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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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aussetzen, auf den anderen warten zu müssen. Am Ende rückte man Meter für Meter vor, und durch ein Wunder der Etikette erreichten der Italiener und der Spanier am selben Tag und zur selben Stunde die Ufer des Bidassoa. Nun verstrich die Zeit, und niemand vermochte sich zu entschließen. Wer würde als Erster den Fuß ins Boot setzen, um zu der kleinen Fasaneninsel in der Mitte des Flusses zu fahren, auf der das Zusammentreffen stattfinden sollte? Jeder fand, so meinte er, eine Lösung, die seinen Stolz besänftigte. Der Kardinal und Don Luis de Haro ließen einander gleichzeitig ausrichten, sie seien erkrankt. Nachdem die List durch diese zu große Übereinstimmung gescheitert war, musste man schicklicherweise abwarten, bis diese »Krankheiten« geheilt waren; doch keiner der beiden wollte genesen.
    Die Welt scharrte mit den Füßen. Würde es Frieden geben? Würde diese Hochzeit stattfinden? Die kleinste Veränderung wurde mit Kommentaren bedacht.
     
    In Toulouse verfolgte Angélique die Ereignisse nur aus der Ferne. Sie war ganz mit der Freude über ein persönliches Ereignis beschäftigt, das ihr weit bedeutender vorkam als die Hochzeit des Königs.

    Ihr Einvernehmen mit Joffrey wurde mit jedem Tag inniger, und in letzter Zeit hatte sie festgestellt, dass sie sich leidenschaftlich ein Kind von ihm wünschte.
     
    Im Verlauf dieses Jahres hatte sie ihn häufig bei Ausritten über Land begleitet, und ihre Gedanken, ihre Träume hatten sie in ihre früheste Kindheit zurückgeführt, die ihr unendlich weit zurückzuliegen schien und nichts mehr mit ihr zu tun hatte.
    Mehrmals hatte sich dieses Bild vor den goldenen Schleier geschoben, der sie zu umschweben schien, seit Joffrey sie in die Liebe eingeführt und sie entdeckt hatte, dass sie ihn wahrhaft liebte, und seinen Zauber zerstört.
    Sie sah sich wieder in der Höhle der Hexe Mélusine sitzen und hörte, wie die alte Frau dem kleinen Mädchen ihr Geheimnis zuflüsterte. »Ich werde dich lehren, was es braucht, damit die Liebe dir nicht zum Feind wird!«... Ein schreckliches Versprechen. Weil man Mélusine als Hexe verdächtigte, um dieses Geheimnis zu wissen, hatte man sie gequält, bis der Mob sie schließlich getötet hatte, weil man sie verdächtigte, Kinder entführt zu haben.
     
    Die Liebe war eine überwältigende Macht wie der Ozean; aber Angélique erinnerte sich vor allem an die Angst, die ihr ihre unvermeidlichen Folgen eingeflößt hatten und die oft schlimmer als der Tod waren. Nur Hexen kannten die Rettung vor den schrecklichen Auswirkungen, die eine Begegnung mit der Liebe zeitigen konnte. Und deren schrecklichste und doch unausweichlichste war die Geburt eines unerwünschten Kindes, das immer verflucht war, ganz gleich, ob es nur außerhalb der Ehe gezeugt oder die Frucht einer Vergewaltigung war. Vor ihrem inneren Auge stieg die Gestalt des schweigsamen Jean-la-Cuirasse auf, den die Amme nicht ansehen konnte, ohne sich daran zu erinnern, wie die Armeen Kardinal Richelieus und
Ludwig XIII. das Poitou durchquert hatten, um die Protestanten von La Rochelle niederzuwerfen.
    Was sie in Mélusines Höhle im Flüsterton erfahren hatte, war das Geheimnis, das die Frauen unter sich bewahrten und immer bewahren würden: Wie man verhinderte, dass unerwünschte Kinder zur Welt kamen... Ein geheimes, ausgefeiltes Ritual, eine untergründige, geniale und wirkungsvolle Methode, zusammengetragen aus tausend Quellen; niemals laut benannt, nur angedeutet und im Verborgenen übermittelt, um »das Unglück zu verhüten«. Kostbares Wissen und ein Schutz der Frau vor dem Mann und den Gefahren, denen er sie aussetzte.
     
    Warum war es nötig, dass man sich dieses Geheimnis nur in der Höhle der Hexen zuflüsterte?, fragte sich Angélique, wenn sie auf einem ihrer Ausflüge in sonnenbeschienene Landschaften aus ihren Erinnerungen zurückkehrte.
    Um sich vor dem Teufel zu schützen? Oder vor dem Großinquisitor, dem Hüter der Kirche und ihrer Moral?
     
    Doch wie durch ein Wunder war für sie alles anders gekommen. Es war, als hätte sie ein Land düsterer Tragödien verlassen, um an hellen Ufern zu landen. Und noch immer hatte sie die Sprache dieses Landes nicht ganz gedeutet.
    Sie hatte den Eindruck, dass es Joffrey nicht allzu eilig damit hatte, Vater zu werden. Sie hatte nicht gewagt, mit ihm darüber zu sprechen, und zog es vor, es dabei zu belassen.
    Sie wusste ja, dass er sie nicht geheiratet hatte, um einen Erben zu bekommen, sondern um die Mine in

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