Angélique - Hochzeit wider Willen
Frauen, so wie alles Schöne. Nein, Angélique, mein Kleinod, ich bereue nichts und werde nicht zur Beichte gehen!«
Erst nachdem sie zur Frau geworden war, konnte Angélique sie selbst sein. Zuvor war sie nur eine Rosenknospe gewesen und hatte sich beengt in ihrem Fleisch gefühlt, dem ein Tropfen maurischen Blutes eine Neigung zur fleischlichen Lust eingegeben hatte.
Während der folgenden Tage, in denen die Feierlichkeiten des Minnehofs weitergingen, hatte sie das Gefühl, in eine andere
Welt versetzt worden zu sein, in eine Welt der Fülle und zauberhafter Entdeckungen. Ihr war, als wäre der Rest der Welt versunken und das Leben hätte in seinem Lauf angehalten.
Sie verliebte sich immer mehr. Ihr Teint wurde rosig, und zu ihrem Lachen erklang eine neue Kühnheit. Jede Nacht fand Joffrey sie begieriger, drängender, und sie verweigerte sich nicht mehr schroff wie eine junge Diana, wenn er sie in neue Liebesspiele einführen wollte, sondern ergab sich ihm rasch und hemmungslos.
Ihre Gäste schienen ihre entspannte, leichte Stimmung zu teilen.
Und dafür hatten sie auch einem Wunderwerk an Organisation zu danken, denn der Graf de Peyrac vergaß in seinem Genie nicht das kleinste Detail, das der Bequemlichkeit und dem Wohlgefühl seiner Gäste diente. Ungezwungen hielt er sich überall auf; und doch hatte Angélique den Eindruck, dass er nur an sie dachte und nur für sie sang. Oft stieg ein Anflug von Eifersucht in ihr auf, wenn sie sah, wie er einer koketten Dame, die ihn um Rat wegen einer Spitzfindigkeit auf der Karte des Landes Tendre bat, tief in die Augen sah. Sie spitzte dann die Ohren, doch sie musste zugeben, dass ihr Gatte ihr treu blieb und sich elegant mit einer seiner geschickt als Kompliment verhüllten Spitzen, auf die er sich wie kein anderer verstand, aus der Affäre zog.
Mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung sah sie nach acht Tagen zu, wie die schweren, mit Wappen geschmückten Kutschen auf dem Hof des Palasts wendeten und wieder den Weg zu fernen Adelsgütern antraten, während schöne, reich mit Spitzen geschmückte Hände sich aus den Fenstern streckten und winkten und die Reiter mit ihren federbesetzten Hüten grüßten. Angélique stand auf dem Balkon und winkte ihnen zum Abschied fröhlich zu.
Sie hatte nichts dagegen, dass es wieder ein wenig ruhiger zuging und sie ihren Mann ganz für sich allein hatte. Doch insgeheim war sie betrübt darüber, dass diese wunderbaren Tage zu Ende gingen. Solche Glücksmomente erlebt man wohl nur einmal. Niemals, das ahnte Angélique plötzlich, niemals würden diese berauschenden Wochen wiederkehren …
Gleich am ersten Abend sperrte Joffrey de Peyrac sich in seinem Laboratorium ein, das er seit dem Beginn des Minnehofs nicht mehr betreten hatte.
Angélique warf sich in ihrem großen Bett, in dem sie auf ihn wartete, enttäuscht von einer Seite auf die andere.
So sind die Männer!, sagte sie sich verbittert. Sie lassen sich gnädig herab, uns im Vorübergehen ein wenig Zeit zu schenken, aber nichts hält sie zurück, wenn es um ihre kleinen Steckenpferde geht. Für die einen ist es das Duell und für die anderen der Krieg. Für Joffrey sind es seine Retorten. Früher hat es mich interessiert, wenn er davon sprach, weil es mir schien, als empfinde er nur dann Zuneigung zu mir; doch jetzt hasse ich dieses Laboratorium!
Schmollend schlief sie irgendwann ein.
Sie erwachte von der plötzlichen Helligkeit einer Kerze und sah Joffrey an ihrem Bett, der sich soeben ausgekleidet hatte. Sie setzte sich abrupt auf und schlang die Arme um die Knie.
»Ist das wirklich nötig?«, verlangte sie zu wissen. »Ich höre schon, wie die Vögel im Park erwachen. Tätet Ihr nicht besser daran, diese Nacht, die so gut begonnen hat, in Euren Räumen zu verbringen und eine hübsch dickbäuchige Retorte ans Herz zu drücken?«
Er lachte und wirkte überhaupt nicht zerknirscht.
»Ich bin untröstlich, meine Kleine, aber ich steckte mitten
in einem Experiment, das ich nicht im Stich lassen konnte. In gewisser Weise hat unser abscheulicher Erzbischof damit zu tun. Immerhin hat er den Tod seines Neffen sehr würdevoll hingenommen. Aber Vorsicht ist dennoch geboten; es ist bei Todesstrafe untersagt, sich zu duellieren. Noch ein Trumpf für ihn in diesem Spiel. Er hat mir ein Ultimatum gestellt, seinem idiotischen Mönch Bécher mein Geheimnis des Goldmachens zu verraten. Und da ich ihn vernünftigerweise nicht über meinen
Weitere Kostenlose Bücher