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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Ernte!«
    Mäntel, Schwerter, Schmuck und klingende Börsen flogen auf den Tisch.
    Flipot, der derart mit blauen Flecken überzogen war, dass er wie eine getrüffelte Weihnachtsgans aussah, hatte den Geldbeutel des Edelmanns gebracht, den man ihm zugewiesen hatte.
    Er wurde als Held gefeiert und aß mit den »Alten« an Calembredaines Tisch.
     
    »Angélique«, flüsterte Nicolas, »Angélique, wenn ich dich nicht wiedergefunden hätte …«
    »Was dann?«
    »Ich weiß es nicht …«
    Er zog sie an seine breite Brust und zerquetschte sie beinahe.

    »Oh, ich bitte dich«, stöhnte sie und machte sich los.
    Sie drückte die Stirn an die Gitterstäbe der Schießscharte. Der Himmel war tiefblau, und die Sterne spiegelten sich im ruhigen Wasser der Seine. Der Duft der Mandelbäume, die in den Gärten und auf den Weiden von Faubourg Saint-Germain blühten, lag in der Luft.
    Nicolas trat auf Angélique zu und verschlang sie weiter mit Blicken. Sie war fast gerührt über die Tiefe dieser niemals nachlassenden Leidenschaft.
    »Was hättest du getan, wenn ich nicht zurückgekommen wäre?«
    »Kommt darauf an. Hätte die Polente dich geschnappt, hätte ich all meine Leute in Marsch gesetzt. Wir hätten die Gefängnisse überwacht, die Spitäler und die Bordelle, und dich herausgeholt. Wenn der Hund dich totgebissen hätte, dann hätte ich überall nach dem Hund und seinem Herrn gesucht, um sie zu töten. Und wenn du …«
    Seine Stimme wurde rau.
    »Wenn du mit einem anderen fortgegangen wärest … hätte ich dich gefunden, und den anderen hätte ich aufgeschlitzt.«
    Sie lächelte, denn in ihrer Erinnerung stieg ein blasses, spöttisches Gesicht auf. Doch Nicolas war aufmerksamer, als sie dachte, und die Liebe schärfte seinen Instinkt noch.
    »Glaub nur nicht, dass du mir so leicht entkommst«, sagte er drohend. »In der Gaunerzunft verrät man einander nicht so wie in der Welt der feinen Leute. Aber wenn es doch vorkommt, stirbt man dafür. Du würdest dich nirgendwo verkriechen können … Dazu sind wir zu viele, und wir sind zu mächtig. Wir würden dich überall finden, in den Kirchen, in den Klöstern, sogar im Palast des Königs. Verstehst du, wir sind gut organisiert. Im Grunde stelle ich solche Schlachtpläne richtig gern auf.«

    Er zog sein zerrissenes Hemd aus und wies auf ein kleines, bläuliches Mal neben der linken Brustwarze.
    »Siehst du das? Meine Mutter hat mir immer gesagt: ›Das Mal hast du von deinem Vater geerbt.‹ Denn mein Vater war nicht dieser dicke Bauerntölpel Merlot. Nein. Meine Mutter hat mich vorher bekommen, von einem Militär, einem Offizier, jemandem von hohem Rang. Seinen Namen hat sie mir nie verraten. Aber manchmal, wenn Vater Merlot mich schlagen wollte, hat sie geschrien: ›Rühr den Ältesten nicht an, der hat blaues Blut.‹ Das hast du nicht gewusst, was?«
    »Und du bist auch noch stolz darauf, der Bastard eines Landsknechts zu sein«, meinte sie verächtlich.
    Er legte die riesigen Pranken auf ihre Schultern und zerquetschte sie fast.
    »Manchmal möchte ich dich am liebsten zerdrücken wie eine Haselnuss. Aber jetzt bist du gewarnt. Wenn du mich jemals betrügst … Wenn du mit einem anderen schläfst …«
    »Da hast du nichts zu befürchten. Deine Umarmungen reichen mir voll und ganz.«
    »Warum sagst du das in diesem boshaften Ton?«
    »Weil man schon mit einem außerordentlichen Temperament veranlagt sein müsste, um mehr davon zu verlangen. Wenn du nur ein wenig zärtlicher sein könntest!«
    »Was, ich bin nicht zärtlich?«, brüllte er. »Aber ich liebe dich doch! Sag das noch mal, dass ich nicht zärtlich bin.«
    Er hob seine gewaltige Faust.
    »Fass mich nicht an, Bauernlümmel, Grobian«, kreischte sie. »Denk an die Polackin!«
    Er ließ den Arm sinken. Dann, nachdem er sie düsteren Blickes betrachtet hatte, stieß er einen Seufzer aus.
    »Verzeih mir, Angélique. Du bist eben immer die Stärkere.«

    Lächelnd und ein wenig unbeholfen, streckte er die Arme nach ihr aus.
    »Komm trotzdem her. Ich versuche, zärtlich zu sein.«
     
    Sie ließ sich auf das Lager sinken und gab sich gleichgültig und passiv der zur Gewohnheit gewordenen Umarmung hin.
     
    Als er befriedigt war, schmiegte er sich noch eine Weile an sie. Auf ihrer Wange spürte sie sein stoppliges Haar, das er wegen seiner Perücke sehr kurz schnitt.
    »Jetzt weiß ich es«, sagte er schließlich mit dumpfer Stimme. »Niemals, niemals wirst du mir gehören. Denn ich will nicht nur das von dir. Ich

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