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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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veranlasst hatte: auf der anderen Seite der Lichtung schob sich lautlos ein dunkler Schatten durch das Gebüsch.
»Der Wolf«, dachte sie.
Er war es, der Schrecken der Gegend, ein riesiges Tier, grau und rostbraun wie der Wald, mit schon zum Sprung gespanntem Rücken und gesträubtem Fell. Der Wolf verhielt regungslos, die phosphoreszierenden Augen auf Angélique gerichtet, deren Erstarrung sich in einem gellenden Schrei löste.
Das Raubtier zuckte zusammen und wich zurück, dann begann es, seine Reißzähne bleckend, sich aufs neue zu nähern. Jeden Augenblick würde es wieder zum Sprung ansetzen. Die junge Frau sah sich um. Der Felssturz hinter ihr bot die einzige Rettungsmöglichkeit, falls es ihr gelang, sich weit genug hinaufzuziehen…
Sekunden später hatte sie einen schmalen Vorsprung erreicht, von dem aus es kein Weiterkommen gab, da ihre Fingernägel an der glatten Oberfläche des Felsens keinen Halt mehr fanden. Der Wolf hatte sie mit einem Sprung zu erreichen versucht, doch nur den Saum ihres Kleides zu fassen bekommen. Er war zurückgeprallt und belauerte sie nun mit blutunterlaufenen Augen. Angéliques Schuhe glitten auf dem nassen Gestein aus. Abermals schrie sie aus Leibeskräften. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie nur noch seine dumpfen, unregelmäßigen Schläge vernahm. Keuchend stieß sie die Worte eines Gebets hervor. »Herr, mein Gott! Lass nicht zu, dass ich auf solch unsinnige Weise sterbe! Hilf mir…!«
Dann wandte sie den Kopf, weil sie ein Pferd im Galopp durchs Unterholz brechen hörte. In einer Wolke stäubenden Schnees kam es jäh zum Stehen. Sein Reiter sprang ab. Wie in einem Traum sah Angélique Philippe in einem weißledernen, mit Silberstickereien durchwirkten Leibrock. Der Pelzbesatz an Kragen und Ärmeln war von der gleichen blonden Farbe wie seine Perücke. Noch während er vom Pferd gesprungen war, hatte er seine Handschuhe heruntergerissen. In der Rechten hielt er ein spitzes Jagdmesser mit silbernem Griff. Der Wolf hatte sich dem neuen Gegner zugewandt. Philippe war ihm bis auf wenige Schritte nahe gekommen, als ihn die Bestie mit aufgerissenem Rachen ansprang. Blitzartig stieß der junge Mann den linken Arm nach vorn. Seine Hand schloss sich wie eine Zange um den Hals des Tiers. Mit der andern schlitzte er ihm in einer einzigen Bewegung den Bauch von unten nach oben auf. Bluttriefend bäumte sich der Wolf mit schrecklichem Röcheln, dann erlahmte sein Widerstand.
Philippe schleuderte den zuckenden Körper zur Seite, während von allen Seiten Piqueure und Reiter auf der Lichtung zusammenströmten. Die Knechte hielten die rasende Meute von dem Kadaver zurück. In der allgemeinen Verwirrung war Angélique zunächst unbemerkt geblieben. Sie war vom Felsen herabgeglitten, hatte ihre zerschundenen Hände gereinigt und ihren Hut aufgehoben. Einer der Piqueure führte ihr Ceres zu. Es war ein alter, im Dienste des Weidwerks ergrauter Mann von ungezwungenem Wesen. Er war Philippes Spuren gefolgt und hatte das Ende des Kampfes mit angesehen.
»Ihr habt uns einen schönen Schrecken eingejagt, Frau Marquise!« sagte er. »Wir wussten, dass sich der Wolf in dieser Gegend herumtrieb. Und als wir Euer Pferd mit leeren Steigbügeln zurückkehren sahen und Euer Schreien hörten – auf Piqueurehre, Madame, zum erstenmal in meinem Leben hab’ ich den Oberjägermeister leichenblass werden sehen!«
Erst bei dem nachfolgenden Fest traf Angélique wieder mit Philippe zusammen. Vergeblich hatte sie ihn seit dem Augenblick gesucht, in dem er ihr, bevor er blutbespritzt wieder in den Sattel gestiegen war, einen zornigen Blick zugeworfen hatte. Ganz offensichtlich war er drauf und dran gewesen, ihr ein paar Ohrfeigen zu verabfolgen. Nichtsdestoweniger fand sie, eine Frau schulde dem Manne, der ihr das Leben gerettet hatte, zumindest einige Dankesworte.
»Philippe«, sagte sie, als sie zwischen zwei Tischen der Großen Tafel seiner habhaft geworden war, »ich bin Euch sehr dankbar... Ohne Euch wäre es um mich geschehen gewesen.«
Der Edelmann nahm sich die Zeit, das Glas, das er in der Hand hielt, auf das Tablett eines vorübergehenden Dieners zu stellen, dann packte er Angélique brutal beim Handgelenk.
»Wenn man von der Parforcejagd nichts versteht, bleibt man daheim bei seinem Stickrahmen«, sagte er zornig mit gedämpfter Stimme. »Ihr bringt mich fortgesetzt in unmögliche Situationen. Ihr seid nichts andres als eine plumpe Bäuerin, eine ungeschliffene Kaufmannsfrau. Eines Tages wird es

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