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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Menschen, der in der Lage war, jedes Verbrechen zu begehen.
    Seine Kameraden musterten die Passanten.
     
    »Sieh mal an, da haben wir doch einen feinen Herrn, der zu Fuß ist und sich um seine hübsche Dame kümmert … Das ist die Gelegenheit! Hast du den feinen Pinkel gesehen, Flipot? Da, sie bleiben beim Großen Matthieu stehen. Jetzt! Nimm deine Schere, Kleiner, jetzt wird geerntet.«
    Mit einer feierlichen Bewegung überreichte Jactance dem Knaben eine gut geschliffene Schere und schob ihn in die Menschenmenge. Seine Komplizen hatten sich bereits unauffällig unter die Zuschauer des Großen Matthieu gemischt.
     
    Geübten Auges verfolgte Jactance aufmerksam das Treiben seines Lehrlings. Plötzlich begann er zu schreien.

    »Achtung, M’sieur! M’sieur! He, da schneidet Euch jemand den Beutel ab, Monseigneur!«
    Passanten schauten in die Richtung, in die er wies, und begannen zu laufen.
    »Seht Euch vor, mein Fürst«, kreischte La Pivoine. »Da ist ein Bursche, der Euch erleichtern will.«
    Der Edelmann griff an seine Börse und spürte Flipots Hand.
    »Auf den Beutelschneider!«, brüllte er.
    Seine Begleiterin stieß einen schrillen Schrei aus.
    Sofort brach eine allgemeine Rempelei aus. Die Menschen schrien, schlugen um sich, gingen einander an die Gurgel und prügelten aufeinander ein, während Calembredaines Gefolgsleute das Durcheinander mit ihrem Gezeter noch verstärkten.
    »Ich hab ihn!«
    »Das ist er!«
    »Haltet ihn! Er läuft weg!«
    »Dort hinten!«
    »Hier entlang!«
    Die umhergestoßenen Kinder heulten. Frauen fielen in Ohnmacht. Marktstände wurden umgestoßen. Rote Sonnenschirme segelten in die Seine. Um sich zu wehren, begannen die Obsthändler mit Äpfeln und Orangen zu werfen.
    Die Tiere des Hundescherers stürzten sich ebenfalls ins Getümmel und rannten den Menschen zwischen den Beinen herum wie eine Masse hechelnder und sabbernder Fellkugeln.
     
    Beau-Garçon ging von einer Frau zur anderen, legte den Bügerfrauen den Arm um die Taille, küsste sie und liebkoste sie auf die unverschämteste Art. Das alles tat er vor
den Augen ihrer Ehemänner, die vergeblich versuchten, ihn mit Stockschlägen zu vertreiben. Die Schläge trafen andere, die sich rächten, indem sie den empörten Ehemännern die Perücken herunterrissen.
    Mitten in diesem Trubel schnitten Jactance und seine Kumpane Geldbeutel ab, leerten Taschen und stahlen Mäntel, während der Große Matthieu oben auf seinem Karren zum Höllenlärm seines Orchesters seinen Säbel schwang.
    »Immer feste drauf, Männer! Bewegt Euch! Das ist gut für die Gesundheit.«
     
    Angélique hatte sich auf die Stufen, die zum Sockel der Statue führten, geflüchtet. Von dort aus konnte sie das Spektakel überblicken. Sie klammerte sich an den Gitterstäben fest und lachte Tränen. Dieser Tag endete wirklich gut. Genau so etwas hatte sie gebraucht, um diesen Drang, gleichzeitig zu lachen und zu weinen, zu befriedigen, der sie quälte, seit sie auf dem Heukahn von den Liebkosungen des Unbekannten aufgewacht war.
    Sie entdeckte Vater Hurlurot und Mutter Hurlurette, die sich aneinanderklammerten und auf den Wogen der Schlacht dahinschaukelten wie ein riesiger Korken aus schmutzigen Lumpen.
    Sie bog sich vor unbändigem Lachen. Sie erstickte fast daran. Oh, wirklich, sie war schon ganz krank davon!
    »Ist das denn so komisch, Mädchen? «, brummte eine bedächtige Stimme hinter ihr.
    Jemand packte sie am Handgelenk. Einen Polizeispitzel erkennt man nicht, den riecht man, hatte La Pivoine gesagt. Seit jener Nacht hatte Angélique gelernt zu wittern, woher die Gefahr kam. Sie mäßigte ihr Lachen und setzte eine unschuldige Miene auf.

    »Allerdings, das ist komisch; diese Leute, die sich prügeln, ohne zu wissen, warum.«
    »Und du, weißt du es vielleicht, was … ?«
    Lächelnd neigte Angélique ihr Gesicht auf das des Polizisten zu. Dann ergriff sie mit aller Kraft seine Nase und drehte ihm den Knorpel herum; und als er vor Schmerz den Kopf nach hinten warf, versetzte sie ihm mit der Handkante einen Schlag auf seinen hervorstehenden Adamsapfel.
    Das war ein Trick, den die Polackin sie gelehrt hatte. Nicht hart genug, um einen Polizisten zu betäuben, aber ausreichend, damit er losließ.
    Angélique war frei und sprang davon wie eine Gazelle.
     
    Nach und nach kehrten alle aus verschiedenen Richtungen in die Tour de Nesle zurück.
    »Wir haben ganz schön etwas abgekriegt«, meinte Jactance, »aber was für eine Ernte, meine Freunde, was für eine

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