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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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notwendig war. Und Seine Majestät selbst würde ihr die Gärten zeigen.
    Die Ihrigen und einige Freunde, die mit in der Mietkutsche fuhren, hatten sich zwar an ihre Stimmungsumschwünge und ihre unpassenden, oft seltsamen Äußerungen gewöhnt, waren aber angesichts ihrer Heftigkeit dennoch verblüfft.
    Audiger war zutiefst enttäuscht. Er hatte sich viel von dieser Spazierfahrt erhofft. Angélique würde eine so strahlende Welt erleben, dass ihre Kühnheit und ihr Selbstvertrauen, die er ein wenig übertrieben fand, etwas zurückgestutzt würden. Er hätte ihr einige seiner Bekannten unter den Mundschenken des Königs vorgestellt. Und in der Menge der Schaulustigen, die in Versailles herumwimmelten, hätte er vielleicht Gelegenheit gefunden, sie ein wenig zur Seite zu nehmen.
    In dem Höllenlärm, der an dieser Stelle des Seine-Ufers herrschte, diskutierten sie laut. Hier führte die Straße nach Versailles vorbei, und es war ein ständiges Kommen und Gehen von Kutschen, Wagen und sogar Karren mit Steinen
und anderem Material für den Ausbau des Palasts und die Vergrößerung der ihn umgebenen Gärten.
    Angélique ermunterte die anderen, ihren Plan weiterzuverfolgen. Schließlich bekam man nicht jeden Tag Gelegenheit, sich dem König zu nähern.
    Sie würde mit ihren zwei kleinen Söhnen in der Herberge mit dem Namen »Le Relais des Quatre Rois« warten, die ein wenig von der Straße zurückgesetzt lag und in der sie schon häufig angehalten hatten, um sich zu erfrischen.
    Schließlich zogen die anderen in dem Menschengewühl und der Hitze dieses Sommertags davon.
     
    Trotz ihres Namens war die Herberge schon lange keine Poststation mehr, sondern eine weitläufige Gastwirtschaft, in der sich an schönen Tagen die Spaziergänger aus der Umgegend tummelten, aber auch die Insassen der Kutschen sowie ihre Kutscher, Knechte und Fuhrleute, die dort einen Halt einlegten, ehe sie den letzten Hang auf dem Weg nach Versailles in Angriff nahmen.
    Es hieß, seit mehr als einem Jahrhundert sei es ein und dieselbe Familie, die alle empfing, die hier vorbeikamen, und dies habe der Herberge den Namen »Poststation« eingetragen, der außerdem darauf anspielte, dass hier einst Könige abgestiegen seien.
    Hier wurde man freundlich und lebhaft aufgenommen. Bei schlechtem Wetter konnte man seinen Proviant mit hineinbringen und brauchte nichts weiter zu verzehren als eine Karaffe Wein von dem Weinberg, der hinter dem Haus lag. Der gleiche Wein wurde um einen günstigen Preis draußen im Freien in zwei oder drei Gartenlauben serviert.
    Angélique hatte sich mit der Wirtstochter, Marguerite du Vaast, angefreundet, einer robusten, hübschen jungen Frau, die seit dem Tod ihrer Mutter im vergangenen Jahr
die Gastwirtschaft in Gang hielt, die den ganzen Tag und bis weit in die Nacht hinein niemals leer wurde.
    Florimond und Castor rissen sie zu Entzückensausbrüchen hin. Sie behauptete, die beiden seien die reinsten Engel und eine Abwechslung nach all den Säufernasen, mit denen sie es den ganzen Tag lang zu tun hatte.
    Sie träumte davon, eines Tages auch die Mutter solcher Kinder zu sein; doch zuvor musste sie noch einen kräftigen Gefährten von angenehmem Wesen finden, der sie bei ihrer Arbeit unterstützte. Der Tod ihrer Mutter war für die Herberge ein schwerer Schlag gewesen, denn, so meinte Marguerite seufzend, auf ihren Vater könne man sich nicht verlassen. Sie hätte ihm gern eine neue Frau gesucht, aber auch das würde nicht einfach werden.
    An diesem Tag fragte Angélique, ob sie ihr für kurze Zeit ihre Kleinen anvertrauen könne. In einer mit Bänken abgesperrten Ecke und mit Kuchen getröstet, würden sie warten, während sie in den Weinberg steigen und mit Maître Anselme, dem Wirt, über Geschäftliches sprechen wollte. Marguerites Vater, der Herr des Etablissements, machte keinen Hehl daraus, dass er lieber im Weinberg arbeitete, als sich dem unaufhörlichen, lauten Stimmengewirr des vielbesuchten Lokals auszusetzen.
    Angélique, die den Lärm der Straße auch nicht ertrug, stieg den Hügel hinauf und schleppte sich Stufe um Stufe nach oben.
    Von der Höhe des Weinbergs aus sah man die braunen, tönernen Dachziegel und ein Stück des Kirchturms des kleinen Fleckens Saint-Cloud.
    Angélique ging weiter und dachte immer noch an diese Idee, die sie plötzlich gehabt hatte: Eines Tages würde sie in ihrem herrlichsten Staat als Gast des Königs nach Versailles kommen, um sich selbst wiederzufinden.

    Niemals werde ich als

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