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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frau, dachte Kristi. Ariel schien schüchtern zu sein, hilfsbedürftig, das typische Mauerblümchen, das mit dem Hintergrund eins werden möchte. Erneut blickte Kristi zu Ariel hinüber, aber diese hatte ihre Kladde hochgehoben, um ihr Gesicht dahinter zu verstecken.
    Weinte sie etwa immer noch?
    Warum? Hatte sie Heimweh? Steckte etwas anderes dahinter?
    Worum auch immer es sich handelte, Vater Tony hatte versprochen, »sich darum zu kümmern«.
    Kristi verfolgte gespannt Dr. Grottos Worte, nahm die Erscheinung des Mannes in sich auf. Er war groß, hatte dichte, ausdrucksstarke Augenbrauen, ein kräftiges Kinn und eine Nase, die aussah, als wäre sie irgendwann mehrere Male gebrochen gewesen. Seine Augen waren dunkelbraun, seine Lippen schmal, sein Körper wirkte gestählt wie von hartem körperlichem Training. Er verströmte eine gewisse Arroganz, machte aber gleichzeitig einen umgänglichen Eindruck. Lucretias Worte schossen ihr durch den Kopf:
Er ist ein wundervoller Mann. Gebildet. Lebendig.
    Im Gegensatz zu tot? Nein … im Sinne von lebhaft, wies Kristi sich selbst zurecht. Jetzt färbte dieser ganze Vampirkram schon auf sie ab. Lucretia war sehr schnell damit gewesen, Dr. Dominic Grotto in Schutz zu nehmen, trotz ihres Verdachts. Sie hatte getan, als wäre der Mann so etwas wie ein Gott, und dann war da noch die Sache mit dem Ring …
    Kristi besah sich die Hände des Professors. Sie waren groß. Wirkten kräftig. Wenn er an die Tafel schrieb, traten die Adern hervor. Aber seine linke Hand war nackt. Kein Ehering. Was hatte Ezma im Diner noch gesagt? Es ginge das Gerücht, Lucretia hätte was mit einem der Professoren? Ein großes Geheimnis. Hm.
    Sie betrachtete Dr. Grotto eingehend und versuchte, sich ihn mit Lucretia vorzustellen. Es wollte ihr einfach nicht gelingen. Grotto war ein smarter Typ, so viel stand fest, aber er strahlte in seiner abgewetzten Jeans und seinem lässigen schwarzen Sweatshirt eine natürliche Sexualität aus. Lucretia war nicht unattraktiv, auf der sozialen Leiter allerdings einen Schritt unter ihm, fast großkotzig in ihrer Pseudointellektualität, aber vielleicht war es genau das – dass sie sich so überlegen aufspielte –, was ihn an ihr anzog.
    Es waren schon seltsamere Dinge vorgekommen.
    Kristi lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
    Grotto war tatsächlich »heiß«, genau wie Ezma behauptet hatte. Hatte er etwas mit dem Verschwinden der Studentinnen zu tun? Der Mann, der möglicherweise die Inspiration zu dem Vampirkult bot, der Rylee fasziniert hatte?
    Als Kristi nach Baton Rouge gefahren war, waren ihr die Warnungen ihres Vaters gleichgültig gewesen, aber hier auf dem Campus des All Saints College fing sie langsam an zu glauben, dass Rick Bentz’ Befürchtungen begründet waren. Vier Mädchen waren verschwunden. Vielleicht tot. Alle vier hatten an Grottos Seminar über Vampire teilgenommen.
    Zufall?
    Kristi glaubte nicht daran.
    Aber sie würde es herausfinden. Heute noch würde sie damit anfangen, die Familien, Freunde und Nachbarn der Studentinnen anzurufen, wenn es sein musste, auch zwischen den einzelnen Lehrveranstaltungen. Irgendetwas war den vermissten Studentinnen zugestoßen. Irgendetwas Schlimmes.
    Und Kristi würde verdammt noch mal herausfinden, was.
     
    Jay trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Er hatte das Wochenende mit dem Herausreißen der Holzvertäfelung und dem Reparieren der Risse im Mauerwerk hinter der hölzernen Fassade verbracht. Seine Muskeln schmerzten von stundenlangem Hämmern und Meißeln, aber langsam nahm seine Arbeit Gestalt an. Die Entkernungsarbeiten waren beinahe fertig. Er musste nur noch das Linoleum herausreißen, dann konnte er mit der Renovierung beginnen. Er streifte Boxershorts, eine Khakihose und ein Sweatshirt über, fuhr in Socken und Schuhe und blickte auf seine Armbanduhr. Noch eine knappe Stunde bis zum ersten Seminar. Mit Kristi Bentz. Ihm lagen keinerlei Abmeldungen vor, also ging er davon aus, dass sie teilnehmen würde.
    Nimm dich zusammen,
ermahnte er sich und warf sich vor, kindisch zu sein. Sie waren mittlerweile beide erwachsen. Als Teenager waren sie miteinander gegangen, na und? Seitdem war viel Zeit verstrichen.
    Das Telefon klingelte, und er erkannte Gayles Nummer. Was zum Teufel wollte sie? Und warum sollte er ausgerechnet jetzt, wo er sich auf seine Begegnung mit Kristi vorbereitete, mit ihr reden? Er war drauf und dran, den Anruf nicht anzunehmen, doch dann fürchtete er, sie könnte in

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