Angelique und der Koenig
Philippe, »dessen Richtigkeit ich nicht leugne. Mit Euren glühenden Wangen und in Eurer leichten Bekleidung erscheint Ihr mir höchst appetitanregend, das muss ich gestehen. Auf mein Wort, ich beginne Hunger zu verspüren.«
Mit schnellen Schritten trat er zu ihr und legte seine Hände besitzergreifend auf die runden Schultern der jungen Frau. Angélique wand sich aus seinem Griff und schnürte hastig ihr Mieder zu.
»Macht Euch keine Hoffnungen, mein Lieber«, sagte sie kühl.
Mit einer wütenden Bewegung öffnete Philippe das Mieder wieder.
»Habe ich denn gefragt, ob es Euch passt?« grollte er höhnisch. »Habt Ihr denn noch nicht begriffen, dass Ihr mir gehört? Haha! Da also drückt Euch der Schuh! Die stolze Marquise möchte noch immer zuvorkommend behandelt werden!«
Ungestüm zog er ihr das Mieder herunter, zerriss ihr Hemd und griff mit der Brutalität eines Söldners nach ihren Brüsten.
»Ihr vergesst wohl, woher Ihr kommt, Frau Marquise? Früher wart Ihr nichts anderes als eine kleine Bauerndirne mit Triefnase und lehmverschmierten Füßen. Ich sehe Euch noch im fadenscheinigen Rock, mit in die Augen hängenden Haaren. Und trotzdem schon voller Überheblichkeit.«
Er hob ihr Gesicht, um es dicht vor dem seinen zu haben, und presste ihre Schläfen so fest zusammen, dass sie das Gefühl hatte, ihre Knochen müssten brechen.
»So was kommt aus einem alten, baufälligen Schloss und erlaubt sich, dem König gegenüber einen frechen Ton anzuschlagen…! Dieser Stall, das ist der passende Rahmen für Euch, Mademoiselle de Monteloup. Ich werde Eure ländlichen Erinnerungen auffrischen.«
»Lasst mich!« schrie Angélique und versuchte, ihn zu schlagen. Doch sie schlug sich an seinem Harnisch die Handgelenke wund und rieb sich stöhnend die schmerzenden Finger. Lachend umschlang Philippe die sich Sträubende.
»So, kleines Hirtenmädchen, Rotznäschen, nun lasst Euch aufschnüren, ohne lange Geschichten zu machen.«
Er packte sie derb und trug sie zu einem Heuhaufen in einem dunklen Winkel der Scheune.
»Lasst mich!« schrie Angélique. »Lasst mich los!«
»Schweigt still! Ihr hetzt die ganze Garnison auf uns.«
»Um so besser. Dann sieht man, wie Ihr mich behandelt.«
»Ein hübscher Skandal. Madame du Plessis von ihrem Gatten vergewaltigt.«
»Ich hasse Euch!«
Sie erstickte fast im Heu, in das sie immer tiefer einsank. Indes gelang es ihr, die Hand, die sie festhielt, blutig zu beißen.
»Verdammtes Frauenzimmer!«
Er schlug sie mehrmals auf den Mund. Dann zwängte er ihre Arme hinter ihren Rücken, so dass sie sie nicht mehr bewegen konnte.
»Guter Gott«, keuchte er, halb lachend, »noch nie habe ich es mit einem solchen Tollkopf zu tun gehabt. Ein ganzes Regiment würde nicht genügen, um Euch ruhig zu halten.«
Angélique verließen die Kräfte. Es würde genauso werden wie früher. Sie würde das demütigende Inbesitznehmen dulden müssen, die tierische Unterjochung, die er ihr auferlegte und gegen die sich ihr Stolz aufbäumte. Und ihre Liebe – die schüchterne Liebe, die sie Philippe entgegenbrachte und die nicht sterben, die sie nicht eingestehen wollte.
»Philippe!«
Er kam zu seinem Ziel. Es war nicht das erste Mal, dass er im Dunkel einer Scheune einen derartigen Kampf bestand. Er wusste, wie man seine Beute festhält und gebraucht, während sie keuchend, zuckend unter ihm lag. Es herrschte tiefe Finsternis. Winzige goldene Punkte tanzten in ihm, Staubpartikelchen, die ein durch auseinanderklaffende Bretter einfallender schmaler Sonnenstrahl gefangen hielt.
»Philippe!«
Er hörte sie rufen. Ihre Stimme hatte einen überraschenden Klang. Sei es aus Erschöpfung, sei es aus einer durch den Duft des Heus hervorgerufenen Berauschtheit – plötzlich ergab sich Angélique. Sie war des Zornigseins müde. Sie nahm die Liebe und die Umschlingung dieses Mannes hin, der nicht anders als grausam sein konnte. Es war ja Philippe, der, den sie schon in der Monteloup-Zeit geliebt hatte. Was machte es da aus, dass sie bis aufs Blut gequält wurde. Es geschah ja durch ihn… In diesem Gedanken, der sie aus ihrer Erstarrung löste, fügte sie sich in die Rolle des Weibes, das dem Manne zu Willen ist. Sie war sein Opfer, sein Eigentum. Er hatte das Recht, von ihr Gebrauch zu machen, wie es ihm beliebte. Obwohl er in diesem Augenblick im Zustand höchster Gespanntheit war, spürte Philippe ihre unerwartete Nachgiebigkeit. Fürchtete er, sie verletzt zu haben? Er beherrschte ein wenig sein blindes Verlangen und
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