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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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im ersten Stock hinauf, in dem Rylee Ames gewohnt hatte. Wie viele andere Mädchen auch, hatte sich Rylee ihrer Familie entfremdet, aber die Äußerungen ihrer Mutter hatten nicht aufrichtig geklungen. Nadine Olsen hatte mit ihrem schleppenden West-Texas-Akzent gesagt: »Sie wissen doch, wie manche Mädchen sind, wenn es hart auf hart kommt: Sie trampen nach Chicago und lassen sich ein Kind andrehen.« Portia hatte keinen Hinweis darauf gefunden, dass Rylee ein Kind zur Welt gebracht hatte, aber sie hatte mit Drogen herumexperimentiert – Ecstasy, Marihuana und Kokain – und war als Teenager mehrere Male von zu Hause weggelaufen, während Nadine versuchte, die Familie, zu der noch drei Söhne gehörten, mit dem Gehalt einer Fabrikarbeiterin über Wasser zu halten. Rylees Vater, der Erste von Nadines fünf Ehemännern, hatte nur gesagt: »Hab immer schon gewusst, dass aus dem Mädchen nichts wird. Kommt nach seiner Mutter.«
    Großartig, hatte Portia voller Grimm gedacht. Niemand schien es zu kümmern, was aus Rylee Ames geworden war.
    Dieselbe Teilnahmslosigkeit wie bei den anderen Opfern.
    »Sie sind keine Opfer, solange wir nicht den Beweis dafür haben, dass ein Verbrechen vorliegt«, hatte Del Vernon insistiert, aber Portia wusste es besser. Diese Mädchen waren vom Tag ihrer Geburt an Opfer gewesen. So viel hatten sie gemeinsam. Das und die Tatsache, dass sie Englisch als Hauptfach am All Saints College mit denselben Pflicht- und Wahlkursen belegt hatten.
    Zufall?
    Portia bezweifelte das.
    Ein kalter Wind blies über das Gelände, rüttelte an den Zweigen der Kiefern und wirbelte das Lousianamoos, das von den Lebenseichen hing, durcheinander, so dass es im Licht der Gaslaternen an tanzende Gespenster erinnerte.
    Wäre Portia abergläubisch gewesen, hätte sie ein Frösteln in ihrer Seele oder gar Furcht verspürt, als sie die schwarze Katze erblickte, die ihren Weg kreuzte. Doch sie glaubte nicht an Geister, Dämonen oder Vampire. Sie war noch nicht mal sicher, was ihren Glauben an Gott betraf, wenngleich sie regelmäßig betete. Aber sie glaubte an das Böse. An das Dunkle, Verkommene der Seele, wo sich Schlechtes und Grausames im Menschen manifestierte.
    Und sie befürchtete zutiefst, dass die vier verschwundenen Studentinnen einem wahnsinnigen Mörder der allerschlimmsten Sorte in die Hände gefallen waren.
     
    Kristi war nicht nach Feiern zumute. Auch wenn Silvester war. Auch wenn jeder, den sie kannte, irgendwo feierte. Sie war natürlich eingeladen worden, von Mai erst gestern, doch da würde sie nicht hingehen, außerdem von Freunden aus New Orleans, Freunden, mit denen sie aufgewachsen war, mit denen sie gearbeitet hatte. Sie hatte alle Einladungen abgelehnt – besonders vehement die von Eve. Sie wollte Fuß fassen, hier in Baton Rouge, und alles, was mit der Frau zu tun hatte, die ihre Halbschwester war, war einfach zu verdreht, als dass es sich lohnte, darüber nachzudenken. Fast siebenundzwanzig Jahre hatte sie angenommen, sie wäre das einzige Kind, und dann … dann war aus dem Nichts Eve Renner aufgetaucht. Es war einfach zu bizarr.
    Sie zündete ein paar Kerzen an und schaltete ihr Notebook ein. Sie war beschäftigt. Sie hatte nicht vor, sich auf ewig im Bard’s Board von Tisch zu Tisch zu schleppen, und dass sie ihr Studium wiederaufnahm, hatte nur einen Grund: ihre schriftstellerischen Fertigkeiten zu verbessern.
    Sie war mit ihren Veröffentlichungen im
Factual-Crime-
Magazin auf positive Resonanz gestoßen und hatte ein paar Artikel für ein ähnliches Online-Magazin verfasst, aber sie wollte ein ganzes Buch schreiben. Da sich ihr Vater weigerte, ihr Einsicht in seine Fälle zu gewähren, musste sie selbst ermitteln.
    Der PC erwachte summend zum Leben, und nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte Kristi ausreichend Empfang, um von ihrer kleinen Schreibnische aus im Internet zu surfen. Kristi durchsuchte das Netz nach Informationen über Tara Atwater, dem Mädchen, das dieses Apartment bis zu seinem Verschwinden bewohnt hatte. Kristi war eine wahre Meisterin im Recherchieren geworden, aber diesmal förderte sie nur sehr wenig zutage, lediglich ein paar Artikel, in denen Tara Atwater erwähnt wurde. Auch über die anderen vermissten Mädchen gab es nicht viel, stellte sie fest, als sie die Online-Ausgaben der Lokalzeitungen durchging. Das fühlte sich nach einer Story an. Vielleicht war es genau die Story, nach der sie gesucht hatte. Vielleicht war sie in diesem Apartment gelandet, weil

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