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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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die nur eine von mehreren war, mit dem Ziel, die Gier der Steuerbehörden zu umgehen. Dabei hatten sie doch ganz unschuldige Anliegen: Angéliques Wunsch, guten Wein auf die Tische des Kecken Hahns zu bringen, oder Meister Anselmes Bestreben, gutes Geld zu verdienen und seine ausländischen Freunde zufriedenzustellen, die sogar jenseits der Grenzen des Königreichs den Wein von den Hängen von Saint-Cloud liebten.
     
    Die abendlichen Schatten wurden länger, aber noch war es hell, und der Tag schien kein Ende nehmen zu wollen, obwohl es bis zum Johannisfest noch lange hin war.
     
    Als Angélique aufstand, geriet sie ein wenig ins Straucheln. Energisch stützte Meister Anselme sie mit fester Hand.
    Und Angélique, die sich mit einem Mal leicht fühlte, stieg sicher den Hang hinunter.
    Wie stark doch so ein Männerarm ist, dachte sie.
    Der Tag ging in einer geselligen Tischrunde zu Ende, ein Glas kühlen Wein in der Hand.
     
    Nach und nach kehrten die Spaziergänger mit fröhlicher Miene aus Versailles zurück.
    Stirnrunzelnd sah Audiger, wie der hochgewachsene Meister Anselme hinter Angélique aufragte, als wache er über sie.
    »Nach Paris! Nach Paris! Auf geht’s, einen Sol pro
Nase!«, riefen die Flussschiffer. Audiger versuchte, die Worte aufzuschnappen, die beim Besteigen des Boots gewechselt wurden, aber es handelte sich um vereinbarte Kodewörter, die sich auf das Abladen von Fässern an verschiedenen Orten bezogen.

Kapitel 17
    E in-oder zweimal gönnte sich Angélique anlässlich eines Feiertags das Vergnügen, sich zusammen mit Meister Anselme auf die Steinstufen an der Hügelflanke zu setzen. Mit halben Ohr lauschte sie dann seinen Klagen, dass diese närrische Mode, überall im Land Schlösser zu bauen, nichts Gutes verheiße.
    Er besaß den Widerspruchsgeist der Einwohner der Îlede-France, dieses im Westen der Hauptstadt gelegenen Landstrichs vor den Toren der Normandie, einer etwas launischen Provinz, die ein Ergebnis von Invasionen aus dem Norden war.
     
    Dazu hatte er noch die stolze Starrköpfigkeit der Parisii, des Stammes, der ursprünglich die Seine-Insel bewohnt hatte und diese noch immer als seine Heimat beanspruchte. Er wies Angélique darauf hin, dass Altoginum nicht weit entfernt lang, wo die Parisii gegen Labienus angetreten waren, Cäsars Legaten, der die römische Zivilisation in das »haarige Gallien« 9 gebracht hatte. Sie waren unterlegen, und aus der Insel in der Seine war Lutetia geworden. Und Angélique erinnerte ihn daran, dass aus diesem Altoginum jetzt Auteuil geworden war, das inzwischen eine ganz neue
historische Rolle spielte. Aber, psst! Der Schmuggelweg über die Sandgruben von Auteuil funktionierte wunderbar.
    Nicht nur wurde der Wein aus Saint-Cloud, der auf diese Weise ins Herz von Paris gebracht wurde, im Kecken Hahn zu einem guten Preis verkauft, es war auch gelungen, ihn durch die Dienstboten zum Botschafter des Königs von Dänemark bringen zu lassen. Dadurch hatte die Bratstube zum Kecken Hahn einige ausländische Edelleute als Gäste gewonnen, die zwar einen rauen Akzent an den Tag legten, sich aber in Paris längst erfolgreich eingelebt hatten, denn sie waren stets geneigt, sich an allen Annehmlichkeiten der Hauptstadt zu erfreuen, die der Zufall ihnen über den Weg schickte.
    Audiger konnte sich nicht über Angélique beklagen und durfte sich nicht allzu energisch gegen die überschwänglichen Komplimente zur Wehr setzten, mit denen sie »die schönste Französin der Welt« überhäuften.
    Angélique spürte, dass sich die Atmosphäre im Kecken Hahn wandelte. In der kommenden Saison würde sie alle Arten von Neuheiten einführen. Wie ein Geheimnis bewahrte sie die Idee, die ihr ganz plötzlich gekommen war: Eines Tages würde sie sich auf die persönliche Einladung des Königs hin nach Versailles begeben.
    Sie gab nichts auf ihre Zweifel oder auf Meister Anselmes Groll, den dieser gegenüber den Plänen des gegenwärtigen Monarchen hegte, weil er sich durch die schon Jahrhunderte währende Anwesenheit diverser Königshäuser auf seinem Land in seiner Arbeit als Winzer gestört fühlte.
    Wenn Ludwig XIV. Versailles wollte, dann würde es so sein.
     
    Angélique fehlten ihre Spaziergänge und auch ihre Gespräche mit Meister Anselme du Vaast.

    Dieser wohlgestaltete Mann, der stattlicher war als mancher Fürst, besaß ein scharfes Urteilsvermögen und war weise in seinen Überlegungen. Vermutlich sagte er zu seiner Tochter: »Du irrst dich, Marguerite. Sie ist

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