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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Feuerwerk abgehalten, das jedermann begeisterte. Ein Schiff, umgeben von Funken speienden Seeungeheuern, die Frankreichs Feinde darstellen sollten, glitt über das Wasser. Ein schöner Reiter, der auf einem Schlachtross saß, sprang vom Dach der Louvre-Galerie und durchbohrte die Monster mit seiner Lanze. Ihre Innereien zerstoben in Form Tausender bunter Glühwürmchen.
    Schließlich stieg inmitten von Raketen eine strahlende Sonne am Nachthimmel auf, und Hunderte von Sternen bildeten die Namen Ludwig und Maria-Theresia.
     
    Nachdem die Königin aus Fontainebleau zurückgekehrt war und zusammen mit dem königlichen Säugling erneut den Louvre bezogen hatte, schickten sich die Zünfte der Stadt an, ihr ihre Glückwünsche zu überbringen.
    »Du kommst mit uns«, meinte Mutter Marjolaine zu Angélique, zu der sie große Zuneigung entwickelt hatte. »Ganz richtig ist das nicht, aber ich erkläre dich einfach zu meinem Lehrmädchen, das mir die Blumenkörbe trägt. Das wird dir bestimmt gefallen, die Wohnstatt der Könige zu sehen, den schönen Louvre-Palast, oder? Es heißt, die Räume dort seien größer und höher als Kirchen!«
    Angélique wagte nicht, den Vorschlag abzulehnen. Die gute Frau trug ihr eine große Ehre an. Außerdem reizte
es sie – ohne dass sie sich das eingestanden hätte –, diese Orte wiederzusehen, die in ihrem Leben Zeugen von so vielen Ereignissen und Tragödien gewesen waren. Ob sie die Grande Mademoiselle sehen würde? Bestimmt waren ihre Augen angeschwollen von Tränen der Rührung. Oder die vorwitzige Gräfin de Soissons, den sprühenden Lauzun, den düsteren Guiche oder Vardes … Wer von diesen Damen und Herren würde wohl unter den Händlerinnen die Frau wiedererkennen, die vor gar nicht allzu langer Zeit in ihrem Hofkleid, gefolgt von ihrem gleichmütigen Mohren, durch die Flure des Louvre geeilt war? Von einem zum anderen war sie, zuerst besorgt und dann flehend, gelaufen und hatte um das Unmögliche gebettelt, um Gnade für ihren schon ihm Vorhinein verurteilten Ehemann …
     
    Am verabredeten Tag gesellte sie sich im Palasthof zu den Blumenfrauen und Orangenverkäuferinnen vom Pont-Neuf und den Heringsfrauen aus den Markthallen mit ihren klangvollen Stimmen und gestärkten Röcken. Sie hatten ihre Waren bei sich, die gleich schön waren, aber ganz unterschiedlich dufteten.
    Blumen- und Obstkörbe und Fässer mit Heringen würden Seite an Seite vor den Dauphin hingestellt, damit er mit seinen kleinen Händchen zarte Rosen, leuchtende Orangen und schöne silbrige Fische berührte.
    Als die Gruppe der Damen lärmend und wohlduftend die Treppe zu den königlichen Gemächern hinaufstieg, begegnete sie dem Apostolischen Nuntius, der soeben dem mutmaßlichen Thronerben Frankreichs die traditionelle Kinderwäsche überbracht hatte, die Gabe des Papstes, die »bezeugte, dass er ihn als ältesten Sohn der Kirche anerkannte«.

     
    Im Vorzimmer, wo sie warten mussten, begeisterten sich die braven Frauen über die Wunder, die aus drei mit rotem Samt bezogenen Schatullen mit silbernen Schlössern hervorkamen.
    Anschließend ließ man sie ins Gemach der Königin vor. Die Damen der Händlerinnungen knieten nieder und trugen ihre Ansprachen vor. Angélique, die zusammen mit ihnen auf den bunten Teppichen kniete, erblickte im Halbdunkel des mit goldenen Verzierungen übersäten Betts die Königin, die darin lag und ein prachtvolles Kleid trug. Sie hatte immer noch diese etwas starre Miene wie schon in Saint-Jean-de-Luz, als sie gerade aus ihrem düsteren Madrider Palast angekommen war. Aber die französische Kleider-und Haarmode stand ihr weniger gut als der exotische Putz einer Infantin, auch ihre durch Haarteile aufgepolsterte Frisur kleidete sie schlechter als die langen, strengen Linien, die einst das Gesicht und die Gestalt der jungen Göttin, die dem Sonnenkönig versprochen war, umgeben hatten.
    Als glückliche Mutter und verliebte, durch die Aufmerksamkeiten des Königs beruhigte Frau ließ sich Maria-Theresia herab, der bunt gemischten, bodenständigen Gruppe zuzulächeln, die an ihrem Bett auf den salbungsvollen Auftritt des Apostolischen Botschafters folgte.
     
    Überwältigt von den schmerzlichen Erinnerungen, die in ihr aufstiegen, als sie unter diesen einfachen Frauen zu Füßen des Königs kniete, fühlte Angélique sich wie geblendet und gelähmt. Sie sah nur noch den König.
    Später, als sie zusammen mit ihren Gefährtinnen wieder das Gemach verlassen hatte, sollte man ihr

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