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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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will dein Herz.«
    »Mein armer Nicolas, man kann nicht alles haben«, sagte Angélique nüchtern. »Früher hat dir ein Teil meines Herzens gehört, und jetzt hast du meinen ganzen Körper. Einst warst du mein Freund, Nicolas, und jetzt bist du Calembredaine, mein Gebieter. Du hast sogar noch die letzte Spur der Zuneigung getötet, die ich dir als Kind entgegenbrachte. Aber ich mag dich trotzdem, auf eine andere Art, weil du stark bist.«
    Er zuckte zusammen.
    »Ich frage mich, ob ich dich nicht irgendwann werde töten müssen«, brummte er seufzend.
    Sie gähnte schlaftrunken.
    »Rede keinen Unsinn.«
     
    Das Licht der Sterne, das durch das Fenster hereinfiel, erzeugte Reflexe auf den gestohlenen Spiegeln. Das einförmige, melancholische Quaken der Kröten am Fuß des Turms nahm kein Ende.
    »Nicolas«, sagte Angélique unvermittelt.

    »Ja?«
    »Weißt du noch, wie wir früher immer nach Amerika gehen wollten?«
    »Ja.«
    »Wie wäre es, wenn wir jetzt wirklich gingen?«
    »Wohin?«
    »Nach Amerika.«
    »Du bist ja verrückt!«
    »Nein, ganz bestimmt nicht… Ein Land, in dem die Menschen weder frieren noch Hunger leiden … wo man frei ist.«
    Eindringlicher fuhr sie fort.
    »Was erwartet uns denn hier? Für dich gibt es nur Gefängnis, Folter, die Galeeren oder den Galgen. Und ich … die ich gar nichts mehr habe, was soll aus mir werden, wenn du einmal nicht mehr bist?«
    »Am Hof der Wunder darf man niemals daran denken, was einen erwartet. Es gibt kein Morgen.«
    »Dort könnten wir vielleicht unerschlossenes Land bekommen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Wir würden es bebauen … Ich würde dir helfen.«
    »Du bist verrückt«, wiederholte er, erneut von Wut ergriffen. »Ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich nicht zum Bauerntölpel geschaffen bin. Und glaubst du etwa, ich würde mich davonmachen und Rodogone die ganze Kundschaft vom Markt in Saint-Germain überlassen?«
    Sie gab keine Antwort und sank in ihren apathischen Zustand zurück.
    Er murrte noch ein Weilchen weiter.
    »Also, wenn diese Weiber sich etwas in den Kopf setzen …!«
    Zornig warf er sich herum und konnte sich nicht beruhigen.

    Was erwartet dich?, wiederholte eine innere Stimme in ihm immer wieder. Die Abtei von Monte-à-Regret? Ja. Und danach? Aber gibt es überhaupt ein Leben außerhalb von Paris …?
     
    In dieser Frühlingsnacht war Nicolas Calembredaines breite Brust voller erstickter Seufzer.
    Er schaute die schlummernde Angélique an. Die Eifersucht überwältigte ihn, und am liebsten hätte er sie wachgerüttelt, denn sie lächelte im Schlaf.
    In ihrem Traum fuhr sie in einem Heukahn über das Meer.

Kapitel 7
    E ines Abends im Frühsommer schlich sich Jean-Pourri in Calembredaines Höhle in der Tour de Nesle. Er wollte eine Frau aufsuchen, die Fanny-la-Pondeuse genannt wurde und zehn Kinder hatte, die sie reihum vermietete. Sie hatte sich in diesem einträglichen Handel etabliert und ging dem Betteln nur noch zum Zeitvertreib und der Prostitution aus Gewohnheit nach, was alles in allem ihrer Gebärfreudigkeit nicht schadete. Eher war das Gegenteil der Fall.
     
    Jean-Pourri hatte sich das Kind, das sie im Moment erwartete, »reserviert«. Als gute Geschäftsfrau hatte sie ihn vorgewarnt.
    »Für dieses Kind nehme ich dir mehr ab, denn es wird einen Klumpfuß haben.«
    »Woher weißt du das?«
    »Der, der es mir gemacht hat, hatte einen.«
    Die Polackin brach in ein spöttisches, anzügliches Gelächter aus. »Da hast du aber Glück, zu wissen, was für ein Mann es dir gemacht hat. Bist du dir sicher, dass du ihn nicht verwechselst?«
    »Ich kann mir die Männer aussuchen«, gab die andere Frau würdevoll zurück.
    Und sie machte sich erneut daran, schmutzige Wolle von einem Spinnrocken zu zwirbeln. Sie war eine geschäftige Frau, die nicht gern müßig blieb.

    Piccolo, der kleine Affe, sprang auf Jean-Pourris Schulter und riss ihm ein Büschel Haare aus.
    »Abscheuliches Vieh«, schrie der und schlug mit seinem Hut um sich.
    Angélique gefiel die Tat ihres kleinen Favoriten, der keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Kinderquäler machte. Doch da Jean-Pourri ein Mann war, vor dem man sich hüten musste, da er beim Großen Coesre, in dessen Hauptquartier er wohnte, hochgeachtet wurde, rief sie das Äffchen zurück.
    Fluchend und brummelnd rieb sich Jean-Pourri den Schädel. Er sagte es dem Großen Coesre immer wieder: Calembredaines Leute waren dreist und eine Bedrohung. Sie hielten sich für die Herren. Doch eines

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