Angélique - Hochzeit wider Willen
rauben!«
»Das ist schändlich, und ich werde Euch nie verzeihen!«
Er erklärte ihr auch, warum er anschließend beschlossen hatte, nach Paris zu reisen, ohne sie noch einmal wiederzusehen.
»Ich hatte Euch in den Armen gehalten... Ich hatte die Schätze, die Ihr mir verweigertet, aus nächster Nähe erblickt … Und ich hegte nicht den Wunsch, noch länger in der Hölle der Verdammten zu schmoren, die um ihre Sehnsucht geprellt werden. Da habe ich mich lieber zurückgezogen.
Und nein, meine unschuldige Liebste, ich habe keinen Trost bei Ninon de Lenclos gesucht. Da verkennt Ihr die Natur eines Mannes, wenn er von diesem Liebesschmerz geschlagen ist, von dem die Dichter singen und den doch so wenige erfahren... Nur die Eroberung des Gegenstands seiner Begierde kann ihn erfüllen. Jede andere Affäre stößt ihn ab... Ihr wart es, die ich begehrte. Viele Geheimnisse der Kunst des Liebens, die mir noch verborgen waren, haben sich mir enthüllt...«
Und dieser Mann, der es nicht gewöhnt war, Bekenntnisse über sich selbst abzulegen, sprach zu ihr von jenem ersten Moment, dem ersten Blick, als er sie damals gesehen hatte, wie sie
aus der Kutsche stieg und aufrecht im Sonnenschein stand, im Straßenstaub und unter den Kapriolen der Tänzer, dem Geschrei und dem Lärmen der vom Rhythmus der Tamburine untermalten Musik.
»So seid Ihr mir erschienen, am Rande von Toulouse und inmitten des Getöses von Tanz und Musik... Ich ahnte schon, dass man Euch Angst vor mir gemacht hatte... Und vielleicht habe ich mich im Voraus darüber belustigt... Doch dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Vor mir stand die wunderbarste und verführerischste Frau! Die mit dem allergrößten Herz. Die Mutigste. Ein Wunder von einer Frau!
Und Euch hatte man dem bösartigsten und scheußlichsten aller Männer überantwortet!
Ich spürte eine Erschütterung, wie ich sie bis zu diesem Tage nicht gekannt hatte! War es das, was die Poeten den ›Blitzschlag‹ nennen, die ›Liebe auf den ersten Blick‹? Eine Mischung aus Ekstase, Gewissheit und Schmerz. Der unerbittliche Pfeil des kleinen Gottes Eros.
Zorn ergriff mich gegen diejenigen, die Euch geopfert hatten, ohne daran zu denken, dass ich selbst ohne Gewissensbisse daran mitgewirkt hatte. Als ich dann neben Euch in der Kutsche Platz nahm und Ihr in Eurer Ablehnung und Eurem Entsetzen weder die Blumen, die ich Euch brachte, noch mich selbst anzusehen vermochtet, da habe ich mir geschworen, Euch zu erobern... und Euch bis in alle Ewigkeit zu lieben.«
Er zog sie in die Arme und bedeckte sie mit Küssen.
Dann schwiegen sie lange und kosteten die freundliche Sternennacht aus.
Sie ruhte an seinem Herzen.
Sie hätte sterben mögen, so köstlich und grenzenlos war das Glück, das sie in diesem Moment empfand.
VIERTER TEIL
Das kleine Schloss im Béarn
Kapitel 15
E itel Freude herrschte in Angéliques Haus und im ganzen Königreich. Der Erzbischof von Toulouse hatte für den Moment an Wichtigeres zu denken und stellte die argwöhnische Überwachung seines Rivalen, des Grafen de Peyrac, ein.
In der Tat war Monseigneur de Fontenac zusammen mit dem Erzbischof von Bayonne eingeladen, Kardinal Mazarin auf seiner Reise in die Pyrenäen zu begleiten.
Gewiss würde von dort die Nachricht kommen, die man bis jetzt sorgsam zurückgehalten hatte; denn es war zu außerordentlich, unvorstellbar!
Nach der zweiten Schlacht in den Dünen, bei der Monsieur de Turenne seinen Gegnern, dem Prinzen von Condé und Juan José de Austria, eine schwere Niederlage beibrachte, hatte es zum ersten Mal so ausgesehen, als sei der spanische König Philipp IV. Friedensverhandlungen nicht abgeneigt. Ein zaghafter Beginn, doch Kardinal Mazarin hatte sich sofort in die Bresche geworfen und den Plan vorgestellt, den er seit langem hegte und von dem er sich sicher war, dass er der Welt endlich Frieden bringen werde: die Heirat zwischen dem jungen König Ludwig XIV. und der Tochter des Königs von Spanien, Infantin Maria Theresia.
Welche andere Prinzessin hätte eine bessere Gattin für diesen jungen, zwanzigjährigen König abgegeben, der die Hoffnung einer der größten Nationen war, hätte ihm den Schutz so
vieler Verbindungen beim Adel und so vorteilhafte Bündnisse einbringen können? Jahrelang hatte Monsieur de Lionne, der Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, mit wachsender Ratlosigkeit die Porträts aller Prinzessinnen der Christenheit betrachtet, die im heiratsfähigen
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