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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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zeigen. Ich soll eine seiner Zierden sein.«
Der letzte Satz klang durchaus nicht eitel. Allenfalls drückte er Wohlgefallen an einer Rolle aus, die er wie alle Rollen, die der König ihm zuwies, in striktem Gehorsam annahm. Der König wollte die schönsten Damen und stattlichsten Edelleute um sich versammelt sehen. Er konnte an einem solchen Tage einen der elegantesten Kavaliere seines Hofs nicht entbehren. »Der eleganteste ist er gewiss«, sagte sich Angélique, während sie ihn musterte. Er sah wahrhaft prachtvoll aus in seinem Gewand aus weißer, goldbestickter Seide. Der Degengriff war aus lauterem Gold, und vergoldet waren die Absätze seiner weißledernen Stiefel.
»Zwingt Euch der König, bei der Armee zu bleiben?« fragte sie unvermittelt.
»Nein! Ich habe ihn selbst darum gebeten.«
»Weshalb?«
»Ich liebe den Krieg«, sagte er.
»Habt Ihr meine Briefe bekommen?«
»Eure Briefe? Hm... ja, ich glaube.«
Angélique schob mit einer jähen Bewegung ihren Fächer zusammen.
»Könnt Ihr überhaupt lesen?« fragte sie verdrossen.
Er starrte sie abweisend an. »Bei der Armee habe ich anderes zu tun, als mich mit Liebesbriefen und dergleichen läppischem Zeug zu befassen.«
»Immer noch so liebenswürdig!«
»Immer noch so aggressiv... Ich bin entzückt, Euch in bester Verfassung anzutreffen. Eigentlich muss ich Euch ein Geständnis machen: Euer kriegerischer Geist hat mir ein wenig gefehlt. Der Feldzug war reichlich eintönig. Zwei oder drei Belagerungen, ein paar Scharmützel... Ihr wärt bestimmt auf eine Idee gekommen, wie man die Sache hätte amüsanter gestalten können.«
»Wann brecht Ihr wieder auf?«
»Der König hat mir sagen lassen, er wünsche mich künftighin bei Hofe zu haben. Wir werden also Zeit genug haben, uns zu streiten.«
»Auch Zeit für anderes«, sagte Angélique und sah ihm in die Augen. In dieser milden Nacht, fern dem Menschengewühl, fand sie sich zu allen Kühnheiten bereit. Er war zurückgekehrt, hatte sie gesucht. Er hatte dem Verlangen nicht widerstehen können, mit ihr zusammen zu sein. Sich hinter Ironie verschanzend, hatte er ihr gestanden, dass sie ihm gefehlt habe. Waren sie nicht beide auf dem Wege zu etwas Wunderbarem? Philippe schien nicht zu begreifen, doch seine Hände griffen ein wenig hart nach Angéliques Arm, schoben die schmückenden Reifen beiseite und streichelten ihre glatte Haut. Dann hob er lässig das schwere Geschmeide, das Hals und Brust der jungen Frau bedeckte.
»Allzu wohlverteidigte Festung«, murmelte er. »Ich habe stets die Kunst der schönen Frauen bewundert, sich halbnackt darzubieten und dennoch unnahbar zu bleiben.«
»Das ist die Kunst des Sichschmückens, Philippe. Die Rüstung der Frauen. Sie macht den Reiz unserer Feste aus. Findet Ihr mich nicht schön?«
»Zu schön«, sagte Philippe unergründlich. »Gefährlich schön.«
»Für Euch?«
»Für mich und für andere. Aber das wollt Ihr ja. Ihr spielt gar zu gern mit dem Feuer. Es ist leichter, aus einem Ackergaul einen Vollblüter zu machen, als das Wesen einer Dirne zu ändern.«
»Philippe!« rief Angélique empört. »Wie schade! Ihr wart schon dabei, wie ein richtiger Kavalier zu plaudern.«
Philippe lachte.
»Ninon de Lenclos hat mir immer geraten, den Mund zu halten. ›Schweigen, nicht lächeln, schön sein, vorbeigehen und verschwinden, das ist Eurem Wesen gemäß‹, sagte sie und prophezeite mir die schlimmsten Unannehmlichkeiten, falls ich davon abwiche.«
»Ninon hat nicht immer Recht. Ich höre Euch gern reden.«
»Für die Frauen genügte ein Papagei.«
Er nahm ihre Hand, und sie stiegen die Marmorstufen hinunter.
»Ich höre Violinenklang. Die Aufführung muss begonnen haben. Es ist an der Zeit, zum König und seinem Gefolge zurückzukehren.«
Sie gingen durch eine Allee, die von kleinen Obstbäumen in silbernen Töpfen gesäumt war. Philippe pflückte einen der rotbäckigen Äpfel. »Mögt Ihr diese Frucht haben?« fragte er. Fast schüchtern nahm sie sie und lächelte, als sie seinem Blick begegnete. Es war längst Nacht geworden, als die Vorstellung zu Ende war und der Hof zu neuen Vergnügungen aufbrach. Das tiefdunkle Zeltdach des Himmels und die Kulissen der Hecken und Gehölze bildeten die ideale Szenerie für das Lichtgebäude, vor dem man nun verhielt.
Gleich einer Vision war der Traumpalast in der Biegung einer Allee aufgetaucht. Vergoldete Faune bewachten ihn, die auf Postamenten auf lebendem Grün ländliche Instrumente spielten, während sich aus durchsichtigen

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