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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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mir schon gelingen, Euch vom Hof zu verjagen und loszuwerden!«
»Weshalb habt Ihr das nicht Meister Isegrim besorgen lassen, der doch so darauf erpicht war?«
»Es war meine Aufgabe, den Wolf zu töten, Euer Schicksal kümmerte mich wenig. Lacht nicht, Ihr macht mich rasend. Ihr seid wie alle Frauen, die sich für unbesiegbar halten und sich einbilden, jedermann opfere freudig sein Leben für sie. Doch bei mir habt Ihr kein Glück. Eines Tages wird Euch aufgehen, falls Ihr es noch immer nicht gemerkt habt, dass auch ich ein Wolf bin.«
»Ich möchte es gern bezweifeln, Philippe.«
»Ich werde es Euch zu beweisen wissen«, versetzte er mit einem kühlen Lächeln, das in seinem Blick das gefährliche Glitzern vergangener böser Stunden entzündete. Er nahm ihre Hand mit einer schmeichelnden Bewegung, durch die sie sich nicht täuschen ließ, und führte sie an seine Lippen.
»Was Ihr am Tage unserer Hochzeit zwischen uns gesät habt, Madame«, murmelte er, »Hass, Groll, Rachsucht – wird niemals erlöschen. Lasst es Euch gesagt sein.«
Das zarte Handgelenk lag an seinen Lippen. Plötzlich biss er wütend hinein. Angélique musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Zurückweichend trat sie mit ihrem Absatz auf den Fuß Madames, die sich eben erhob und nun ihrerseits aufschrie.
»Euer Hoheit wollen mir verzeihen«, stammelte Angélique.
»Meine Liebe, Ihr seid reichlich ungeschickt…«
Philippe bekräftigte in vorwurfsvollem Ton:
»Wirklich, achtet ein wenig auf Eure Bewegungen, Madame. Der Wein bekommt Euch nicht.«
Seine Augen funkelten in boshafter Ironie. Er verneigte sich tief vor der Prinzessin, dann verließ er die Damen, um dem König zu folgen, der sich in die Salons begab.
Angélique nahm ihr Taschentuch und legte es auf die Bisswunde. Der jähe Schmerz hatte ihr Übelkeit verursacht. Benommen schlüpfte sie zwischen den Gruppen hindurch und gelangte in ein Vorzimmer, wo es kühler war. Sie ließ sich auf das erste beste Sofa in einer der Fensternischen sinken. Behutsam wickelte sie das Taschentuch ab und betrachtete ihr blau angelaufenes Handgelenk; Tropfen dunklen Blutes bildeten sich auf ihm. Mit welchem Jähzorn er zugebissen hatte! Und seine Scheinheiligkeit danach! »Achtet ein wenig auf Eure Bewegungen. Der Wein bekommt Euch nicht.« Man würde das Gerücht verbreiten, Madame du Plessis sei so betrunken gewesen, dass sie die Schwägerin des Königs belästigt habe…
Sie hörte Schritte und drückte sich tiefer in ihren Sitz. Doch der Marquis de Lauzun hatte sie schon erkannt.
»Aber, aber«, sagte er beim Näherkommen. »Wieder einmal allein!... Und immer allein!... Bei Hofe!… Und schön wie der Tag!... Und – Gipfel der Unschicklichkeit – in diesen von Liebespaaren bevorzugten Winkel geflüchtet, der so diskret und verborgen ist, dass man ihm den Beinamen Kabinett der Venus gegeben hat! Allein!... Ihr missachtet die elementarsten Regeln der guten Sitten, um nicht zu sagen die Naturgesetze schlechthin.«
Er setzte sich neben sie und nahm den strengen Ausdruck eines Vaters an, der im Begriff ist, seine Tochter auszuschelten.
»Was ist mit Euch, mein Kind? Vergesst Ihr, dass der Himmel Euch mit den unerhörtesten Reizen ausgestattet hat?... Wollt Ihr die Götter kränken... Aber was sehe ich?... Angélique, mein Herz, das ist doch nicht möglich!«
Er fasste mit einem Finger unter ihr Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben.
»Ihr weint? Um eines Mannes willen…?«
Sie nickte, während sie von Schluchzern geschüttelt wurde.
»Nein, so was«, sagte Lauzun, »das ist kein Verstoß mehr, das ist ein Verbrechen. Eure hauptsächlichste Aufgabe sollte darin bestehen, die andern weinen zu machen... Kindchen, hier gibt es keinen einzigen Mann, der es wert wäre, dass man um seinetwillen Tränen vergießt. Von mir abgesehen, natürlich. Aber ich wage nicht zu hoffen…«
Angélique zwang sich ein Lächeln ab. Mühsam flüsterte sie:
»Ach, mein Kummer ist nicht schlimm! Es kommt durch die Aufregung... Weil ich Schmerzen habe.«
»Schmerzen? Wo?«
Sie zeigte ihm ihr Handgelenk.
»Ich möchte wissen, welcher Schurke Euch so misshandelt hat!« rief Péguillin empört aus. »Nennt ihn mir, Madame, und ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen.«
»Entrüstet Euch nicht, Péguillin. Er hat leider alle Rechte über mich.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass es sich um den schönen Marquis, Euren Gatten, handelt?«
Angélique antwortete nicht und begann von neuem zu weinen.
»Nun

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