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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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blass geworden und sprang auf.
    »Das... das war im Laboratorium. Mein Gott, wenn nur Kouassi-Ba nicht getötet worden ist!«
    Eilig lief er zur Tür.
    Der Erzbischof hatte sich aufgerichtet und stand wie ein Racheengel da. Er starrte Angélique wortlos an.

    »Ich gehe, Madame«, erklärte er schließlich. »Mir scheint, in diesem Hause tut Satan bereits seinen Zorn über meine Anwesenheit kund. Gestattet mir, mich zurückzuziehen.«
    Mit großen Schritten entfernte er sich. Man hörte das Knallen der Peitschen und das Geschrei der Kutscher, während die Kutsche des Bischofs den Vorplatz überquerte.
     
    Angélique blieb allein zurück und tupfte sich mit ihrem kleinen Taschentuch verwirrt die Stirn ab. Nach diesem Gespräch, dem sie gespannt gelauscht hatte, fühlte sie sich verunsichert. Sie dachte, dass sie genug hatte von diesen Geschichten über Gott, Salomo, Ketzerei und Magie. Doch sofort schämte sie sich ihrer respektlosen Gedanken. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass die Männer und ihre Spitzfindigkeiten unerträglich waren und dass sich wahrscheinlich sogar Gott selbst darüber ärgerte.
     
    Angélique war unentschlossen und wusste nicht, was sie tun sollte.
    Sie brannte darauf, in den Flügel des Schlosses zu eilen, in dem dieser Donnerschlag zu hören war. Joffrey hatte aufrichtig besorgt gewirkt. Ob es Verletzte gegeben hatte?... Doch sie rührte sich nicht. Die geheimnisvolle Aura, mit welcher der Graf seine Arbeit umgab, hatte ihr mehr als einmal klargemacht, dass dies das einzige Gebiet war, auf dem er von neugierigen Laien nichts wissen wollte. Die Erklärungen, die er gegenüber dem Erzbischof abgegeben hatte, hatte er sich offenbar angesichts der Person seines Besuchers geradezu abgerungen. Doch sie hatten nicht ausgereicht, um den Argwohn des Geistlichen zu besänftigen.
     
    Angélique erschauerte. Hexerei! Sie sah sich um. In dieser bezaubernden Umgebung wirkte das Wort wie ein makaberer Scherz. Aber es gab noch zu vieles, das Angélique nicht wusste.

    Ich gehe hinüber, entschied sie. Und wenn er mir dann zürnt, dann soll es eben so sein …
    Doch da hörte sie schon den Schritt ihres Mannes, und kurz darauf trat er in den Salon. Seine Hände waren rußverschmiert, aber er lächelte.
    »Gott sei Dank nichts Schlimmes. Kouassi-Ba hat nur ein paar Kratzer abbekommen; allerdings hatte er sich so gut unter einem Tisch versteckt, dass ich einen Moment lang dachte, die Explosion habe ihn in Stücke gerissen. Doch die materiellen Schäden sind beträchtlich. Meine kostbarsten Retorten aus speziellem böhmischem Glas sind in tausend Stücke geborsten; nicht eine ist mehr übrig!«
    Auf ein Zeichen von ihm traten zwei Pagen mit einer goldenen Schüssel und einer Kanne heran. Er wusch sich die Hände und schüttelte dann seine Spitzenmanschetten aus.
     
    Angélique nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Ist es wirklich notwendig, dass Ihr so viel Zeit mit diesen gefährlichen Arbeiten verbringt, Joffrey?«
    »Es ist notwendig, Gold zum Leben zu haben«, erwiderte der Graf und wies mit einer Handbewegung in den herrlichen Salon, dessen Holzdecke er kürzlich hatte neu vergolden lassen. »Aber das ist nicht der Grund. Ich finde bei dieser Arbeit ein Vergnügen, das mir keine andere Tätigkeit schenken kann. Sie gibt meinem Leben einen Sinn.«
    Angélique spürte einen Stich im Herzen, als würden seine Worte sie eines kostbaren Gutes berauben; doch da sie bemerkte, dass ihr Gatte sie aufmerksam beobachtete, zwang sie sich, eine gleichmütige Miene zur Schau zu tragen. Er lächelte und sprach weiter.
    »Den einzigen Sinn meines Lebens... abgesehen von dem, Euch zu erobern«, endete er mit einer formvollendeten höfischen Verbeugung.

    »Ich will nicht in Rivalität zu Euren Phiolen und Retorten treten«, erwiderte Angélique ein wenig zu lebhaft. »Doch ich gestehe, dass die Worte des Bischofs mich in Sorge versetzt haben.«
    »Tatsächlich?«
    »Habt Ihr denn nicht diese verhüllte Drohung wahrgenommen?«
     
    Er antwortete nicht gleich. Ans Fenster gelehnt schaute er nachdenklich über die flachen Dächer der Stadt hinaus, die sich so eng aneinanderdrängten, dass sie mit ihren tönernen Dachpfannen einen gewaltigen Teppich aus kleegrünen und mohnroten Farbtönen bildeten.
    Zur Linken kündete der hohe Turm des Assézat-Hauses mit seiner Laterne vom Ruhm der Waid-Händler, deren Felder sich noch in der Umgegend erstreckten. Der Färberwaid, eine in großen Mengen angebaute Pflanze, war

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