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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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inzwischen mehr Wölfe als Menschen gab. Er war lange gelaufen, bis er endlich ein Land gefunden hatte, in dem kein Krieg mehr herrschte.
    Kam er von den Schlachtfeldern des Nordens oder denen des Ostens? Und durch welchen Zufall schien dieser fremde Söldner aus der Bretagne herabzukommen, als man ihn das erste Mal sah? Man wusste von ihm nur, dass er unter dem Feldherrn Wallenstein in Lützen gekämpft hatte und ihm die
Ehre beschieden gewesen war, den Wanst des dicken, glanzvollen Schwedenkönigs Gustav Adolf zu durchbohren, als dieser sich während der Schlacht im Nebel verirrt hatte und auf die österreichischen Pikeniere gestoßen war.
    Auf dem Speicher, wo er lebte, funkelten zwischen Spinnweben sein alter Brustharnisch und der Helm in der Sonne, aus dem er immer noch seinen warmen Wein trank und manchmal auch seine Suppe aß. Mit seiner riesigen Pike, die dreimal so hoch war wie er selbst, schlug er im Herbst die Nüsse herunter. Aber mehr als alles andere beneidete ihn Angélique um seine kleine intarsiengeschmückte Tabakreibe aus Schildpatt, die er seine grivoise nannte nach Art der deutschen Soldaten in französischen Diensten, die selbst als grivois bezeichnet wurden.
    In der großen Schlossküche öffneten sich den ganzen Abend hindurch die Türen. Hinaus in die Dunkelheit, aus der, umweht von strengem Stallgeruch, Knechte, Mägde und der Fuhrknecht Jean-la-Cuirasse hereinkamen, der ebenso schweigsam war wie seine Mutter redselig. Und auch die Hunde schlüpften herein: die beiden Windhunde Mars und Marjolaine und die bis zu den Augen verdreckten Bassets.
    Aus dem Inneren des Schlosses hingegen kam die aufgeweckte Nanette, die sich in den Aufgaben eines Kammermädchens übte, in der Hoffnung, genügend gute Manieren zu lernen, um irgendwann ihre armen Herrschaften verlassen und ein paar Meilen entfernt beim Marquis du Plessis-Bellière in Dienst treten zu können. Auch die beiden Kleinmägde, denen das wirre Haar in die Augen hing, liefen ein und aus, um Holz in den großen Saal und Wasser in die Schlafzimmer zu bringen. Schließlich erschien die Baronin mit ihrem sanften, von der Landluft und den zahlreichen Niederkünften welk gewordenen Gesicht. Sie trug ein Kleid aus grauer Serge und ein schwarzwollenes Kopftuch, denn im großen Saal, wo sie zwischen
dem Großvater und den beiden alten Tanten saß, war es feuchter als in der Küche.
    Sie wollte wissen, ob der Kräutertee für den Baron bald fertig sei und ob das Kleine brav getrunken habe. Im Vorübergehen streichelte sie die Wange von Angélique, die schon halb eingeschlafen war und deren langes goldbraunes Haar über den Tisch gebreitet im Feuerschein funkelte.
    »Es wird Zeit, ins Bett zu gehen, meine Mädchen. Pulchérie bringt euch nach oben.«
    Und Pulchérie, eine der alten Tanten, kam gehorsam herein. Da sie mangels Mitgift weder einen Ehemann noch ein Kloster gefunden hatte, das bereit gewesen wäre, sie aufzunehmen, hatte sie die Rolle einer Gouvernante für ihre Nichten übernommen, und weil sie sich nützlich machte, statt den lieben langen Tag zu jammern und über ihrer Stickerei zu sitzen, behandelte man sie mit leiser Herablassung und weniger fürsorglich als die zweite Tante, die dicke Jeanne.
    Pulchérie sammelte ihre Nichten um sich. Die Dienstmägde würden die Kleineren ins Bett bringen, und Gontran, der Junge ohne Hauslehrer, würde sich auf seinen Strohsack unterm Dach zurückziehen, wann es ihm beliebte.
    Hortense, Angélique und Madelon folgten der mageren Tante in den großen Saal des Schlosses, wo es dem Feuer und drei Talgkerzen kaum gelang, die Schatten zu zerstreuen, die sich im Laufe der Jahrhunderte unter dem hohen mittelalterlichen Gewölbe angesammelt hatten. Einige vor die Mauern gehängte Wandteppiche versuchten, diese vor der Feuchtigkeit zu schützen, aber sie waren so alt und zerfressen, dass man von den Szenen, die darauf abgebildet waren, nichts mehr erkennen konnte außer den verstörten Augen fahler Gestalten, die einen vorwurfsvoll anblickten.
    Die kleinen Mädchen verneigten sich vor ihrem Großvater. Er saß in seinem schwarzen, mit schäbigem Pelz besetzten
weiten Umhang vor dem Feuer. Aber seine weißen Hände auf dem Knauf des Gehstocks waren königlich. Er trug einen breitkrempigen schwarzen Filzhut, und sein nach dem Vorbild des alten Königs Heinrich IV. rechteckig gestutzter Bart ruhte auf einer kleinen steifen Halskrause, die Hortense im Stillen furchtbar altmodisch fand.
    Dann eine zweite

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