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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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zappelte sie. Beinahe sofort war sie frei. Der Graf hatte sie losgelassen und betrachtete sie lachend.
    »Genau so etwas hatte ich mir gedacht. Ihr habt schreckliche Angst vor mir, und Ihr würdet Euch lieber von diesem Balkon stürzen, als mir zu gehören. Habe ich recht?«
    Klopfenden Herzens sah sie ihn an. Er stand auf, und seine hochgewachsene, heuschreckenartige Gestalt ragte vor dem mondbeschienenen Himmel auf.
    »Ich werde Euch zu nichts zwingen, arme kleine Jungfer. Die Gesetze, die uns vereinen, geben mir das Recht dazu, und die barbarischen religiösen Gebote machen es mir sogar zur Pflicht, doch das entspricht nicht meinem Geschmack. Da hat man Euch also ganz und gar unschuldig dem großen, bösen Hinkefuß aus dem Languedoc überantwortet? Wie fürchterlich!«
    Er beugte sich zu ihr herunter, und sie fand sein spöttisches Lächeln abscheulich.
    »Ihr sollt wissen, dass ich in meinem Leben viele Frauen gehabt habe; weiße, schwarze, gelbe und rote. Aber ich habe noch nie eine mit Gewalt genommen oder mit Geld gelockt. Sie sind alle von ganz allein gekommen, und auch Ihr werdet kommen, eines Tages, eines Nachts...«
     
    »Niemals!«
    Heftig hatte sie diese Erwiderung ausgestoßen, aber das Lächeln wich nicht von seinem eigentümlichen Gesicht.
    »Ihr seid ja eine richtige kleine Wilde, doch das finde ich gar nicht so übel. Eine leichte Eroberung entwertet die Liebe, während eine schwierige sie umso kostbarer macht. So hat es André de Chapelain gesagt, der Meister in der Kunst des Liebens. Gehabt Euch wohl, meine Hübsche, schlaft gut in Eurem großen Bett, allein mit Euren anmutigen Gliedern und Euren wunderbaren kleinen Brüstchen, die traurig sind, weil sie nicht liebkost werden. Lebt wohl!«

ZWEITER TEIL
    Der geheimnisvolle Palast

Kapitel 3
    A ls Angélique am nächsten Morgen erwachte, schaute eine Rose sie an. Genauer gesagt stand ihr gegenüber eine langstielige Rose in einer Kristallvase. Das morgendliche Licht unterstrich ihre zarte Farbe, die Farbe einer perfekten Rose.
    Da sie ihr zugeneigt und so nahe war, hatte Angélique den Eindruck, dass die Blume sie ansah. Halb geöffnet entfaltete sie ihre Blütenblätter anmutig und harmonisch und schien ihr einen verstohlenen Gruß zu entbieten.
     
    Noch ganz benommen vom Schlaf, kam sie langsam zu sich; doch durch die Gegenwart dieser Rose war ihr Erwachen nicht allzu schmerzlich. Sie hatte sich also doch nicht aus dem Fenster stürzen müssen. Oder in diesem Fall von einer Terrasse.
    Der Alptraum, in dem sie seit dem Tag, an dem ihr Vater ihr seine Heiratspläne verkündet hatte, befangen gewesen war, hatte sich aufgelöst, wie ein leichter Dunst, hinter dem sie erneut das Licht des Lebens erblickte.
     
    Dennoch fuhr sie zusammen, als sie entdeckte, dass sie unter den spitzenbesetzten Laken aus feinem Tuch nackt war. Wie war es dazu gekommen?... Angestrengt versuchte sie sich an die letzten Augenblicke dieses lärmenden Tages zu erinnern, als es endlich dunkel und still gewesen war. Es fiel ihr schwer, doch sie erinnerte sich ganz genau, dass sie sich selbst ausgekleidet hatte; allein in diesem Raum, der nur von einem Strahl Mondlicht erleuchtet worden war. Ein schwieriges Unterfangen,
bei dem sie sich mehr schlecht als recht geschlagen hatte. Sie hatte sich die Finger an Nadeln gestochen, Teile ihres Mieders heruntergezerrt und bestimmt alles Mögliche zerrissen, so ungeschickt und fieberhaft hatten ihre Hände gearbeitet. Die Kleidungsstücke, die sie kreuz und quer auf dem Mosaikboden verstreut sah, zeugten davon, wie hektisch sie sich ausgezogen hatte. Aber die Erinnerung daran blieb vage. Es war wie ein ungewisser Traum, halb Alptraum, halb Realität, wie eine Pantomime, die sie in einem Zustand geistiger Verwirrung gespielt hatte und zu der sie keine Verbindung fühlte. Heute Morgen hätte sie nicht mehr erklären können, welche Empfindungen sie gestern bewegt hatten: Wut, Verwirrung, Verzweiflung? Sie hatte den Eindruck, eine andere geworden zu sein, und das machte ihr furchtbare Angst.
    Völlig aufgelöst hatte sie sich auf das Bett geworfen, dessen mit Wappen bestickte Laken einen leichten Duft ausströmten, und hatte vor Müdigkeit und hilfloser Wut geweint, vielleicht auch vor Einsamkeit... Erschöpft war sie schließlich, erfrischt durch die kühle Nachtluft, die zu ihr hereinwehte, in einen tiefen Schlummer gesunken.
     
    Und als sie erwachte, schaute ihr eine Rose aus nächster Nähe ins Gesicht. Wer mochte sie dorthin

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