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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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reden musste. Ihn anheuern, ihr zu helfen.
    »Das kann ja heiter werden«, sagte sie zu sich selbst.
    Die andere Zwickmühle, in der sie steckte, war etwas problematischer. Kristi schnappte sich im Hinausgehen eine Jacke und warf sie über. In den vergangenen zehn Tagen hatte sie hin und wieder flüchtig Ariel O’Toole zu Gesicht bekommen, Lucretias Freundin. Einmal in der Buchhandlung, ein anderes Mal beim Studentenwerk, ein drittes Mal in der Nähe vom Wagner House. Jedes Mal, wenn Kristi die junge Frau sah, hatte sie blass und ausgemergelt gewirkt, mit einer Haut in der Farbe von kalter Asche.
    War sie krank?
    Hatte sie einen Unfall gehabt?
    Oder bildete sich Kristi das alles nur ein?
    Niemand anderes schien etwas zu bemerken. Fand das alles nur in ihrem Kopf statt, so wie sie wieder und wieder gesehen hatte, dass die Züge ihres Vaters verblassten? Sollte sie an Ariel herantreten? Mit ihr reden? Lucretia darauf ansprechen?
    Bei dem Gedanken daran zog sie die Stirn kraus. Wenn sie irgendjemandem von ihrer neu entdeckten Fähigkeit erzählte, den Tod eines Menschen vorherzusehen, würde man sie für verrückt halten. Hatte sie irgendeinen Beweis für ihre »Gabe«?
    Nun ja … Eine Frau, die im Bus vor ihren Augen grau geworden war, war eine Woche später gestorben. Doch sie war, wie Kristi der Todesanzeige entnommen hatte, vierundneunzig gewesen.
    Kristi hatte versucht, ihre Befürchtungen abzuschütteln, aber sie fand einfach keine Zeit, sich zu entspannen. Heute stand Kreatives Schreiben bei Dr. Preston auf dem Stundenplan, ein weiterer attraktiver Dozent. Er sah aus wie ein kalifornischer Surfer, mit zerzaustem blondem Haar und einem festen, gut gebauten Körper, den er in seiner engen Jeans und dem abgetragenen T-Shirt ungeniert zur Schau stellte. Er hatte die Angewohnheit, während des Unterrichts im Seminarraum auf und ab zu wandern, die Studenten zu beobachten und dabei unablässig ein Stück Kreide in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen. Er blieb niemals stehen, unterbrach weder den Unterricht, noch ließ er jemals das Stück Kreide fallen, mit dem er ab und zu irgendeine Eingebung an die Tafel kritzelte. Ezma hielt ihn für ungehobelt, aber er war definitiv ein Augenschmaus.
    Wenn Dr. Preston für Sonne und Surfen stand, stand Professor Deana Senegal für das Gegenteil davon. Da Althea Monroe eine Auszeit genommen hatte, war Professor Senegal Kristis einzige weibliche Lehrkraft. Senegal, die Journalismus unterrichtete, war eine Frau um die Vierzig, die in stakkatohaften Sätzen sprach und eine moderne rechteckige Brille trug. Deana Senegal sah gut aus, war elegant und hatte bei Zeitungen in Atlanta und Chicago gearbeitet, bevor sie vor drei Jahren ihren Master-Abschluss gemacht und eine Stelle hier am All Saints College angenommen hatte. Nach der Geburt ihrer nun achtzehn Monate alten Zwillinge hatte sie sich für längere Zeit freistellen lassen, aber jetzt war sie wieder da. Senegal hatte dünne, tiefrot geschminkte Lippen, eine Porzellanhaut und grüne Augen und wirkte äußerst professionell. Während des Unterrichts lächelte sie nur selten.
    Kristi ging die Treppe hinunter und dachte an die anderen Bewohner des Apartmentgebäudes, denen sie bereits begegnet war. Neben Mai im ersten Stock wohnte ein verheiratetes Paar, die Wohnung im Erdgeschoss neben Hiram hatte ein alleinstehender Mann gemietet, vielleicht ebenfalls Student, wenngleich einer mit einem merkwürdigen Stundenplan: Sie war ihm bislang nur spätabends über den Weg gelaufen. Er war groß und trug für gewöhnlich einen dunklen Mantel. Doch Kristi hatte bisher keinen Blick auf sein Gesicht werfen können.
    Als sie ein Buch aus dem Auto holen wollte, das sie dort vergessen hatte, erblickte sie Mrs Calloways PT Cruiser, der gerade auf den Parkplatz rollte. Das weiße Cabriolet war unverwechselbar und nicht eben das, was Kristi bei einer älteren Dame erwartete.
    Kristi war gerade an der Fahrertür, als Irene ausstieg und finster auf ein Fleckchen mit verkümmertem Unkraut starrte, das durch die rissige Asphaltdecke wucherte. »Verfluchtes Zeug«, murmelte sie. Dann entdeckte sie Kristi. »Oh, hallo! Ich habe gehört, Sie haben sich selbst um die Schlösser gekümmert.« Sie schüttelte den Kopf und griff nach einem breitkrempigen Hut im Wageninnern, der ihr Outfit vervollständigte – bestehend aus einer braunen Cordhose, einem rosafarbenen Flanellhemd und einer beigefarbenen Strickjacke mit bis zu den Ellbogen hochgeschobenen

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