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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Gastfreundschaft des Fürsten missbraucht, um ihn zu bestehlen…«
Der dürre, knotige Finger mit dem roten Nagel wies unerbittlich in eine Richtung.
»Flipot!« schrie Angélique entsetzt auf. Schon hatten zwei Soldaten den kleinen Lakai gepackt und drückten ihn auf die Knie. Aus seiner umgedrehten Jacke fielen drei Edelsteine, ein Smaragd und zwei Rubine, funkelnden Tropfen gleich, in den Schnee.
»Flipot!« wiederholte Angélique bestürzt.
Heftige Worte ausstoßend, trat der Botschafter hinzu, legte die Hand auf den aus seinem Gürtel ragenden goldenen Griff und zog mit einer weit ausholenden Bewegung seinen Krummsäbel. Angélique warf sich mutig dazwischen.
»Was habt Ihr vor! Mein Vater, ich beschwöre Euch, haltet ihn auf. Er will ihm doch nicht etwa den Kopf abschlagen…«
»In Ispahan wäre das eine Selbstverständlichkeit«, sagte der Jesuit kühl.
»Und ich würde den meinen aufs Spiel setzen, wenn ich zu vermitteln versuchte. Bedauerlicher Zwischenfall! Ungeheuerliche Beleidigung! Seine Exzellenz wird niemals begreifen, dass sie diesen kleinen Dieb nicht auf die übliche Weise bestrafen kann.«
Er bemühte sich nach Kräften, seinen erlauchten Schüler zurückzuhalten, während Angélique sich gegen die Janitscharen zur Wehr setzte, die sie wegzerren wollten, und drei weitere Wachen Malbrant Schwertstreich abzudrängen versuchten, der bereits seine Waffe gezückt hatte.
»Seine Exzellenz will sich damit begnügen, ihm Hände und Zunge abzuschneiden«, sagte der Armenier.
»Seiner Exzellenz steht es nicht zu, meine Diener zu bestrafen... Dieser Junge gehört mir. Nur ich allein habe über seine Strafe zu bestimmen.«
Bachtiari Beys Augen funkelten sie an, aber er schien sich zu beruhigen.
»Seine Exzellenz fragte, wie Ihr ihn zu züchtigen gedenkt.«
»Ich werde... ich werde ihm fünfundzwanzig Peitschenhiebe verabfolgen und ihn bei lebendigem Leibe in einem Gipskrug einschließen lassen.«
Der Fürst schien zu überlegen. Dann gab er ein paar unartikulierte Laute von sich und kehrte mit seinem Gefolge zum Haus zurück. Die Wachen trieben die Franzosen zum Garten hinaus und verschlossen das Tor, nachdem sie sie ohne viel Federlesens auf die Straße gesetzt hatten.
»Wo sind die Pferde?« fragte Angélique.
»Die Türkenbande hat sie behalten«, knurrte Malbrant Schwertstreich.
»Ich würde mich wundern, wenn sie die Absicht hätten, sie jemals wieder herauszurücken.«
»Wird uns nichts anderes übrig bleiben, als zu Fuß nach Hause zu gehen«, meinte einer der Lakaien.
»Ein so schönes Tier wie Ceres!« jammerte der Kutscher. »So ein Unglück! Die Frau Marquise hätte sich mit diesem Pack gar nicht einlassen sollen!«
Angélique stellte fest, dass es viel später geworden war, als sie vermutet hatte. Der Abend nahte. Der Wind blies, und ein leichter Nebel begann die fernen, blinkenden Lichter zu verschleiern, die im Osten Paris ankündigten.
Auf der vereisten Straße klapperten die müden Hufe eines Pferdes, und Meister Savary erschien, seinen Klepper am Zügel hinter sich herziehend. Er war noch nicht ganz heran, als er schon wie ein Jagdhund geräuschvoll zu schnüffeln begann, während sein Gesicht aufleuchtete.
»Die Mumia! Man hat sie Euch also gezeigt! Oh, ich rieche sie... ich rieche sie!«
»Was Wunder! Meine Kleider sind wie getränkt mit diesem Gestank. Man wird den Geruch Eurer Mumia nicht los. Ich habe grässliche Kopfschmerzen. Ihr könnt Euch rühmen, Meister Savary, mich in ein recht unerfreuliches Abenteuer verwickelt zu haben. Wisst Ihr, dass der Botschafter es ganz in Ordnung gefunden hat, sich meine fünf Pferde anzueignen? Vier sarazenische Halbblutrappen und mein Reitpferd, eine Vollblutstute, für die ich tausend Livres bezahlt habe!«
»Begreiflich! So schöne Tiere! Er musste sie für ihm zugedachte Geschenke halten.«
»Die Gefahr, dass er das Eure wegnehmen könnte, bestand freilich nicht!«
»Haha! Ich wusste, was ich tat«, meckerte der alte Apotheker und versetzte seiner Schindmähre einen freundschaftlichen Schlag in die knochige Flanke.
»Und wie sollen wir jetzt wieder nach Versailles kommen? Keine einzige Kutsche fährt auf dieser Straße. Im übrigen würde ich’s auch nicht wagen, jemand mein ebenso dummes wie kränkendes Missgeschick zu gestehen.«
»Ich schlage vor, dass Ihr bei mir aufsitzt«, sagte Savary, »und dass ich Euch heut abend nach Paris bringe. Was Eure Burschen betrifft, finden sie ein paar Meilen von hier entfernt eine Herberge, wo sie

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