Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
schließen.
»Eure Fortschritte in der persischen Sprache… höchst bemerkenswert... Gibt es viele solcher schönen und bezaubernden Frauen am französischen Hof?«
»Ebenso viele wie Kieselsteine am Ufer des Meeres«, versicherte Angélique. Es drängte sie jetzt, von hier wegzukommen.
»Ich lasse Euch also gehen«, sagte der Fürst, »da dies der wunderliche Brauch in diesem seltsamen Lande ist, in dem man Geschenke schickt, um sie alsbald wieder zurückzunehmen... Weshalb fügt mir der König von Frankreich so viele Beleidigungen zu? Der Schah von Persien ist vielvermögend: er kann die französischen Mönche der zwanzig Klöster, die sich dort niedergelassen haben, aus seinem Lande vertreiben, er kann sich weigern, Seide zu verkaufen. Glaubt Euer König, er könne im eigenen Lande Seide herstellen gleich der, die wir besitzen? Überall sonst auf der Welt wachsen nur Maulbeerbäume mit roten Beeren, während in Persien allein sich die Würmer von Maulbeerbäumen mit weißen Beeren nähren und die feinste Seide abgeben... Wird der Vertrag, den wir abschließen wollten, nicht zustande kommen? Fragt das Euren König. Und jetzt möchte ich meinen Wahrsager konsultieren. Ich wünsche, dass Ihr dabei noch anwesend seid.«
Im Vorsaal, wo sie den Jesuiten und die beiden französischen Edelleute antrafen, ließ er sie warten, kehrte jedoch bald in Begleitung zweier Männer zurück, eines weißbärtigen Greises, an dessen mächtigem Turban sich mehrere Tierkreiszeichen erkennen ließen, und eines jüngeren mit tiefschwarzem Bart und riesiger Nase. Der letztere ergriff ungeniert das Wort in ausgezeichnetem Französisch:
»Ich bin Agobian, Armenier griechisch-katholischen Glaubens, Kaufmann, Freund und erster Sekretär Seiner Exzellenz, und dies hier ist der Mollah und Astrologe Hadji Sefid.«
Angélique trat einen Schritt auf den Alten zu, hielt jedoch inne, als dieser eine abwehrende Geste machte. Der mit der Nase sagte erklärend:
»Kommt unserem ehrwürdigen Botschaftspriester nicht zu nahe, Madame, denn er ist ein wenig rigoristisch und duldet keine Berührung mit einer Frau. Er soll mit uns kommen, um festzustellen, ob Euer Pferd das ›nehhusset‹, den unguten Stern, mitbringt.«
Der sittenstrenge Mann schien unter seinem von einem metallenen Gürtel zusammengehaltenen Kaftan aus grober Leinwand nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Die Nägel an seinen Händen waren wie die seiner in Sandalen steckenden Füße lang und karminfarben. Offensichtlich spürte er weder die Kälte noch den Schnee, während die Gruppe sich nach den Stallungen begab.
»Worin besteht das Geheimnis, dass er nicht friert?« fragte die junge Frau bescheiden.
Der Greis schloss die Augen und blieb eine Weile stumm. Dann ließ sich seine erstaunlich junge und melodiöse Stimme vernehmen. Der Armenier dolmetschte:
»Unser Priester sagt, das Geheimnis sei einfach: Man müsse fasten und sich den irdischen Vergnügungen fernhalten. Obwohl Ihr nur eine Frau seid, sagt er, antworte er Euch, da Ihr nicht das Böse brächtet. Auch Euer Pferd sei für Seine Exzellenz nicht unheilvoll. Was umso verwunderlicher ist, als der Monat, in dem wir uns befinden, zu den Unheilbringern gehört.«
Der alte Mann ging kopfschüttelnd um das Pferd herum. Die Anwesenden respektierten seine Meditation und schwiegen, bis er von neuem zu sprechen begann:
»Er sagt, selbst ein höchst unheilvoller Monat könne durch aufrichtige Gebete und die Begegnung verschiedener Sternbilder zum Besseren gewandelt werden. Die Gebete seien dem Allmächtigen besonders lieb, wenn den betreffenden Menschenwesen Leid widerfahren sei. Er meint, der Schmerz habe zwar nicht Euer Gesicht, aber Eure Seele gezeichnet. Daher sei Weisheit über Euch gekommen, wie nur wenige Frauen sie besäßen... Aber Ihr befändet Euch noch nicht auf dem Wege der Erlösung, da Ihr zu sehr dem Vergänglichen verhaftet seid. Er verzeiht Euch, denn Ihr führt nicht das Böse mit Euch, und Eure Begegnung mit seinem Herrn werde sich deshalb für diesen günstig auswirken…«
Kaum waren diese beruhigenden Worte ausgesprochen, als sich der Gesichtsausdruck des Mollah plötzlich veränderte. Seine dicken, mit Henna gefärbten Augenbrauen zogen sich jäh zusammen, und seine wässerigen Augen begannen zu blitzen. Der gleiche Ausdruck der Überraschung und des Zorns malte sich auch in den Gesichtern der anwesenden Perser.
Der Armenier rief aus:
»Er sagt, eine Schlange habe sich zwischen uns eingeschlichen… habe die

Weitere Kostenlose Bücher