Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
Meisterin Bourgeaud an ihrem schlichten Kleid zu tragen pflegte, ein Paar Ohrringe, die ihr von Audiger am Tage der Eröffnung ihrer gemeinsamen Schokoladenstube verehrt worden waren, und eine säuberlich zugeschnittene Feder des Schmutzpoeten, den man gehenkt hatte. Noch ein zweiter Dolch lag da – der von Rodogone, dem Ägypter. Hätte ein neugieriger Bedienter zu erforschen versucht, was für Schätze Madame du Plessis-Bellière so geflissentlich in diesem Kästchen verbarg, wäre er bei ihrem Anblick höchst enttäuscht gewesen. Doch für sie hatten diese wunderlichen Gegenstände eine tiefe Bedeutung: sie waren gleichsam von den Gezeiten eines düsteren Meeres herangetragene, an die Ufer ihrer Vergangenheit gespülte Muscheln. Unzählige Male hatte sie sich ihrer entledigen, sie wegwerfen wollen, und nie hatte sie es über sich gebracht.
Angélique sah auf das Kästchen hinunter. Der blaue Stein an ihrem Finger schimmerte sanft neben den gleichfarbigen, die in den goldenen Griff von Rakoskis Dolch eingelassen waren.
»Ich stehe unter dem Zeichen des Türkis«, dachte sie.
Zwei dunkelbraune Gesichter überlagerten sich vor ihren Augen. Das des im Überfluss lebenden persischen Fürsten und das des ungarischen Rebellen, der auf alles verzichtet hatte.
Sie verspürte das Bedürfnis, ihn wiederzusehen. Was er getan, brachte es ihr zu Bewusstsein. Sein toller Streich war nicht lächerlich, sondern kühn und mutig gewesen. Warum hatte sie aus seinen Worten nicht die tiefe Weisheit der Helden herauszuhören vermocht? Sie war so sehr an die Albernheiten ihrer täglichen Gespräche gewöhnt, dass sie die Fähigkeit verloren hatte, einen echten Menschen zu erkennen. Armer Rakoski! Wo mochte er sein?

Siebenunddreißigstes Kapitel

    Als Monsieur Colbert durch Angélique von der Tatsache in Kenntnis gesetzt worden war, dass Bachtiari Bey zur Begrüßung des Königs nicht kommen wolle, weil man ihn nicht mit dem gebührenden Pomp empfange, hatte der Minister die Arme zum Himmel erhoben.
»Dabei werfe ich ihm dauernd seine Verschwendungssucht vor!«
Ludwig XIV hatte dagegen hellauf gelacht.
»Da seht Ihr, Colbert, mein guter Freund, wie unberechtigt Eure Vorhaltungen sind. Wenn ich für Versailles mit vollen Händen Geld ausgebe, hat das seinen guten Grund. Das Schloss wird auf diese Weise zu einem Anziehungspunkt für die Menschen selbst der entlegensten Nationen; sie möchten den großen Monarchen kennenlernen, dessen Ruhm sie bezaubert hat. Meiner Meinung nach sollten wir in unseren persönlichen Dingen bescheiden sein, zu gleicher Zeit aber stolz und anspruchsvoll, was die Stellung betrifft, die wir bekleiden.«
An dem Tage, an dem die persische Gesandtschaft vor dem vergoldeten Gittertor von Versailles erschien, breiteten Tausende von blühenden Pflanzen, die man in ihren Kübeln aus den Treibhäusern geholt und in die Parterres eingegraben hatte, unter dem grauen Winterhimmel einen buntblühenden Teppich aus. Die große Galerie war in ihrer ganzen Länge mit Rosenblättern und Orangenblüten bestreut. Bachtiari Bey schritt zwischen prächtigem Mobiliar und kostbaren silbernen Geräten hindurch, deren schönste Stücke zu seinen Ehren vereinigt worden waren. Man zeigte ihm das ganze Schloss, dessen Schätze dem Vergleich mit denen aus Tausendundeiner Nacht standhielten. Und der Rundgang endete im Baderaum, dessen für den König bestimmte riesige violette Marmorwanne den Perser zu überzeugen vermochte, dass die Franzosen das Vergnügen der Reinigung nicht in dem Maße verschmähten, wie er geglaubt hatte. Die tausend Springbrunnen des Parks gewannen ihn vollends.
Es war ein glanzvoller Tag für Angélique. Mit glatter Höflichkeit das Unziemliche seines Verhaltens virtuos verschleiernd, vernachlässigte Bachtiari Bey die Königin und die anderen Damen und richtete seine Komplimente ausschließlich an sie.
Der Vertrag über die Seide wurde in freundschaftlichster Atmosphäre unterzeichnet.
Während sich am späten Nachmittag des denkwürdigen Tages ein Teil der Hofgesellschaft im Park erging, um noch einmal das Wunder der für einen kurzen Wintertag erblühten Parterres zu bestaunen, näherte sich ein Page Madame du Plessis-Bellière und teilte ihr mit, der König wünsche sie im Kristallkabinett zu sprechen. Dieses Kabinett gehörte zu den Gemächern des Königs und diente als Rahmen für intimere Empfänge, für die die Salons zu weitläufig waren. Es galt als große Ehre, in diesen Raum beschieden zu werden.
Beim

Weitere Kostenlose Bücher