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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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im Gemach der Königin?«, fragte Angélique neugierig.
    »Die Hunde schlafen ja auch dort. Sind wir denn etwas anderes als Haustiere? Und ich, der ich in meinem komischen kleinen Körper das Hirn eines Mannes habe, unterhalte mich damit, die Herzen der Großen zu erforschen. Willst du noch eine Geschichte hören?«
    »Du bist schwatzhaft wie ein Hofschranze geworden, Barcarole. Sag mir lieber, was Doña Teresita da so liebevoll braut. Dieses Gericht hat einen seltsamen Geruch, auf den ich mir keinen Reim machen kann.«
    »Aber das ist doch die Schokolade der Königin.«
    Angélique warf einen Blick in das Töpfchen. Sie sah eine schwärzliche, dicke Masse, die nicht besonders appetitlich wirkte. Über Barcarole begann sie ein Gespräch mit der Zwergin, die ihr erklärte, um dieses Meisterwerk zu vollenden, bräuchte es hundert Gran Kakao, zwei Gran Chili oder mexikanischen Pfeffer, eine Prise Anis, einige Kardamomkapseln, eine Schote vom Blutholzbaum, zwei Drachmen Zimt, zwölf Mandeln, zwölf Haselnüsse und einen halben Zuckerhut.

    »Das kommt mir aber äußerst kompliziert vor«, meinte Angélique enttäuscht. »Schmeckt es denn wenigstens? Dürfte ich einmal kosten?«
    »Von der Schokolade der Königin probieren? Du bist wirklich eine gottlose Gaunerin! Was für ein Frevel!«, rief der Zwerg in gespielter Empörung.
    Auch die Zwergin fand ihr Ansinnen sehr gewagt, doch sie ließ sich herab, Angélique auf einem goldenen Löffel ein wenig von der Paste zu reichen.
    Die Paste brannte im Mund und war übersüß.
    »Es schmeckt ausgezeichnet«, sagte Angélique aus reiner Höflichkeit.
    »Die Königin könnte nie darauf verzichten«, sagte Barcarole. »Sie braucht mehrere Tassen täglich, aber man bringt sie ihr insgeheim, denn der König und der ganze Hof spotten über ihre Leidenschaft. Im Louvre trinken nur sie und Ihre Majestät, die Königinmutter, die ebenfalls Spanierin ist, davon.«
    »Und wie kommt man an die Kakaobohnen?«
    »Die Königin lässt sie durch Vermittlung des Botschafters extra aus Spanien kommen. Anschließend muss man sie rösten, zerstoßen und entfetten … Ich verstehe wirklich nicht«, fügte er halblaut hinzu, »warum man um ein so scheußliches Zeug ein solches Tamtam veranstalten kann!«
     
    In diesem Moment kam ein Mädchen ins Zimmer gelaufen und verlangte in sich überschlagendem Spanisch nach der Schokolade für Ihre Majestät. Angélique erkannte Philippa. Angeblich war die Kleine ein Bastard König Philipps IV. von Spanien. Infantin Maria Theresia hatte sie verlassen in den Gängen des Escorial-Palasts gefunden und großziehen lassen. Sie gehörte zu dem spanischen Gefolge, das den Bidassoa
überqueren und bei der neuen Königin von Frankreich hatte bleiben dürfen.
     
    Angélique stand auf und verabschiedete sich von Doña Teresita. Der Zwerg begleitete sie noch zu der kleinen Pforte, die auf das Kai der Seine hinausführte.
    »Du hast mich gar nicht gefragt, wie es mir ergangen ist«, meinte Angélique zu ihm.
    Plötzlich hatte sie den Eindruck, als hätte der Zwerg sich in einen Kürbis verwandelt, denn Barcarole schaute zu Boden, sodass sie von ihm nur noch seinen riesigen, orangefarbenen Hut sah.
    Angélique setzte sich auf die Schwelle, um auf gleicher Höhe mit dem kleinen Mann zu sein und ihm in die Augen sehen zu können.
    »Antworte mir!«
    »Ich weiß, was aus dir geworden ist. Du hast Calembredaine fallen lassen.«
    »Wirfst du mir etwas vor? Has du nicht von der Schlacht auf dem Jahrmarkt von Saint-Germain gehört? Calembredaine ist verschwunden. Ich konnte aus dem Châtelet fliehen. Rodogone hat sich in der Tour de Nesle niedergelassen.«
    »Du gehörst nicht mehr zur Gaunerzunft.«
    »Du doch auch nicht.«
    »O doch! Ich gehöre immer noch der Gaunerzunft an, und daran wird sich auch nie etwas ändern. Das ist mein Königreich«, erklärte Barcarole merkwürdig ernst.
    »Woher weißt du das alles über mich?«
    »Von Cul-de-Bois.«
    »Du hast Cul-de-Bois wiedergesehen?«
    »Ich habe ihm meine Ehrerbietung erwiesen. Er ist jetzt unser Großer Coesre. Ich nehme an, das weißt du?«

    »Allerdings.«
    »Ich habe eine Börse voller Louisdors in sein Becken geworfen. Ha, ha, meine Teure, ich war der betuchteste Bursche auf der ganzen Versammlung.«
     
    Angélique nahm Barcaroles Hand, ein merkwürdiges Händchen, rundlich und mollig wie das eines Kindes.
    »Werden sie mir etwas antun, Barcarole?«
    »Ich glaube, in Paris gibt es derzeit keine Frau, deren hübsches

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