Angels - Meine Rache waehrt ewig
atmete den süßen, kupfrigen Duft von Moniques Blut, dann schloss er die Augen und rief sich ins Gedächtnis, wie sehr sie sich gewehrt hatte. Als Athletin hatte sie gegen die Wirkung der Drogen angekämpft und hatte ihm sogar ins Gesicht gespuckt, als er sie sich unterwarf.
Er hatte gelacht und ihren Speichel abgeleckt, und in dem Augenblick hatte er ihre Angst gesehen. Es war nicht seine körperliche Überlegenheit, es war die Freude, die er bei dem Kampf mit ihr verspürte, die sie in Todesangst versetzte.
Er hatte es an der Erweiterung ihrer Pupillen erkannt, daran, wie sich ihre Brust hob und senkte, während er sie niederdrückte, um die Wirkung des Cocktails abzuwarten, den man ihr verabreicht hatte. Er beobachtete ihre Anstrengungen auf der Bühne, bis sie ihm endgültig erlag. Er war davon ausgegangen, dass sie ein schwieriger Fall sein würde, eine Kämpferin, und sie hatte ihn nicht enttäuscht.
Er leckte sich die Lippen. Ihr das Blut auszusaugen war köstlich gewesen, zu beobachten, wie ihr Atem flacher und stockender wurde, ihre Haut immer weißer, zu spüren, wie ihr Herzschlag langsamer wurde und schließlich ganz aussetzte, und ihr dann in die weit aufgerissenen leblosen Augen zu blicken …
Er erschauderte, durchlebte den Moment noch einmal, aber das reichte ihm nicht. Erinnerungen verblassten nur allzu schnell.
Zum Glück würde seine Mordlust bald wieder befriedigt werden.
Er verschloss das kleine Fläschchen und beobachtete einen winzigen Moment lang, wie es funkelnd an seiner Kette baumelte. Dann hängte er es wieder auf.
Die leeren Haken schienen ihn zu verspotten, vor allem der, der für Tara Atwater vorgesehen war. Der vertraute Zorn stieg erneut in ihm auf, als er daran dachte, wie dieses kleine Miststück versucht hatte, ihm ein Schnippchen zu schlagen, ihm den Schatz vorenthalten hatte, der für ihn bestimmt gewesen war. Kein Drängen, kein Zwingen hatte ihre Zunge lösen können, und sie war schnell, beinahe bereitwillig gestorben, fast ohne sich zu wehren.
Es war ihr gelungen, ein winziges Lächeln aufzusetzen, als das Blut aus ihr herausströmte und die Seele aus ihr wich, als hätte sie den Kampf dennoch gewonnen.
Er biss sich auf die Zähne bei dem Gedanken an diese Unvollkommenheit.
Die Ampulle war irgendwo da draußen. Er musste sie nur finden.
Er hatte es versucht, natürlich, aber ohne Erfolg.
Doch er würde nicht aufgeben.
Er knallte die Tür des Metallspinds zu. Das Geräusch hallte von den Wänden wider.
Die Ampulle musste irgendwo in Taras Apartment versteckt sein. Bisher war er so vorsichtig gewesen, sich von der leerstehenden Wohnung und der alten Wichtigtuerin von Vermieterin fernzuhalten, doch jetzt hatte er mehr als nur einen Grund, dorthin zurückzukehren. Nicht nur, dass das kostbare Fläschchen mit Taras Blut irgendwo versteckt war, jetzt wohnte auch noch Kristi Bentz in ebendiesem Apartment.
Einfach perfekt.
[home]
7.
W ar Grottos Seminar nicht super?«, schwärmte Mai, als Kristi die Treppen zu ihrem Apartment hinaufstieg. Mit einem überquellenden Wäschekorb stand Mai auf dem Absatz zum ersten Stock, beinahe als hätte sie hinter der Wohnzimmergardine auf Kristis Rückkehr gewartet. »Ich habe bemerkt, dass du dich ein bisschen verspätet hast.«
»Da warst du ja wohl nicht die Einzige«, sagte Kristi, innerlich stöhnend. Sie hatte nach dem Seminar mit dem Professor sprechen wollen, doch es war ihr nicht gelungen. Dennoch war sie fest entschlossen, ihn aufzusuchen und zu sehen, was er zu der Sekte auf dem Campus zu sagen hatte.
»War das nicht cool? Der dunkle Seminarraum, die zugezogenen Vorhänge, die Kerzen? Die ganzen Bilder von Vampiren? Manche waren so grauenerregend, dass ich eine Gänsehaut bekommen habe, und andere waren einfach lächerlich, du weißt schon, Bela Lugosi … Aber ich muss sagen, ich bin fast ausgeflippt, als Grotto seine falschen Vampirzähne gebleckt hat!«
»Findest du nicht, dass das alles ein bisschen übertrieben war?« Kristi stieg die Treppe zum zweiten Stock hinauf. Sie hatte nicht viel Zeit, weil sie Ezmas Schicht von eins bis sechs im Bard’s Board übernommen hatte und in einer knappen Dreiviertelstunde in ihrem Abendseminar sein musste.
»Ich denke, es war fantasievoll und interessant und sehr viel cooler, als bei einem verstaubten alten Professor in Tweedjackett mit Lederflicken an den Ellbogen zu hocken, der hinter seinem Pult steht und uns etwas vorträgt, während wir, zu Tode gelangweilt, durch die
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