Angels - Meine Rache waehrt ewig
gern sehen, was in den Chatrooms abläuft. Und im Wagner House.«
»Ja, ich auch.«
Er stieg in seine Levis. Kristi wandte den Blick von seinen muskulösen nackten Beinen ab, seiner straffen Haut, den dunklen Haaren. Ihn beim Anziehen zu beobachten, löste seltsame Gefühle in ihr aus, und die Tatsache, dass er sich dessen nicht bewusst zu sein schien, machte ihn noch faszinierender. Verstohlen verfolgte sie, wie Jay sein Hemd über den Kopf zog.
Himmel, sah er gut aus.
Sie wandte sich ab, bevor er ihre Blicke bemerken konnte. »Du hattest doch versprochen, mir von dem Albtraum zu erzählen«, sagte er und klopfte die Taschen nach seinen Schlüsseln ab. Dann griff er nach seinen Schuhen.
»Stimmt.« Als sich Kristi an das blutige Schwimmbecken mit den abgehackten Köpfen der vermissten Studentinnen erinnerte, hatte sie das Gefühl, die Temperatur im Zimmer würde um zehn Grad sinken.
»Willst du jetzt darüber reden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht später.«
Er hielt inne und blickte sie besorgt an. »So schlimm?«
»Ziemlich schlimm.«
Sein Gesichtsausdruck wurde noch besorgter. »Willst du, dass ich dich zum Diner begleite?«
Sie schüttelte abermals den Kopf. »Es ist schon in Ordnung. Wirklich.« Sie wollte jetzt noch gar nicht zum Diner. »Ich erzähl dir später davon, einverstanden?«
»Wie du meinst.« Er hatte seine Schuhe angezogen und sagte an Bruno gewandt: »Bereit zum Aufbruch?«
Der Hund stieß ein aufgeregtes Bellen aus und drehte sich vor der Tür im Kreis.
»Das nenne ich ein Ja.« Jay zwinkerte Kristi zu. »Wir sehen uns dann später.«
Sie nickte und erwartete, dass er sofort gehen würde. Stattdessen machte er einen großen Satz auf sie zu und riss sie so schnell an sich, dass sie japste. »Hey!«
»Hast du etwa gedacht, du würdest mich so schnell los?« Er küsste sie. Seine Lippen verschmolzen mit ihren, seine Zunge glitt zwischen ihre Zähne. Erinnerungen an die vergangene Nacht schossen ihr abermals durch den Kopf. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Kurz darauf löste er sich von ihr. »Vergiss mich nicht. Und denk dran, vorsichtig zu sein.« Bevor sie antworten konnte, waren er und Bruno schon zur Tür hinaus.
Sie hörte seine Schritte, leichtfüßig und schnell hüpfte er die Treppen hinunter. Kristi sperrte ab und zog das übergroße T-Shirt aus. Dann stieg sie aus der Pyjamahose und hatte wieder einmal das Gefühl … das alberne kleine Gefühl, beobachtet zu werden.
Sie schauderte. Es war niemand bei ihr, und die Vorhänge waren zugezogen. Niemand konnte sie sehen. Trotzdem spürte sie unsichtbare Augen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten.
»Das bildest du dir nur ein«, sagte sie zu sich selbst, aber sie schloss die Badezimmertür hinter sich und sperrte ab.
Dann drehte sie den Hahn auf und wartete darauf, dass das Wasser warm wurde. Unter der Dusche schob sie alle Gedanken an einen Voyeur beiseite.
Tante Colleens Haus kann warten, dachte Jay, als er zum Cottage fuhr, um das Baumaterial abzuladen, das er auf der Ladefläche seines Pick-up verstaut hatte.
Es sah schon wieder nach Regen aus. Der Himmel war bewölkt, das Gebläse kämpfte gegen das Kondenswasser an, das sich über Nacht angesammelt hatte. Weil es früh am Sonntagmorgen war, befanden sich auf der Straße nur wenige Autos.
Seine beiden miteinander streitenden Cousinen Janice und Leah mussten sich eben verdammt noch mal gedulden. Vermutlich würden sie ihn wieder drängen, vor allem Leah und Kitt, ihr nichtsnutziger Ehemann. Kitt verbrachte seine Zeit damit, zu kiffen, mit seiner Garagen-Band herumzuschrammeln und zu träumen, ein Rockstar zu sein. Kitt sah in dem Häuschen seiner verstorbenen Schwiegermutter eine Goldgrube und die Möglichkeit, seinen Lebensstil zu erhalten. Jay verstand, dass seine Cousinen das Cottage verkaufen mussten, und er war nach wie vor an der Renovierung interessiert, aber im Augenblick gab es wichtigere Dinge.
Kristi Bentz’ Sicherheit hatte für ihn höchste Priorität. Leahs Granitoberflächen und Armaturen aus rostfreiem Stahl landeten weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz.
Nachdem er den Pick-up entladen und geduscht hatte, wollte er zu Kristis Apartment zurückfahren und es mit Hilfe seiner Ausrüstung sorgfältig nach Beweismaterial durchkämmen, obwohl er nicht wusste, was er sich davon erwartete. Es war schon Monate her, dass Tara Atwater in der Wohnung gelebt hatte, und es gab keinen Hinweis darauf, dass dort ein Verbrechen stattgefunden
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