Angels - Meine Rache waehrt ewig
Stunde zusammengeschnitten wurde. Alles war auf die kurze Aufmerksamkeitsspanne des Fernsehzuschauers ausgerichtet.
Wenn dieser doch nur die Wahrheit über all die schicken, kriminaltechnischen TV -Labore wüsste, in denen eine DNA -Probe beinahe umgehend ausgewertet wurde! Ein bisschen Körperflüssigkeit in ein Reagenzglas gefüllt, ab in die Zentrifuge, und
voilà,
da waren die DNA -Ergebnisse. In Wirklichkeit dauerte das Ganze Wochen, wenn nicht Monate, und dann wurden sämtliche Beweismittel auch noch von einem Hurrikan zerstört. Nicht nur Beweismaterial, mit dessen Hilfe man einen Kriminellen überführen konnte, nein, auch Beweismaterial, das einen Unschuldigen freizusprechen vermochte. Der Gedanke daran machte ihn krank.
Er schloss die Haustür hinter sich, pfiff erneut nach Bruno und ging rasch zu seinem Pick-up. Der Regen, der den ganzen Tag über auf Louisiana herabgeprasselt war, hatte aufgehört. Der Boden war aufgeweicht, schwerer Nebel hing in der Luft und schien durch die skelettartigen weißen Zweige der Zypressen zu schweben.
Eine ausgezeichnete Nacht, um über Morde zu sprechen.
Vlad stieg aus dem Swimmingpool und blieb am Rand der schimmernden Oberfläche stehen. Das Wasser rann kalt an ihm hinab. Die Unterwasserbeleuchtung und der Monitor des Computers waren die einzigen Lichtquellen an seinem speziellen Rückzugsort. Er liebte das Gefühl der kalten Luft, die über seine nasse Haut strich, wenngleich er wenig Zeit hatte, es zu genießen.
Es gab so viel zu tun.
Und es gab ein Problem, das an ihm nagte. Er hatte versucht, es zu ignorieren, hatte sich monatelang eingeredet, es würde keine Konsequenzen nach sich ziehen, aber mit jedem Tag, der verstrich, steigerte sich seine Verärgerung, sein Bedürfnis, den dummen Fehler wettzumachen.
Er hatte gehofft, das letzte Mädchen ließe ihn ruhiger werden, aber das war nicht der Fall, zumindest nicht ganz. Obwohl Rylees völlige Unterwerfung und ihr Tod ihm einen gewissen Kick gegeben hatten, zerrte die Tatsache an ihm, dass er sich geirrt hatte. Sogar jetzt ertappte er sich dabei, dass er an den Nägeln kaute, und zwang sich, damit aufzuhören. Er hatte diese abstoßende Angewohnheit seit seiner Kindheit, hatte immer dann an den Nägeln gekaut, wenn er wusste, dass sein Vater zurückkehren und feststellen würde, dass er etwas angestellt hatte, und ihn zur Strafe in das alte Plumpsklo sperrte.
Bei dem Gedanken daran gerieten seine Eingeweide in Aufruhr, und er schob die Bilder aus seiner Kindheit beiseite. Schließlich hatte der alte Herr seine Strafe bekommen, oder nicht?
Vlad lächelte bei der Erinnerung an den sonderbaren Unfall seines Vaters bei der Farmarbeit und an die blutigen Zinken der Heugabel. Stundenlang hatte er berichtet, wie entsetzlich es gewesen war, seinen Vater auf dem Scheunenboden liegend vorzufinden. Der alte Mann war vom Heuboden in die liegengebliebene Heugabel gestürzt. Vlad hatte zugegeben, sie dort vergessen zu haben. Hätte die Heugabel nicht die Oberschenkelarterie getroffen, hätte sein Vater überleben können. Doch er hatte wie eine Schildkröte mit dem Rücken darauf gelegen. Sein Becken war zerschmettert, seine Hilferufe blieben ungehört, bis Vlad vom Nachbarhaus zurückgekehrt war und ihn inmitten einer Blutlache vorgefunden hatte. Unglücklicherweise war der Unfall genau an dem Wochenende passiert, als seine Mutter zu Besuch bei ihrer Schwester war.
Doch der Tod des alten Herrn nutzte ihm in dieser Situation gar nichts.
Vlad war normalerweise stolz auf seine Perfektion, und die Tatsache, dass er diesen einen Fehler begangen hatte, verdross ihn gewaltig.
Er ging zum anderen Ende des Swimmingpools und betrat eine kleine Nische, in der sich eine Reihe von Metallspinden befand. Die Spinde waren leer – mit Ausnahme des einen, den er für seine Schätze reserviert hatte. Flink gab er, beflügelt vom Geruch des Chlors, im Halbdunkel die Zahlenkombination ein und öffnete die verrostete Tür.
Dahinter befanden sich mehrere Reihen kleiner schwarzer Haken. Drei in der oberen Reihe, reserviert für die Elite; die, die er für königlich erachtete, waren mit den Namen ihrer Besitzerinnen versehen. An ihnen hing eine goldene Halskette mit einem kleinen Fläschchen. Behutsam nahm er eins davon von der goldenen Kette und hielt es gegen das Licht, so dass er die tiefrote Farbe hinter dem Glas erkennen konnte. Wie teurer Wein, dachte er. Vorsichtig öffnete er die Ampulle und hielt sie sich unter die Nase. Er
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