Angélique - Hochzeit wider Willen
Liebe?
In dem Lustschlösschen an der Garonne waren die von ihrem anspruchvollen Herrn gut geschulten Dienstboten unsichtbar am Werk gewesen. Ihr Zimmer war vorbereitet. Auf der Terrasse stand neben einem Ruhebett ein Imbiss aus Früchten bereit, und in einer Bronzeschale waren Flaschen kühl gestellt, doch kein Mensch war zu sehen.
Angélique und ihr Gatte schwiegen. Dies war nicht die Stunde für Worte.
»Warum lächelt Ihr nicht?«, flüsterte sie dennoch, als er sie mit kaum gezügelter Ungeduld an sich zog. »Seid Ihr immer noch böse? Ich versichere Euch, dass ich diesen Zwischenfall mit Germontaz nicht gewollt habe.«
»Das weiß ich, Liebste.«
Er holte tief Luft und sprach mit tonloser Stimme weiter.
»Ich kann nicht lächeln, denn ich habe viel zu lange auf diesen Augenblick gewartet, und nun zieht sich mein Herz beinahe schmerzhaft zusammen. Ich habe noch nie eine Frau wie dich geliebt, Angélique, und mir ist, als hätte ich dich schon geliebt, noch bevor ich dir begegnet bin. Und als ich dich dann sah... Du warst alles, worauf ich je gewartet hatte. Aber du gingst vorüber, zum Greifen nah und doch unnahbar wie eine Hexe aus dem Moor. Und ich gestand dir meine Gefühle unter Scherzen, da ich fürchtete, du könntest entsetzt zurückfahren oder über mich spotten. Noch nie habe ich so lange auf eine Frau gewartet oder so viel Geduld aufgebracht. Und dabei gehörtest du rechtmäßig mir. Hundertmal war ich drauf und dran, dich mit Gewalt zu nehmen, aber ich wollte nicht nur deinen Körper, sondern ich wollte deine Liebe erobern. Und wenn ich dich jetzt so sehe, mit einem Mal endlich mein, da zürne ich dir wegen all der Qualen, die du mir bereitet hast. Ich zürne dir«, wiederholte er mit glühender Leidenschaft.
Tapfer hielt sie dem Ausdruck auf seinem Gesicht stand, den sie jetzt nicht mehr fürchtete, und lächelte.
»Räche dich doch«, murmelte sie.
Er erschauerte und erwiderte ihr Lächeln.
»Ah! Du bist noch weiblicher, als ich dachte. Fordert mich nicht heraus! Ihr werdet um Gnade bitten, schöne Feindin!«
Von diesem Moment an gehörte Angélique sich nicht mehr. Sie begegnete erneut den Lippen, die sie schon einmal trunken gemacht hatten, und stürzte wieder in diesen Strudel neuer Empfindungen, die sich ihrem Körper seither als unbestimmte Sehnsucht eingeprägt hatten. Alles erwachte in ihr, und mit der Verheißung der Hingabe, die jetzt nichts mehr aufhalten
konnte, empfand sie die Lust nach und nach so intensiv, dass es sie erschreckte.
Keuchend neigte sie sich zurück und versuchte, diesen Händen zu entkommen, die ihr mit jeder Bewegung eine neue Quelle der Wollust aufzeigten, und dann sah sie, als tauche sie aus einem Schacht voll erdrückender Süße auf, wie sich der Sternenhimmel und die neblige Ebene, durch die sich die Garonne wand wie ein silbernes Band, um sie drehten.
Angélique war gesund und strahlend schön und für die Liebe wie geschaffen. Doch die völlig neuen Empfindungen, die sie in ihrem Körper spürte, verstörten sie, und sie fühlte sich bedrängt und – innerlich sogar mehr als äußerlich – einem wilden Ansturm ausgesetzt. Erst später, als sie erfahrener war, sollte sie ermessen können, wie sehr Joffrey de Peyrac sein eigenes, machtvolles Verlangen bezähmt hatte, um sie sich vollkommen zu Willen zu machen.
Fast ohne dass sie es bemerkte, kleidete er sie aus und legte sie auf das Ruhebett. Mit unermüdlicher Geduld zog er sie, die zunehmend fügsamer und erregter wurde und mit fieberglänzenden Augen leise seufzte, wieder an sich. Einmal versuchte sie, sich loszumachen, dann schmiegte sie sich wieder an ihn, doch als diese Empfindung, die sie nicht zu beherrschen versuchte, ihren Höhepunkt erreichte, entspannte sie sich plötzlich. Angélique spürte, dass sie von einem Wohlgefühl ergriffen wurde, in das sich eine köstliche, beinahe schmerzliche Erregung mischte; sie setzte sich über alles Schamgefühl hinweg und bot sich selbst den kühnsten Liebkosungen dar. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich widerstandslos vom Strom der Wollust davonreißen. Obwohl sie den Schmerz fühlte, bäumte sie sich nicht dagegen auf, denn jede Faser ihres Körpers verlangte gebieterisch danach, dass ihr Mann sie in Besitz nahm.
Als er in sie eindrang, schrie sie nicht, sondern riss nur die Augen weit auf, und alle Sterne des Frühlingshimmels spiegelten sich in ihren grünen Augen.
»Ist es schon vorbei?«, murmelte
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