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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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Körper bleich und grau werden. Sie wusste, dass er bald sterben würde. Sie hatte seinen Tod oft genug in ihren Albträumen erlebt und hatte die letzten anderthalb Jahre in dem Glauben verbracht, dass ihm genau das entsetzlich blutige Ende bevorstehen würde, das sie aus ihren Träumen kannte.
    In den vergangenen achtzehn Monaten, in denen sie sich von ihren eigenen Verletzungen erholt hatte, war sie krank vor Sorge um ihn gewesen, aber heute, einen Tag nach Weihnachten, war Rick Bentz die Gesundheit in Person. Und er war genervt.
    Widerwillig hatte er ihr geholfen, das Gepäck zum Wagen zu bringen. Draußen fegte der Wind durch die sumpfige Flusslandschaft, rüttelte an Ästen und Zweigen, wirbelte Blätter auf und brachte den Geruch von Regen und Morast mit sich. Sie war rückwärts in die pfützenübersäte Auffahrt zu dem kleinen Cottage gefahren, in dem ihr Vater mit seiner zweiten Frau lebte.
    Olivia Benchet-Bentz tat Rick gut, daran bestand kein Zweifel. Trotzdem kamen Kristi und sie nicht wirklich gut miteinander zurecht. Während Kristi nun unter den missbilligenden Blicken ihres Vaters den Wagen belud, stand Olivia rund sechs Meter entfernt in der Haustür. Ihre glatte Stirn war gekräuselt, und sie sah besorgt aus, doch sie sagte nichts.
    Gut.
    Eins musste man ihr lassen: Olivia wusste, dass es besser war, sich nicht zwischen Vater und Tochter zu stellen, sie war klug genug, unliebsame Kommentare für sich zu behalten. Trotzdem ging sie diesmal nicht zurück ins Haus.
    »Ich halte das einfach nicht für die beste Idee«, sagte ihr Vater. Kristi hatte ihm schon im September mitgeteilt, dass sie sich zum Wintersemester am All Saints College in Baton Rouge eingeschrieben hatte. Es war also keine große Überraschung mehr. »Du könntest bei uns bleiben und –«
    »Ich kenne deine Meinung schon seit langem, und es reicht!«, sagte sie.
    Warum gingen sie ständig aufeinander los? Selbst nach all dem, was sie durchgemacht hatten? Obwohl sie einander mehrere Male beinahe verloren hatten?
    »Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass ich hier nicht bleiben kann, Dad. Ich bin zu alt, um bei meinem Vater zu wohnen. Ich muss mein eigenes Leben führen.« Wie sollte sie ihm erklären, dass sie seinen Anblick nicht länger ertrug, es nicht länger aushielt, ihn in einer Minute gesund und munter zu sehen und in der nächsten grau und dem Sterben nahe? Sie war davon überzeugt gewesen, dass er sterben würde, und sie war bei ihm geblieben, bis sie sich von ihren eigenen Verletzungen erholt hatte. Aber zu sehen, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich, brachte sie langsam, aber sicher zu der Überzeugung, dass sie verrückt war. Bei aller Liebe: Hier zu bleiben würde die Lage allenfalls verschlechtern. Sie hatte diese Vision nun seit einer ganzen Weile nicht mehr gehabt, schon seit über einem Monat nicht, und das war gut. Sie hatte also die Zeichen möglicherweise falsch gedeutet. Trotzdem war es Zeit, ihr eigenes Leben weiterzuleben.
    Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel. Kein Grund, sich noch länger mit ihm zu streiten.
    »Okay, okay, du verlässt uns. Ich hab’s kapiert.« Er zog ein missmutiges Gesicht. Wolken jagten über den Himmel, machten jede Chance, dass die Sonne herauskommen würde, zunichte.
    »Du hast es kapiert? Tatsächlich? Nachdem ich es dir etwa eine Million Mal erklärt habe?«, spöttelte Kristi, doch sie lächelte dabei. »Du ziehst ja messerscharfe Schlüsse. Genau wie die Zeitungen behaupten: der heldenhafte Detective Rick Bentz vom New Orleans Police Department.«
    »Die Zeitungen wissen einen Dreck.«
    »Eine weitere scharfsinnige Beobachtung des hiesigen Spitzenermittlers.«
    »Lass mich in Ruhe«, murmelte er, aber einer seiner verkniffenen Mundwinkel verzog sich zu der Andeutung eines Lächelns. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blickte in Olivias Richtung, zu der Frau, die sein Fels in der Brandung geworden war. »Mein Gott, Kristi«, sagte er. »Du bist vielleicht ein harter Brocken.«
    »Das ist Veranlagung.« Sie fand den Schlüssel.
    Seine Augen wurden schmal, sein Kiefer verkrampfte sich.
    Es war klar, woran er dachte, aber keiner von ihnen erwähnte die Tatsache, dass er nicht ihr biologischer Vater war. »Du musst vor nichts davonlaufen.«
    »Ich laufe nicht davon. Vor gar nichts. Aber ich laufe zu etwas hin. Zu dem, was sich ›der Rest meines Lebens‹ nennt.«
    »Du könntest –«
    »Ich möchte das nicht hören, Daddy«, unterbrach ihn Kristi und warf

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