Angels - Meine Rache waehrt ewig
zu. »Ich will einfach nicht, dass es sich wie ein Lauffeuer auf dem Campus verbreitet, dass ich mit meinem Professor ins Bett gehe.«
Jay nickte, aber sie wusste, dass er sie nicht ernst nahm. »Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
»Deinetwegen mache ich mir auch keine Sorgen«, sagte sie betont, tappte zur Küchenzeile und öffnete den Schrank, obwohl sie wusste, dass sie keinen Kaffee mehr hatte.
»Du bist heute Morgen ganz schön muffelig,« stellte Jay fest.
»Wir hatten eine kurze Nacht, erinnerst du dich?«
Er trat hinter sie und umschlang ihre Taille. »Lebhaft. Und es war eine großartige Nacht«, sagte er. Sein Atem zauste ihr Haar.
Am liebsten hätte sie ihn geküsst und sich wieder auf das ungemachte Bett fallen lassen, aber sie hatte wirklich nicht viel Zeit. »Es gibt einiges, was mich an Mai stört. Sie stellt zu viele Fragen, will alles über mein Privatleben wissen. Zumindest verstehe ich jetzt einigermaßen, warum: Es geht ihr um Dad, weil der so ein toller Detective ist.«
»Einigermaßen?«
»Wer weiß, ob sie die Wahrheit sagt. Ich traue ihr nicht.«
Jay ließ seine Hände sinken. »Du traust niemandem.«
Seine Bemerkung traf sie härter, als er ahnte. Kristi warf die Schranktür zu und fuhr zu ihm herum. »O Gott … ich werde wie mein Vater!«
»Ist es nicht genau das, was du gerade versuchst? Detective zu spielen? All die« – er malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – »›Ermittlungen‹ wegen der verschwundenen Mädchen. Ich bin kein Psychologe, aber es kommt mir so vor, als versuchtest du, deinem guten alten Dad etwas zu beweisen.«
»Es gibt natürlich Leute, denen ich traue. Ich bin nicht wie er.«
»Nicht ganz«, sagte Jay mit einem flüchtigen Lächeln.
Sie kniff die Augen zusammen. Sie war immer noch verärgert wegen Mai und davon überzeugt, dass mehr dahintersteckte als ein Interview für die College-Zeitung.
Jay ließ das Thema wohlweislich fallen und öffnete die Kühlschranktür. Sofort war Bruno neben ihm. »Tut mir leid, Kumpel, ist nicht viel drin.«
»Ich hatte vor, einkaufen zu gehen, aber dann habe ich es nicht mehr geschafft.«
»Wir werden schon nicht verhungern«, versicherte Jay ihr und kramte die Reste der Pizza hervor: drei kalte Stücke, in zerknitterte Folie gewickelt.
»Frühstück.«
»Wie appetitlich.«
»Hast du Kaffee?«
»Nein. Ich hab noch einen Teebeutel und ein paar Flaschen Bier, das ist alles.«
»Für Bier ist es zu früh, sogar für mich. Und Tee: nein, danke. Möchtest du ein Stück?« Er öffnete die Alufolie und bot ihr die hart gewordene Pizza an.
Kristi warf einen Blick darauf, und ihr drehte sich der Magen um. »Sie gehört dir. Ich denke, ich esse etwas im Diner. Es gibt da ein Frühstückssandwich. Vielleicht probier ich das mal.« Sie warf einen Blick auf die Uhr, während Jay, noch immer nur in Boxershorts, am Küchentresen lehnte und die kalte Pizza kaute. Bruno, wachsam wie immer, saß zu seinen Füßen und starrte auf die Beute. Jedes Mal, wenn Jay zu ihm hinunterblickte, klopfte sein Schwanz auf den Fußboden.
Kristi schauderte und wandte sich ab. Die Situation war ihr ein wenig unangenehm, genau wie die Tatsache, dass bereits jemand herausgefunden hatte, dass sie ein Liebespaar waren. Dabei wusste sie doch noch gar nicht, in welche Richtung sich diese Beziehung – wenn man sie so nennen wollte – entwickeln würde.
»Ich dusche jetzt. Hab heute eine Menge zu erledigen.«
Jay nickte. »Ich auch. Am Haus.« Er rieb sich die Hände, und Bruno schnupperte am Fußboden nach Krümeln. »Dann muss ich noch ein paar E-Mails beantworten und Aufgaben korrigieren, darunter auch deine.«
»Sei gnädig.«
»Nach letzter Nacht werde ich dich strenger beurteilen als alle anderen, nur um zu verhindern, dass jemand behauptet, ich wäre voreingenommen.«
»Mach dich nicht verrückt. Es wird schon niemand davon erfahren«, sagte sie, obwohl sie bezweifelte, dass Mai den Mund halten würde.
»Gegen Abend hätte ich wieder Zeit. Wann kommst du von der Arbeit zurück?«
»Zwischen halb drei und drei. Hängt davon ab, wie viel los ist. Dann muss ich noch ein paar Hausaufgaben erledigen, und später wollte ich mich in die Chatrooms einloggen.«
»Dann ruf mich doch einfach an.« Jay hob seine Jeans vom Boden auf.
Waren sie jetzt wohl wieder ein Paar? Kristi fragte sich, ob es klug war, ihre Romanze wieder aufleben zu lassen, doch sie hatte kein ernsthaftes Gegenargument. »Okay.«
»Ich würd
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