Angélique - Hochzeit wider Willen
im Park Obst und Sorbets einzunehmen. Vielleicht gibt es heute Abend ein wenig Tanz, vielleicht aber auch nicht...«
Sie ließ durchblicken, dass im Lauf der Stunden zahlreiche Zerstreuungen angeboten würden; und wenn nur die, in Gesellschaft der Ruhe zu pflegen und über Poesie und Liebe zu plaudern.
Die jungen Helferinnen kicherten und warfen einander verschwörerische Blicke zu. Marguerite war nachsichtig und ging nicht auf ihre munteren Anspielungen ein. Heute hatte jeder im ganzen Land das Recht, fröhlich zu sein. Unter dem Himmel von Toulouse hatte eine wunderschöne, glückliche Hochzeit stattgefunden! Was den Schmuck anging, schlug sie etwas Unaufdringliches vor, denn dieser Tag sollte der Erholung dienen; und Angéliques Haar steckte sie nur mit einigen Kämmen fest. In der Sonne breiteten sich ihre herrlichen Haare um sie aus wie ein strahlender Heiligenschein.
Als sie hinunterging, wurde sie von einigen Bediensteten empfangen, die in lange weiße Gewänder gekleidet waren und Turbane auf dem Kopf trugen. Sie brachten ihr Arme voll Blumen,
die sie ihr zu Füßen legten. Dann knieten sie nieder und berührten mit der Stirn den Boden.
»Eure Gärtner, Madame«, erklärte Marguerite.
»Es sind Mauren«, fragte sie mit einem Hauch Verachtung... oder vielleicht auch Mitleid hinzu. »Mauren aus Spanien.«
Um den Gärtnern ihre Dankbarkeit auszudrücken, bat Angélique sie, ihr eine Blume auszusuchen, die sie sich ins Haar stecken wollte.
Im Palast besichtigte sie ihre Gemächer. Haushofmeister Clément Tonnel, den sie aus dem Poitou mitgebracht hatte, kam, um sie zu begrüßen.
Er bestätigte ihr, der Graf de Peyrac habe ihn über seinen Verwalter angestellt und in seinen Aufgaben als Haushofmeister bestätigt. Er war diesbezüglich sehr zuversichtlich. Seine Talente und Fähigkeiten wurden bei der Führung des Haushalts gebraucht. Alfonso d’Alvaro war der Erste, der sich dazu beglückwünschte, einen Helfer bei seinen zahlreichen Aufgaben zu bekommen, die sowohl die Pflichten des Haushofmeisters als auch die Ausrichtung von Festen und großen Essen umfassten. Man war übereingekommen, dass er weiterhin die Empfänge übernehmen würde, die in der Folge der Hochzeit geplant waren, während der aus dem Norden angereister Clément sich mit der ganzen Maschinerie des Hauses, dessen Verantwortung sie teilen würden, vertraut machte. Der Mann erklärte, ihm sei das alles recht. Die Einheimischen hier seien laut und faul, aber herzlich und gutwillig, und er werde sein Bestes tun, um seine neuen Herrschaften zufriedenzustellen.
Angélique hörte sich diese kleine Rede an, in deren unterwürfigem Ton ein wenig Herablassung mitschwang. Sie war es nicht unzufrieden, den jungen Mann bei sich zu behalten, dessen nüchterne Art sich von dem munteren Treiben, ja der ständigen Aufgeregtheit ihrer Umgebung abhob.
Die Mittagsstunde rückte näher.
Kirchenglocken und Glockenspiele begannen zu läuten und erfüllten die Stadt mit ihren Klängen. Die deutlich abgesetzten Töne des Angelus-Läutens erinnerten an die Verkündigung Mariens und die entsprechenden Gebete.
Alfonso, der Angélique zu den Prunkgemächern geleitete, bekreuzigte sich und versicherte vehement, Toulouse sei niemals eine Stadt von Ketzern gewesen. Im Gegenteil. Lange habe hier die Inquisition ihren Sitz gehabt, die unbestechliche, unvergängliche und tugendhafte Inquisition, und wenn sie rot sei wie Blut in der untergehenden Sonne, dann wegen der unzähligen Schlachten, die hier für den Triumph der heiligen katholischen Kirche geschlagen worden seien.
Angélique fragte sich, warum der Toulouser Haushofmeister – Monsieur de Peyracs »bayle«, wie Clément Tonnel ihn genannt hatte – ihr das erzählte, während doch zugleich ein großes Essen, dessen Vorbereitung ihm oblag, bevorstand. Das Glockenläuten draußen verklang und wich dem Stimmengemurmel der versammelten Gäste, die, als sie Angélique erblickten, auf sie zukamen.
Von ihrem Mann, der sich tief vor ihr verneigte, nahm Angélique nur das üppige schwarze Haar wahr, eine mit drei oder vier Ringen geschmückte Hand, die sich der ihrigen bemächtige, sowie die fast unmerkliche Berührung seiner Lippen.
Wieder aufgerichtet, aber halb von ihr abgewandt, stellte er ihr die Freunde vor, die sich heute an ihrer Tafel einfinden würden.
Einige erkannte sie vom Vortag wieder. Alle umringten sie eilfertig. Die Damen und Herren kürzten ihre Begrüßungen, Verneigungen
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