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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Eintreten erblickte Angélique die auf Sesseln, Konsolen und Tischen ausgebreiteten Geschenke Bachtiari Beys – sie kam sich wie in Ali Babas Höhle versetzt vor.
Der König plauderte mit Monsieur Colbert, dessen mürrisches Gesicht sich unter der Auswirkung einer tiefen inneren Befriedigung aufgehellt hatte. Beide lächelten der jungen Frau entgegen.
»Der Augenblick ist gekommen, Madame, wo Ihr Eure Belohnung empfangen sollt«, sagte der König.
»Ich bitte Euch, wählt unter diesen Wundern dasjenige aus, das Euch am meisten zusagt.«
Er nahm ihre Hand und führte sie vor die aufgebauten Geschenke. Sich selbst behielt er einen prachtvollen roten Sattel mit goldenen und silbernen Verzierungen und Steigbügeln vor. Das Schachbrett aus Ebenholz und Elfenbein war für die königliche Schatzkammer bestimmt. Desgleichen die wunderliche persische Pfeife, das Nargileh aus ziseliertem Gold, von dem nicht anzunehmen war, dass es Angélique locken werde. Zur Wahl blieben Shawls aus Belutschistan, Teller und Speiseschüsseln aus massivem Gold, große, langhaarige Meschedteppiche, Gebetsteppiche aus Tauris und Ispahan, Bonbonnieren mit Pistaziennougat, Flaschen aus feinen Rosen-, Jasmin- und Geraniumessenzen und natürlich die erlesensten Edelsteine. Unter den schmunzelnden Blicken des Königs wanderte Angélique von einem Gegenstand zum andern. Plötzlich errötete sie und fragte besorgt, was mit der »Mumia« geschehen sei.
»Der Mumia? Diesem grässlichen, stinkenden Gebräu?«
»Ja. Ich hatte Euch doch empfohlen, sie mit dem Ausdruck tiefster Dankbarkeit entgegenzunehmen.«
»Habe ich das vielleicht nicht getan? Ich versicherte Seiner Exzellenz, dass nichts mich mehr erfreuen könne, als dieses seltene Elixier zu besitzen. Allerdings hätte ich, mit Verlaub gesagt, nicht gedacht, dass es eine so ekelhafte Flüssigkeit geben könnte. Ich ließ Duchnesne ein Glas davon trinken. Auch Bontemps hat einen Fingerhut voll versucht. Es soll grauenhaft schmecken. Duchnesne ist es sehr schlecht bekommen. Er gestand, dass er sich übergeben musste. Da er fürchtete, dass er vergiftet sei, hat er ein wenig Orvietan genommen. Ich habe sogar den leisen Verdacht, dass der Schah von Persien mit diesem Geschenk etwas Böses gegen mich im Schilde führte.«
»Nein, nein, ganz bestimmt nicht«, beteuerte Angélique, die endlich in einem Winkel das mit Elfenbein inkrustierte Kästchen aus Rosenholz entdeckte, das Bachtiari Bey ihr gezeigt hatte. Sie öffnete es und nahm den Jadestöpsel ab, der das Gefäß aus blauem Porzellan verschloss. Der verblüffende Geruch stieg ihr in die Nase und rief ihr die wollüstige Atmosphäre des Salons des persischen Botschafters in die Erinnerung zurück. »Sire, darf ich Euch um die große Gunst bitten, mir dieses Kästchen zu überlassen? Als... Erinnerung an jene Besuche, bei denen ich das Vergnügen hatte, dem Ruhm Eurer Majestät zu dienen. Ich möchte nichts anderes haben«, schloss sie hastig und ein wenig verwirrt. Der König und Colbert sahen einander verblüfft an, wie vernünftige Männer, die Zeugen einer Weiberlaune sind.
»So manches hat mich an dieser Gesandtschaft beunruhigt und verwundert«, sagte endlich der König.
»Aber das Verwunderlichste ist doch die Wahl, die Madame du Plessis für ihre Belohnung getroffen hat.«
Angélique lächelte und bemühte sich, ungezwungen zu erscheinen.
»Ist dieses Kästchen nicht ein Traum?«
»Hier sind zwei andere, die genauso schön sind
und außerdem noch Süßigkeiten enthalten.«
»Ich ziehe dieses vor, Sire. Darf ich es wegschaffen lassen?«
»Es wäre sinnlos zu versuchen, eine Frau von etwas abzubringen, das sie sich in den Kopf gesetzt hat«, seufzte der König und hieß zwei Bediente das Kästchen in die Gemächer Madame du Plessis’ zu tragen.
»Seht Euch vor, dass Ihr das Flakon nicht umdreht«, rief Angélique ihnen nach. Am liebsten wäre sie mitgegangen, aber der König bedeutete ihr zu bleiben. Er trat zu den persischen Seidengeweben, schob ein paar Kaschmirshawls beiseite und zog einen geschmeidigen, zarten, sandfarbenen Umhang hervor.
»Seine Exzellenz der Botschafter hat mich persönlich auf die besondere Webart dieses Stoffs aufmerksam gemacht. Er wird angeblich aus Kamelhaaren hergestellt, und der Regen soll an ihm abgleiten. Es ist eine Art Überkleidung, die allen Unbilden der Witterung trotzt. Die der Fürsten ist weiß oder goldfarben, die des Volks braun oder schwarz. Ihr seht, ich bin über die persischen Sitten ebenso

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