Angélique - Hochzeit wider Willen
stärker …
Seid Ihr«, fragte er unvermittelt, »im Bilde über die alchemistischen Forschungen Eures Gatten, Madame?«
»Nicht wirklich«, erwiderte Angélique ungerührt. »Der Graf de Peyrac hegt großes Interesse für die Wissenschaft...«
»Es heißt sogar, er sei ein bedeutender Gelehrter.«
»Das glaube ich auch. Er verbringt viele Stunden in seinem Laboratorium, aber er hat mich noch nie eingeladen, ihn zu begleiten. Wahrscheinlich glaubt er, Frauen hätten keinen Sinn für solche Dinge.«
Sie schlug ihren Fächer auf, um dahinter ihr Lächeln zu verbergen und vielleicht auch eine leichte Verlegenheit, die der durchdringende Blick des Bischofs bei ihr hervorrief.
»Es ist mein Beruf, die Herzen der Menschen zu erforschen«, erklärte dieser, als hätte er ihre Unsicherheit wahrgenommen. »Aber macht Euch keine Sorgen, meine Tochter. An Eurem Blick erkenne ich, dass Ihr rechtschaffen und trotz Eurer Jugend eine außergewöhnliche Persönlichkeit seid. Und für Euren
Gatten ist es vielleicht noch nicht zu spät, seine Fehler zu bereuen und seiner Ketzerei abzuschwören.«
Angélique stieß einen leisen Aufschrei aus.
»Ich schwöre, dass Ihr Euch im Irrtum befindet, Monseigneur! Mein Mann verhält sich vielleicht nicht wie ein musterhafter Katholik, aber er hat nicht das Geringste mit der Reformation oder anderen hugenottischen Glaubensrichtungen zu tun. Ich habe sogar schon gehört, wie er über die ›trübsinnigen Bärtigen von Genf‹ spottete, die nach seinen Worten wohl mit der himmlischen Mission betraut sind, dem ganzen Rest der Menschheit das Lachen zu verleiden.«
»Trügerische Worte«, sagte der Geistliche mit düsterer Miene. »Sieht man nicht bei Euch ständig notorische Protestanten ein und aus gehen, Madame?«
»Gelehrte, mit denen er sich über wissenschaftliche und nicht über religiöse Fragen austauscht.«
»Wissenschaft und Religion sind untrennbar miteinander verknüpft. Meine Leute haben mir kürzlich zugetragen, dass der berühmte Italiener Bernalli ihn aufgesucht hat. Wisst Ihr, dass sich dieser Mann, nachdem er wegen seiner gottlosen Schriften mit Rom in Konflikt geraten ist, nach Genf geflüchtet hat, wo er zum Protestantismus übergetreten ist? Aber halten wir uns nicht bei diesen aufschlussreichen Anzeichen für eine beklagenswerte Geistesverfassung auf. Eine Frage jedoch fasziniert mich seit vielen Jahren: Der Graf de Peyrac ist sehr reich und scheint immer reicher zu werden. Woher nimmt er diesen Überfluss an Gold?«
»Aber Monseigneur, gehört er nicht einer der ältesten Familien des Languedoc an? Über sie ist er sogar aus alter Zeit mit den Grafen von Toulouse verwandt, die einst in Aquitanien so viel Macht hatten wie heute die Könige der Île-de-France.«
Der Geistliche lachte verächtlich auf.
»Das ist wohl wahr. Doch eine adlige Abkunft bedeutet noch keinen Reichtum. Die Eltern Eures Gatten waren sogar so arm, dass dieses herrliche Stadthaus, in dem Ihr heute residiert, vor kaum fünfzehn Jahren völlig verfallen war. Hat Monsieur de Peyrac Euch denn nie von seiner Jugend erzählt?«
»N... nein«, murmelte Angélique und war selbst erstaunt, dass sie so gar nichts darüber wusste.
»Er war der jüngste Sohn seiner Familie und, ich kann es nur wieder betonen, so arm, dass er sich mit sechzehn Jahren in ferne Lande eingeschifft hat. Viele Jahre hat man ihn nicht gesehen und glaubte ihn schon tot, als er zurückkehrte. Seine Eltern und sein älterer Bruder waren verstorben, und Gläubiger hatten ihr Land unter sich aufgeteilt. Er hat alles zurückgekauft, und seither wächst sein Vermögen unaufhörlich. Dabei gehört er zu den Edelmännern, die man niemals bei Hofe sieht, ja die sich sogar rühmen, ihm fernzubleiben; und er verfügt über keinerlei königliche Pension.«
»Aber er besitzt Ländereien«, warf Angélique ein, die sich bedrängt fühlte, »Schafherden in den Bergen, die ihm Wolle liefern, und eine große Tuchweberei, in der sie verarbeitet wird; außerdem Olivenhaine, Seidenraupenzüchtereien, Gold- und Silberbergwerke …«
»Sagtet Ihr Gold und Silber?«
»Ja, der Graf de Peyrac besitzt zahlreiche Minen in Frankreich, aus denen er anscheinend große Mengen an Gold und Silber gewinnt.«
»Wie treffend Ihr Euch ausgedrückt habt, Madame!«, meinte der Geistliche mit honigsüßer Stimme. » Anscheinend … Genau das wollte ich hören. Der furchtbare Verdacht erhärtet sich.«
»Was wollt Ihr damit sagen, Monseigneur? Ihr
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