Angels - Meine Rache waehrt ewig
Hohlraum zwischen oberer und Ausziehmatratze gequetscht, der kaum breit genug für Kristis Hand war. »Komm schon, Kätzchen, du darfst hier nicht sein.« Sie versuchte, das Tier zu fassen, aber es fauchte und zwängte sich noch tiefer in den Spalt. »Ich meine es ernst. Komm raus!« Wieder zeigte ihr das Kätzchen fauchend seine rosafarbene Zunge und streckte ihr messerscharfe Krallen entgegen. »Na gut. Großartig.«
Kristi zog die untere Matratze hervor, und die Katze plumpste in den Spalt zwischen Matratze und Wand. Kristi hoffte, sie würde an einer Seite rausspringen, wenn sie die Bettcouch wieder zusammenschob, aber offensichtlich hatte sie ein Versteck gefunden. Wie sie die Matratzen auch schob und rückte, nichts konnte das Tier hinaustreiben, und Kristi hatte nicht vor, die Hand in den schmalen Spalt zu schieben, in dem eine in Panik geratene Katze mit ausgefahrenen Krallen saß.
»Bitte, Kätzchen …«, seufzte Kristi. Diesen Besuch konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Nicht heute Nacht. Außerdem gab es im Mietvertrag die verdammte Klausel fünfhundertsechsundsiebzig oder so ähnlich, die das Halten von Haustieren untersagte. Hiram würde sie sicher herunterbeten können. »Komm schon«, sagte sie noch einmal und versuchte, beruhigend auf die verängstigte Katze einzuwirken – vergeblich.
Das Tier rührte sich nicht.
»Na gut. Wie wär’s hiermit?« Kristi kramte im Küchenschrank, förderte eine Dose Thunfisch zutage und öffnete sie. Dann warf sie einen Blick über die Schulter, in der Erwartung, eine kleine Nase und neugierige Augen zu sehen oder zumindest eine schwarze Pfote, die unter der Bettcouch hervorlugte.
Doch sie wurde enttäuscht.
Sie gab eine Portion Thunfisch in eine kleine Schüssel und füllte eine zweite zur Hälfte mit Wasser, dann stellte sie beides an die Bettcouch, nahe genug, um die Katze hervorzulocken, aber doch so weit weg, dass sie sie im Nacken fassen und vor die Tür setzen konnte. Doch zunächst einmal musste sie geduldig sein.
Nicht gerade eine ihrer Stärken.
Die Minuten auf der Digitaluhr an der Mikrowelle verstrichen, als wären es Stunden. Draußen ging das laute Treiben weiter: Leute schrien, Hupen ertönten, Feuerwerkskörper explodierten, Fußschritte polterten auf den Treppenabsätzen unter ihr. Gelächter. Gespräche.
Die Katze blieb in Deckung, vermutlich wie versteinert von all dem Lärm.
Super, dachte Kristi, und kämpfte gegen aufkommende Kopfschmerzen an. Sie war hundemüde. Die Zeit verging, und schließlich gab sie auf.
»Na schön. Wie du willst.« Kristi sperrte ab und überprüfte zweimal die Fenster, dann kroch sie auf die Bettcouch. Diese knackte unter ihrem Gewicht, und einen Moment lang war sie sich sicher, gehört zu haben, wie die Katze davongeschlichen war – oder auch nicht. Draußen ertönte neuer Lärm. Musik und Gelächter drangen zu ihr herauf. Zweifelsohne war Mai Kwans Clique aus dem Watering Hole zurückgekehrt, aber ihr neuer Hausgast streckte nicht mal die Nase unter dem Bett hervor.
Offenbar hatte es sich die schwarze Katze, die Kristi insgeheim Houdini nannte, für die Nacht bequem gemacht.
»Es ist Mitternacht. Lass uns feiern!«, beharrte Olivia und bot Rick Bentz ein Glas alkoholfreien Champagner an. »Es wird ein besseres Jahr werden.«
»Das wäre nicht schlecht.« Er stieß sich in ihrem Cottage in Cambrai vom Schreibtisch ab. Seitdem die Straßen nach dem Hurrikan Katrina wieder instand gesetzt worden waren, lebten Olivia und er zusammen mit Olivias kleinem Kläffer und einem lärmenden Vogel hier draußen, in dem Cottage, das Olivia von ihrer Großmutter geerbt hatte. Auch Kristi hatte ab und an hier gewohnt, in dem kleinen Zimmer oben, doch seine Tochter war immer rastlos gewesen. Zudem hatte sie sich nie wirklich mit ihm und seiner neuen Frau wohl gefühlt. Jahrelang hatte es nur sie beide gegeben, Kristi und Rick, und obwohl sie behauptete, Olivia zu mögen und die Vorstellung absolut großartig zu finden, dass er nicht länger allein war, dass er endlich über Kristis Mutter hinweg war, dass er sein eigenes Leben lebte, hatte ein Teil von ihr das nicht akzeptiert. Nichts davon war seiner scharfsichtigen Frau entgangen, obwohl Livvie diesbezüglich ihre Zunge hütete. Clevere Frau. Und verdammt hübsch.
Seit sie hier draußen lebten, mussten beide in die Stadt pendeln, aber das war es wert, fand Rick, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, Alligatoren, Reiher und Opossums als Nachbarn zu
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