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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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verschlossenem Charakter, und sie hatte sich gefragt, wie sie seine Aufmerksamkeit gewinnen könne.
    »Meister Anselme«, bat sie, »könnt Ihr mir die Namen der Könige nennen, die Eurem Lokal den Namen gegeben haben und von denen es heißt, sie hätten sich zur Zeit Eurer Vorfahren an diesem Ort erfrischt?«
    Über dieses Thema ließ Meister Anselme sich gern aus.
    Vor allem waren es Ihre Majestäten Heinrich IV. und
Ludwig XIII. gewesen, die das Etablissement seiner Vorfahren so häufig beehrt hatten, dass sie fast zur Familie gehörten. Der Vater und sein junger Sohn gingen in der bewaldeten, ein wenig sumpfigen und damals kaum bekannten Gegend um Versailles auf die Jagd.
    Später hatte König Ludwig XIII. sich aus Nostalgie in Versailles ein Jagdschlösschen bauen lassen. Mehrmals hatte er sich dorthin zurückgezogen, denn nur dort fand er die Gelassenheit, die es ihm erlaubt hatte, schwere Gewissens- und Regierungskrisen zu lösen. Und rund um dieses von Ludwig XIII. errichtete Schlösschen, so hieß es, wolle nun der jetzige Monarch einen grandiosen Palast erbauen, in dem er herrliche Feste geben konnte. Dazu war die Umgebung besser geeignet als die seiner anderen Residenzen in der Île de France wie Saint-Germain und Fontainebleau …
    »Was ein Irrtum ist.« Meister Anselm konnte sich eines Kommentars nicht enthalten. »Dies ist hügeliges Gelände und daher überall schwieriges Terrain. Aber was soll man machen? Das ist eine Frage der Anhänglichkeit, der Leidenschaft. Dieser Ort hat Seine Majestät verzaubert, genau wie zuvor seinen Vater.«
    Aus diesem Grunde galt die Vorliebe des Winzers König Heinrich III. Dieser war allerdings nicht in die Poststation, die sich mehr und mehr zu einer Herberge entwickelte, gekommen, um zu trinken, sondern er war im Schloss von Saint-Cloud, das im vorigen Jahrhundert erbaut worden war, am 1. August 1589 ermordet worden.
    Am Abend, an dem sich diese Tragödie zutrug, waren in der Herberge drei oder vier Gardisten eingetroffen, um sich bei einem guten Schluck von ihrem Schrecken zu erholen. Die Spitzen ihrer Lanzen waren noch rot gewesen vom Blut des »hinterlistigen Mönches«. Denn so hatte ihn der König
selbst genannt, als er spürte, wie Jacques Cléments Messerklinge ihm in die Eingeweide drang.
    »He, hinterlistiger Mönch! Du hast mich getötet …«
    Dabei war es, berichteten die Gardisten betrübt, sogar der Monarch selbst gewesen, der darauf bestanden hatte, dass man den »Kapuzenträger«, einen weiß gekleideten Dominikanermönch, vor ihn führte. Denn der hatte angeblich eine himmlische Botschaft für ihn, von einem seiner Freunde, der ein Gefangener der Liga war. Dieser König war so fromm und achtete alle Männer der Kirche so sehr, dass er jede Gelegenheit nutzte, um sie zu empfangen, und sie bat, mit ihm zu beten, damit er seinen Pflichten als Souverän gegenüber seinen Untertanen nachkommen könne.
    Vergeblich hatten die »Bärtigen« sich auf den Mörder gestürzt.
    Heinrich III. war verloren.
    Von der Herberge aus hatte man gesehen, wie Heinrich von Navarra, der damals weder gekrönt noch konvertiert war und den man eilig herbeigerufen hatte, auf das Schloss zugaloppierte. »Cousin, ich lege das Königreich Frankreich in Eure Hände«, sollte der Sterbende zu ihm sagen, als er an seinem Bett kniete.
    Zur gleichen Zeit stöhnte Paris, das unter einem Nebelschleier lag, unter der Herrschaft der Liga und musste eine gnadenlose Belagerung hinnehmen. Man aß Katzen, Hunde, Esel, Pferde und sogar Menschenfleisch. 8
     
    »Und der vierte König?«, wollte Angélique wissen und hoffte, jetzt eine weniger tragische Geschichte zu hören.

    Das war der Erste und Älteste, der dem Marktflecken am Seine-Ufer seinen Namen gegeben hatte.
    Aus Clodomir war Cloud geworden und dann nach seiner Heiligsprechung Saint Cloud. Noch so ein Königskind aus alter Zeit, das von seiner Mutter – oder war es die Großmutter gewesen? – vor Meuchelmördern gerettet worden war, indem sie es wegbrachte und im Kloster versteckte, wo man ihm eine Kutte anzog und das lange Haar schor, sodass es dem Zugriff des Throns für immer entzogen war.
     
    Jetzt war der Moment gekommen, in dem Angélique das Geschäft ansprechen wollte, um dessentwillen sie gekommen war. Durch ihr Gespräch, in dem er seine Vorlieben enthüllt hatte, ahnte sie schon, welche Einwände Meister Anselme ihr entgegenhalten würde.
    »Monsieur, ich habe bei Euch schon mehrmals einen ausgezeichneten Wein

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