Angélique - Hochzeit wider Willen
Explicatio von Thomas Erastus und schließlich, was ihm außerordentlich behagte, sein eigenes Buch Über die Transmutation von Conan Bécher.
Heiteren Sinnes und vertrauensvoll folgte der Mönch seinem Gastgeber.
Der Graf führte seine Gäste aus dem Palast und brachte sie zu dem Gebäudeflügel, in dem sich sein Laboratorium befand.
Als die Besucher sich näherten, sahen sie auf dem Dach einen gewaltigen Kamin qualmen, gekrönt von einem gebogenen Kupferrohr, das wie der Schnabel eines apokalyptischen Vogels wirkte. Dann, als sie herantraten, drehte sich die Apparatur knarrend in ihre Richtung und zeigte ihren schwarzen Rachen, aus dem rußgeschwängerter Rauch aufstieg.
Der Mönch fuhr zurück.
»Das ist nur ein Kaminaufsatz, um durch den Wind die Öfen zum Ziehen zu bringen«, erklärte Graf de Peyrac.
»In meinem Haus ziehen sie bei Wind sehr schlecht.«
»Hier ist das Gegenteil der Fall, denn ich nutze den durch den Wind ausgelösten Unterdruck.«
»Und der Wind stellt sich in Euren Dienst?«
»Ganz genau. Ebenso, wie er eine Windmühle antreibt.«
»Bei einer Mühle, Monsieur, sorgt der Wind dafür, dass sich die Mahlsteine drehen.«
»Bei mir drehen sich die Öfen zwar nicht, aber die Luft wird angesaugt.«
»Ihr könnt doch Luft nicht ansaugen, denn sie besteht aus Leere.«
»Und dennoch werdet Ihr sehen, dass meine Öfen höllisch gut ziehen.«
Der Mönch bekreuzigte sich dreimal, ehe er hinter Angélique und dem Grafen über die Schwelle schritt. Kouassi-Ba, der Mohr, hob zum Gruß feierlich seinen Krummsäbel, den er anschließend wieder in die Scheide steckte.
Im Hintergrund des weitläufigen Raums sah man zwei rötlich glühende Öfen. In einem weiteren, der genau gleich aussah, war es dunkel. Vor den Öfen standen eigenartige Apparaturen, die aus Leder, Eisen sowie Ton- und Kupferrohren bestanden.
»Dies sind die Blasebälge für meine Öfen; für die Fälle, in denen ich das Feuer sehr stark anheizen muss, beispielsweise zum Schmelzen von Kupfer, Gold oder Silber«, erklärte Joffrey de Peyrac.
Holzregale liefen an allen Wänden des Hauptraums entlang. Sie standen voller Töpfe und Phiolen, die etikettiert und mit kabbalistischen Zeichen und Zahlen beschriftet waren.
»Ich halte eine Reihe unterschiedlicher Substanzen auf Vorrat: Schwefel, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei, Borax, Orpiment, Realgar, Zinnober, Quecksilber, Höllenstein sowie blauen und grünen Vitriol. Gegenüber, in diesen Glasballons, habe ich rauchende Schwefelsäure, Scheidewasser und Salzsäure. Auf dem obersten Bord seht Ihr meine Rohre und Gefäße aus Glas, Eisen, Steinzeug, und ein Stück weiter Retorten und Destillieraufsätze. In dem kleinen Raum im hinteren Teil lagere ich Stein, der unsichtbares Gold enthält, wie dieses arsenische Mineral,
sowie verschiedene Steine, aus denen man durch Schmelzen Silber gewinnen kann. Dies ist Hornsilber aus Mexiko. Ich habe es von einem spanischen Edelmann, der dort gewesen ist.«
»Monsieur le Comte gefällt es, über die jämmerlichen Kenntnisse eines armen Mönchs zu spotten, indem Ihr behauptet, diese wachsartige Masse sei Silber, denn ich sehe nicht die winzigste Spur davon.«
»Ich werde es Euch gleich zeigen«, gab de Peyrac zurück.
Von einem Haufen, der neben den Öfen lag, nahm er ein dickes Stück Holzkohle. Aus einem Glas, das auf einem Regalbrett stand, zog er ein Talglicht und zündete es am Feuer an. Dann bohrte er mit einer Eisenspitze ein kleines Loch in die Kohle, steckte eine kleine Menge von dem »Hornsilber« hinein, eine halb durchsichtige Substanz von einem schmutzigen Graugelb, und fügte, wie er erklärte, ein wenig Borax hinzu. Daraufhin ergriff er ein gebogenes Kupferrohr, hielt es an die Kerzenflamme und blies diese geschickt über das kleine Loch, in dem sich die beiden salzartigen Substanzen befanden. Sie schmolzen, warfen Blasen und verfärbten sich, und dann erschien eine Reihe metallischer Tröpfchen, die der Graf, indem er stärker blies, zu einer einzigen, schimmernden Linse zusammenlaufen ließ.
Er nahm die Flamme weg und hob das kleine, glitzernde Silberstück mit einer Messerspitze hoch.
»Hier ist das Silber, das ich vor Euren Augen aus diesem seltsam aussehenden Stein herausgeschmolzen habe.«
»Nehmt Ihr die Transmutation des Goldes auf die gleiche einfache Weise vor?«
»Ich nehme gar keine Transmutation vor, sondern ziehe nur die Edelmetalle aus Mineralien heraus, welche diese bereits in sich bergen, wenngleich
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