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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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hinausreichten. Sie war die Zwergin der Königin.
    Mit zwei Fingern hob Angélique ihren Rock und vollführte einen kleinen Knicks, um der hochstehenden Dame ihren Respekt zu erweisen.
    Mit einer Kopfbewegung bedeutete die Zwergin der jungen Frau, auf einem anderen Schemel Platz zu nehmen, und fuhr fort, langsam in dem Gemisch auf dem Kocher zu rühren. Barcarole war auf den Tisch gesprungen. Er knackte Haselnüsse und aß sie, während er seiner Gefährtin auf Spanisch Geschichten erzählte.
    Ein schöner weißer Windhund beschnupperte Angélique
und legte sich dann zu ihren Füßen nieder. Tiere fühlten sich in ihrer Nähe instinktiv wohl.
    »Das ist Pistolet, der Windhund des Königs«, stellte Barcarole ihn vor, »und das sind Dorinde und Mignonne, die Weibchen.«
     
    Es war angenehm und ruhig in diesem entlegenen Teil des Palastes, in den sich die beiden Zwerge zwischen zwei Auftritten zurückzogen, um miteinander und mit ihrer Liebe allein zu sein. Neugierig sog Angélique den Duft ein, der aus dem Kochtopf aufstieg. Ein undefinierbarer, aber angenehmer Geruch war das, mit einem starken Einschlag von Zimt und Chili. Sie musterte die Zutaten, die auf dem Tisch lagen; Haselnüsse und Mandeln, ein Sträußchen roter Chilischoten, ein Honigtopf, ein halb abgeschlagener Zuckerhut, Schalen mit Anis- und Pfefferkörnern, Dosen mit gemahlenem Zimt und schließlich eine Art Bohnen, die sie nicht kannte.
    Die Zwergin konzentrierte sich ganz auf ihre Tätigkeit und schien wenig geneigt zu sein, der Besucherin allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
     
    Barcaroles redseliges Geplauder entlockte ihr jedoch schließlich ein Lächeln.
    »Ich habe ihr erzählt«, erklärte er Angélique, »dass du mich verjüngt findest und dass daran das Glück schuld ist, das sie mir schenkt. Meine Liebe, ich lebe hier wahrhaftig wie die Made im Speck! Um ehrlich zu sein, ich werde geradezu bürgerlich. Manchmal mache ich mir Sorgen deswegen. Die Königin ist eine gute Frau. Wenn sie allzu traurig ist, ruft sie mich zu sich, tätschelt mir die Wangen und sagt: ›Ach, mein armer Junge!‹ Ich bin an so etwas nicht gewöhnt, und mir treten gleich die Tränen in die Augen, so wahr ich, Barcarole, hier vor dir stehe.«

    »Warum ist die Königin traurig?«
    »Nun ja, weil sie zu ahnen beginnt, dass ihr Gatte sie betrügt.«
    »Dann stimmen die Gerüchte, dass der König eine Favoritin hat?«
    »Sicher doch! Er versteckt sie, seine La Vallière. Aber irgendwann wird die Königin es schon erfahren. Armes kleines Frauchen! Sie ist nicht besonders gewitzt und weiß nicht, wie es im Leben zugeht.
    Verstehst du, mein Schwesterchen, wenn man genau hinsieht, unterscheidet sich das Leben der Großen gar nicht so sehr von dem ihrer Untertanen. Eheleute tun einander üble Dinge an und streiten sich, genau wie unsere Mädel und Burschen. Man muss sie sehen, die Königin von Frankreich, wie sie am Abend auf die Heimkehr ihres Mannes wartet, der sich währenddessen in den Armen einer anderen vergnügt. Wenn es eines gibt, auf das wir Franzosen stolz sein können, dann auf die Manneskraft unseres Herrn … Vor nicht allzu langer Zeit hat sich Seine Majestät von Mittag bis vier Uhr morgens bei seiner Mätresse aufgehalten. Sechzehn Stunden! Machst du dir einen Begriff davon? Und die Königin hat zusammen mit Madame de Chevreuse vor dem Kamin auf ihn gewartet. ›Was tut Ihr da?‹, hat der König ärgerlich gefragt, als er zurückkehrte.
    ›Ich warte auf Euch, Sire‹, hat die Königin, Tränen in den Augen, geantwortet.
    ›Ihr habt auf mich gewartet? Das kommt viel zu oft vor. Worüber beklagt Ihr Euch? Schlafe ich nicht jede Nacht in Eurem Gemach?‹
    ›In meinem Gemach schon‹, hat die Königin verdrießlich geantwortet, ›aber …‹
    ›Ich verstehe … Was wollt Ihr, Madame? Selbst gekrönte Häupter bekommen nicht immer alles, was sie wollen.
Vergesst also Eure kleinen Kümmernisse und geht schlafen. ‹
    Die Königin warf sich zu seinen Füßen nieder. ›Ich werde Euch immer lieben, ganz gleich, was Ihr mir antut‹, hat sie gerufen.
    Bei diesen Worten hat Madame de Chevreuse sich diskret verzogen. Unser Franc-Mitou hat sich also neben seine Marquise gelegt. Doch die Wünsche der Königin wurden nicht erfüllt, denn Seine Majestät hatte sechzehn Stunden mit Mademoiselle de la Vallière hinter sich. Fünf Sekunden später hat er geschnarcht wie ein Murmeltier. Und wir haben die Königin ganz leise weinen hören. Die arme!«
    »Wie, ihr schlaft

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