lag, während sie mit ihren Besuchern plauderte.
5 Corde au cou (frz.): Strick um den Hals (Anm. d. Ãbers.)
6 Siegelbewahrer: Entsprach in etwa der Funktion eines Justizministers und hatte in dieser Eigenschaft formal den Vorsitz aller Gerichte inne (Anm. d. Ãbers.).
7 Währung im alten Griechenland.
8 Esoterische Theorien, die auf der strukturellen Ãbereinstimmung zwischen der äuÃeren Welt (dem Makrokosmos) und dem menschlichen Körper (dem Mikrokosmos) beruhen.
9 Ergebnis der Kalzination eines mit schwefelhaltigem Kies zusammengeschmolzenen Erzes.
10 Natriumborat, das hauptsächlich verwendet wurde, um den Schmelzvorgang zu fördern.
11 Horizontaler Bereich in einem Schmelzofen.
12 Arzneipulver, dem man wundersame Kräfte zuschrieb.
13 heute Place des Voges.
14 charogne (frz.): Aas (Anm. d. Ãbers.)
15 Diesen Beinamen erhielt der Friedhof, weil die Leichen in seinem Boden ungewöhnlich schnell verwesten. Anschlie Ãend wurden die Knochen wieder ausgegraben und in den umliegenden Beinhäusern gestapelt. (Anm. d. Ãbers.)
16 siehe Band 1, Die junge Marquise .
17 beau garçon (frz.): hübscher Junge (Anm. d. Ãbers.)
Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel
»Angélique. Le Supplicié de Notre-Dame« bei Ãditions du Refuge,
Lausanne.
Â
Verlagsgruppe Random House
Â
Â
Â
1. Auflage
© der Originalausgabe 2007 by Ãditions du Refuge
© der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Blanvalet Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
eISBN : 978-3-641-03141-1
Â
www.blanvalet.de
www.randomhouse.de
Weitere Kostenlose Bücher