Angélique - Hochzeit wider Willen
Palast näherte, erneut eine Kutsche mit dem Wappen des Erzbischofs, die vor dem Portal hielt.
Sie sah eine asketische Gestalt aussteigen, die in eine graue Kutte gekleidet war, gefolgt von einem mit Bändern geschmückten Edelmann, der ein großes Wort zu führen schien; denn seine Stimme, die Befehle oder Beleidigungen brüllte, drang sogar auf diese große Entfernung zu ihnen.
»Meiner Treu«, rief Bernard d’Andijos aus, der immer noch einer von Angéliques treuen Gefolgsleuten war, »mir scheint, da haben wir den Chevalier de Germontaz, Monseigneurs Neffen. Der Himmel schütze uns! Er ist ein Rüpel und der größte Dummkopf, den ich kenne. Auf mein Wort, Madame, lasst uns durch den Park reiten, damit wir ihm nicht begegnen.«
Die kleine Gruppe bog nach links ab. Nachdem sie die Pferde in die Ställe gebracht hatten, begaben sie sich in die Orangerie, die von Springbrunnen umgeben war und einen sehr angenehmen Aufenthalt versprach. Doch kaum saßen die Gäste vor einem Imbiss aus Obst und eisgekühlten Getränken, da teilte ein Page Angélique mit, der Graf de Peyrac verlange nach ihr.
In der Eingangsgalerie traf sie ihren Mann in Gesellschaft des Edelmanns und des Mönchs an, die sie eben gesehen hatte.
»Dies ist Abbé Bécher, der hervorragende Gelehrte, von dem Monseigneur uns bereits erzählt hat«, erklärte ihr Joffrey. »Und ich stelle Euch ebenfalls den Chevalier de Germontaz vor, Monseigneurs Neffen.«
Der Mönch war groß und dürr. Seine ziemlich eng stehenden Augen lagen unter buschigen Augenbrauen versteckt. In seinem leicht schielenden Blick brannte ein fiebriges, mystisches Licht, und ein langer, magerer Hals mit hervorspringenden Sehnen ragte aus seiner Kutte. Sein Gefährte schien da zu sein, um einen Kontrast zu ihm zu bilden. Der Chevalier de Germontaz war ebenso fröhlich und lebhaft wie der andere abgehärmt und asketisch. Sein Teint war rosig, und für seine fünfundzwanzig Jahre verfügte er bereits über eine beachtliche Leibesfülle. Die üppigen blonden Haare einer Perücke wallten auf seinen Anzug aus blauer Seide herab, der mit einer Flut rosafarbener Bänder geschmückt war. Seine Rhingrave war so weit und ihre Spitzen waren so üppig, dass sich zwischen diesen ganzen Rüschen das Schwert des Edelmanns unpassend ausnahm. Er schwenkte seinen breiten Filzhut vor Angélique, dass dessen Straußenfeder über den Boden fegte, und küsste ihr die Hand, doch als er sich aufrichtete, musterte er sie so unverschämt, dass sie empört war.
»Nun, da meine Gattin da ist, können wir uns ins Laboratorium begeben«, erklärte der Graf de Peyrac.
Der Mönch fuhr zusammen und sah erstaunt Angélique an.
»Soll ich daraus schließen, dass Madame das Heiligtum betreten und den Gesprächen und Experimenten beiwohnen wird, an denen Ihr mich freundlicherweise teilhaben lasst?«
Der Graf schnitt eine Grimasse und unterzog seinen Gast einer aufreizenden Musterung. Er wusste, wie sein Mienenspiel jeden, der ihm zum ersten Mal begegnete, beeindruckte, und machte sich ein boshaftes Vergnügen daraus.
»Pater, in meinem Brief an Monseigneur, in dem ich mich bereit erklärte, seinen mir gegenüber vielfach geäußerten Wunsch zu erfüllen und Euch zu empfangen, schrieb ich ihm, dass dies
gewissermaßen nur ein Besuch sei und daher weitere Personen meiner Wahl anwesend sein könnten. Außerdem hat er Euch den Chevalier an die Seite gestellt, für den Fall, dass Eure Augen nicht alles erkennen, was Ihr zu sehen wünscht.«
»Aber Monsieur, als Gelehrter müsst Ihr doch wissen, dass die Anwesenheit einer Frau im absoluten Gegensatz zur hermetischen Tradition steht, die versichert, dass unter entgegengesetzten Fluida kein Ergebnis erreicht werden kann...«
»Stellt Euch vor, Pater, in meiner Wissenschaft sind die Resultate stets verlässlich und hängen weder von der Stimmung, dem Rang oder dem Geschlecht der Anwesenden ab...«
»Mir ist das sehr recht!«, rief der Chevalier mit erfreuter Miene aus. »Ich will nicht verhehlen, dass ich lieber eine hübsche Dame ansehe als Phiolen oder alte Töpfe. Doch mein Onkel hat darauf bestanden, dass ich Bécher begleite, um mich die Pflichten meines neuen Amts zu lehren. Ja, mein Onkel wird mir das Amt eines Großvikars über drei Bistümer kaufen. Aber er ist ein schrecklicher Mensch. Er gewährt mir diese Gunst nur unter einer Bedingung, nämlich dass ich die Priesterweihe empfange. Ich gestehe, dass ich mich mit den Einkünften zufrieden
Weitere Kostenlose Bücher