Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
Sich in Monteloup verlieren! Sich seinen endlosen Entdeckungen überlassen, genau wie dem Verlauf des Wassers unter dem dichten Blätterdach... Und hatte sie nicht inmitten dieser üppig wuchernden Natur eine Aufgabe zu erfüllen, eine Mission, deren Ruf nie verklungen war?
    Nicolas’ berauschende Gegenwart steigerte diesen Bann noch, der sie allmählich einhüllte und die Einwilligung, die Molines ihr abgerungen hatte, zunichtemachte. Es lagen keine Erdbeeren mehr in Nicolas’ Händen, aber sie rührte sich nicht.
    In dem geheimnisvollen Ton, in den er verfallen war, um sie zu verführen – und sie dachte bei sich, dass er sie tatsächlich gut kannte, dieser Hirtenjunge und Gefährte ihrer Kindheit -, wisperte er ihr die Neuigkeit zu, die fähig war, sie für alle Zeiten hier zu halten.
    »Es gibt eine neue Hexe in der Höhle am Abhang. Sie ist anders als die Erste, aber die Leute haben sie wieder Mélusine genannt.«
    Angélique zuckte zusammen, und sie spürte den Schmerz wie ein großes Messer, das sich unvermittelt in ihre Herzgegend bohrte.
    Sie gewann die Gewalt über sich zurück. Es war ein Fehler gewesen, sie an Mélusine zu erinnern.
    Mélusine, die wegen der Dummheit der Menschen in ihrem eigenen Wald am Ast einer Eiche aufgehängt worden war. Sie hatte das Gefühl, die Hexe würde sie rufen, während sie ihr gleichzeitig verbot, zurückzukehren.

    Das Urteil war gesprochen. Eine ferne Stimme rief ihr vom äußersten Rand des Waldes her zu: »Geh fort!«
    Sie sah Nicolas unverwandt ins Gesicht, und vor Enttäuschung nahmen seine Züge einen brutalen Ausdruck an.
    Nein! Monteloup konnte nicht wiederauferstehen. Die Bande waren damals zerschnitten worden. Und sie selbst hatte gerade eben bei Molines noch einmal so entschieden. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf nach hinten gegen einen Baumstamm.
    »Hör zu, Nicolas...«
    »Was denn?«, antwortete er.
    Sie spürte seinen warmen, nach Apfelwein riechenden Atem auf ihrer Wange. Er stand so dicht neben ihr, beinahe an sie gedrängt, dass er sie vollständig mit seiner fordernden Männlichkeit einhüllte. Doch er berührte sie nicht, und als sie ihn anschaute, entdeckte sie, dass er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte, um der Versuchung zu widerstehen, sie zu packen und in die Arme zu schließen. Sein Blick traf sie wie ein Schlag, ohne jedes Lächeln, verdunkelt von einem unzweideutigen Flehen. Noch nie hatte Angélique ein so starkes männliches Verlangen geweckt, noch nie hatte sie ein deutlicheres Bekenntnis zu den Begierden gehört, die ihre Schönheit weckte. Die Laune des jungen Pagen in Poitiers war nur ein Spiel gewesen, eine prickelnde Erfahrung junger Tiere, die ihre Krallen erprobten.
    Das hier war etwas anderes, es war machtvoll und hart, alt wie die Welt, wie der Boden, wie das Gewitter. Das junge Mädchen bekam Angst. Wäre sie erfahrener gewesen, hätte sie einem solchen Ruf nicht widerstehen können. Ihr Körper geriet in Erregung, ihre Beine zitterten, aber sie wich zurück wie das Reh vor dem Jäger.
    Das Unbekannte dessen, was sie erwartete, und die unterdrückte Gewalt des Bauern erschreckten sie.

    »Schau mich nicht so an, Nicolas«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme fest klingen zu lassen, »ich will dir sagen...«
    »Ich weiß, was du mir sagen willst«, fiel er ihr mit dumpfer Stimme ins Wort. »Ich sehe es in deinen Augen und in der Art, wie du den Kopf hochträgst.
    Du bist Mademoiselle de Sancé, und ich bin ein Knecht. Und jetzt ist es vorbei damit, dass wir einander ins Gesicht sehen. Ich muss den Kopf senken! Sehr wohl, Mademoiselle; ja, Mademoiselle. Und dein Blick wird mich streifen, ohne mich zu sehen... Nicht mehr als ein Holzscheit, weniger wert als ein Hund. Es gibt Marquisen, die sich in ihren Schlössern von ihrem Lakaien waschen lassen, denn es hat ja nichts zu bedeuten, wenn man sich vor einem Lakaien nackt zeigt. Ein Lakai, das ist kein Mann, das ist bloß ein Möbelstück, das man benutzt. Und so willst du mich von jetzt an behandeln?«
    »Sei still.«
    »Ja, ich werde still sein.«
    Er atmete heftig, aber mit geschlossenem Mund wie ein krankes Tier.
    »Aber eines muss ich dir noch sagen, bevor ich still bin«, sprach er weiter. »In meinem Leben hat es immer nur dich gegeben. Ich habe es erst begriffen, als du weggegangen bist, und ein paar Tage lang bin ich fast verrückt geworden. Es stimmt, dass ich faul bin, ein Schürzenjäger, und dass ich die Feldarbeit und das Vieh nicht ausstehen

Weitere Kostenlose Bücher