Angélique - Hochzeit wider Willen
kundiger, was die Heilung und die... Magie angeht!«
Er setzte jenes Lächeln auf, das die Furchen seiner Narben vertiefte und ihm einen sardonischen Ausdruck verlieh.
»Seht Ihr nicht, dass unsere Verbindung sogar noch perfekter ist, als Molines glaubte?«
»Wie denn das?«
»Die Hexe und der Teufel!«
Angélique zuckte zusammen.
»Ihr macht Euch lustig über mich, Monsieur! Gott schütze mich! Hexen werden verbrannt!«
»Ein weiterer Scheiterhaufen für unsere südlichen Landstriche …«
Pathetisch faltete Angélique die Hände, doch sofort kam ihr die Bewegung ebenso töricht vor wie das Gebet, das ihr spontan über die Lippen gekommen war.
»Ich bitte Euch, verspottet mich nicht!...«
Er wurde ernst, und mit einem Mal fühlte sie sich wie eingehüllt von seinem Blick, der sie sanft umfing.
»Nun gut!«, sagte er. »Ich werde nicht über Euch spotten, aber nur unter einer Bedingung: Und zwar, dass Ihr mir sagt, was Euch gestern so aufgewühlt hat, was Ihr in unseren Gesprächen über militärische Angelegenheiten gehört habt, das Euch einen solchen Schrecken bereitet hat... als wäre Euch eine Vision aus alter Zeit erschienen und Ihr hättet plötzlich begriffen, was sie bedeutet... oder was sich hinter ihr verbarg wie hinter einer Maske. So hat es jedenfalls Medicus Rodrigo Benshaprout ausgedrückt.«
Unter seinem Blick wurde ihr schwach zumute.
Es war ein nie gekanntes, erregendes Gefühl zu entdecken, dass sie ihm so wichtig war.
Er habe recht, gestand sie. Sie habe schreckliche Angst.
Gestern sei ihr ein Geheimnis, das sie hüte, wieder ins Gedächtnis gekommen. Vor langer Zeit habe sie heimlich ein Gespräch über ein furchterregendes Komplott mit angehört. Doch sie sei damals noch ein Kind gewesen, und zweifellos
sei dies der Grund dafür, dass der Vorfall ihr fast vollständig entfallen sei.
Er nahm ihren Arm, zog sie in einen angrenzenden kleinen Salon, setzte sie in einen Sessel und nahm neben ihr Platz.
»Sprecht, Madame«, drängte er sanft.
Angesichts seiner Eindringlichkeit gab es kein Entkommen.
Auf der Welt gab es nur noch sie beide, und er war der Einzige, dem sie vertrauen konnte. Sie erzählte ihm alles.
»Gewiss war es die Absicht des Prinzen Condé«, fügte sie abschließend hinzu, »den Kardinal zu vergiften, und vielleicht sogar den König und seinen jüngeren Bruder. Aber was ich nicht so recht verstanden habe, ist die Sache mit den Briefen, eine Art mit der Unterschrift bekräftige Absichtserklärungen, die der Prinz und andere Herren Monsieur Fouquet übergeben sollten. Wartet... Es war in diesem Sinne: ›Ich verpflichte mich, nur Monsieur Fouquet zu unterstützen und ihm meinen Besitz zur Verfügung zu stellen...‹«
Joffrey de Peyrac hatte ihr schweigend zugehört.
Als sie geendet hatte, lachte er höhnisch auf.
»Da seht Ihr, in welcher Welt wir leben! Und wenn man bedenkt, dass Monsieur Fouquet zu dieser Zeit nichts als ein bedeutungsloser Angehöriger des Parlaments war! Dennoch vermochte er es schon damals durch sein finanzielles Geschick, Fürsten in seinen Dienst zu zwingen. Und heute ist er der reichste Mann des Königreichs, neben Mazarin natürlich. Was beweist, dass unter der wohlwollenden Sonne Seiner Majestät doch Platz für beide war. Dann habt Ihr also Euren Wagemut so weit getrieben, dass Ihr Euch dieser Schatulle bemächtigt habt? Habt Ihr sie versteckt?«
»Ja, ich...«
Doch dann verschloss eine instinktive Vorsicht ihr die Lippen.
»Nein, ich habe sie in den Seerosenteich im Park geworfen.«
»Glaubt Ihr, dass Euch jemand wegen ihres Verschwindens im Verdacht hatte?«
»Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass man meiner unbedeutenden Person solche Bedeutung zugemessen hat. Allerdings habe ich es mir nicht nehmen lassen, vor dem Prinzen Condé eine Anspielung auf das Kästchen zu machen.«
»Wirklich? Aber das war Wahnsinn!«
»Ich musste unbedingt die Befreiung vom Wegezoll für die Maultiere meines Vaters erwirken. Ach, das ist wirklich eine Geschichte«, rief sie lachend aus, »und jetzt weiß ich auch, dass Ihr indirekt damit zu tun hattet. Aber ich würde gern jederzeit wieder solche Tollkühnheiten begehen, wenn ich dafür noch einmal die verdutzten Gesichter dieser arroganten Leute sehen könnte.«
Erneut erzählte sie ihm von ihrem Scharmützel mit dem Prinzen Condé.
Der Graf de Peyrac schüttelte den Kopf.
»Ich bin fast erstaunt, Euch noch lebendig an meiner Seite zu sehen. Er muss Euch tatsächlich
Weitere Kostenlose Bücher