Angels of the Dark: Verruchte Nächte
person?“ Der Rotschopf stellte sich vor sie und forderte ihre Aufmerksamkeit ein, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um Annabelle den Kopf zu tätscheln. „Vergiss es, ich kann’s mir denken. Du glaubst, bloß weil sie besessen sind, wären sie das pure Böse. Tja, ich hab Neuigkeiten für dich, China-Barbie. Die Dämonen sind böse, aber die Jungs sind zuckersüß. Der wahre Albtraum bin ich.“
Mit ihren eins achtzig überragte Annabelle das Mädchen um mehr als einen Kopf. Sie sah auf zu Zacharel, der fast unbeweglich dastand, und fragte mit einem stummen Blick, ob er Ärger bekäme, wenn sie die Kleine zu Brei schlug. Kannte denn gar keiner den Unterschied zwischen chinesisch und japanisch?
Warnend schüttelte er den Kopf. „Leg dich nie mit einer Harpyie an.“
„Ich hab immer noch keinen Schimmer, was eine Harpyie ist.“
„Eine Todesmaschine, so!“, behauptete Kaia.
„Aber …“
„Kein Aber, Annabelle.“ Wieder sah Zacharel zu der Rothaarigen. „Und Kaia. Benimm dich.“
„Meinetwegen. Aber nur, weil du diesen rabenschwarzen Tag in strahlendsten Sonnenschein getaucht hast – ausnahmsweise werde ich dir mal gehorchen. Willst du wissen, wie du das gemacht hast, na, na? Okay, ich sag’s“, sprudelte es aus der Harpyie hervor. „Ständig hast du auf Lysander herumgehackt, weil er mit meiner allerliebsten Schwester zusammen ist, aber jetzt sieh dich an. Du machst einen auf Paris und hast was mit ’ner Jägerin, stimmt’s? Und das sind die Schlimmsten!“
Einen auf Paris machen? Jägerin?
Zacharel musste ihre Verwirrung gespürt haben. „Die Jäger sind fanatisch darauf aus, alles Paranormale zu vernichten. Sie würden alles tun, selbst eine Stadt voller Unschuldiger niederbrennen, um ihre Ziele zu erreichen.“
„Ich bin keine Jägerin“, fuhr sie Kaia an.
„Das sagen sie alle, Süße.“
Zacharel fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. An Kaia gerichtet erklärte er: „Annabelle hat noch nicht gelernt, dass ein Mann nicht eins ist mit dem Dämon, der ihn quält. Dass ein Mann das Böse bekämpfen und es besiegen kann und dass zu viele Leute lieber nach dem handeln, was sie fühlen und sehen, anstatt wie die Herren zu glauben, dass sie mehr erreichen und es besser machen können. Und daraus kann ich ihr keinen Vorwurf machen. Diese Lektion habe ich selbst erst vor Kurzem gelernt.“
Also hatten die Herren das Böse in ihren Dämonen bekämpft und besiegt? Ein solcher Sieg musste einen grausamen Preis gefordert haben. Nur zu gut erinnerte sie sich an die unzähligen Kämpfe, die sie verloren hatte. Ein gewisser Respekt vor den Herren der Unterwelt begann sich in ihr zu regen, und sie zwang die Hand mit dem Dolch, sich zu entspannen – nur um zu bemerken, dass Kaia ihr Handgelenk umklammerte und ihre Krallen sich in Annabelles Haut gruben, wahrscheinlich sogar bis auf die Knochen. Beißende Hitze ging von ihr aus.
„Du bist zu heiß“, presste Annabelle zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Heißer als selbst Zacharels Hände manchmal waren.
Unverfroren grinste die winzige Frau sie an. „Ich weiß, absolut! Aber meine Zwillingsschwester ist noch heißer, ich schwör’s.“
Zwillingsschwester? Es gab zwei von der Sorte?
„Kaia“, setzte Zacharel an, als Annabelle kommandierte: „Lass mich los, du Zwerg. Sofort.“
„Zwerg. Süß. Aber wie heißt das Zauberwort?“
„Kaia!“, knurrten Zacharel und Strider wie aus einem Mund.
„Leider falsch.“
Mit rauer Stimme quetschte Annabelle hervor: „Oder ich reiße dir die Eierstöcke raus.“
„Bingo!“ Einen nach dem anderen löste Kaia ihre Fingernägel aus Annabelles Fleisch. Kleine rote Schwellungen erhoben sich auf der massakrierten Haut.
„Du bist die wahrscheinlich seltsamste Person, der ich je begegnet bin“, murrte Annabelle.
„Und du die süßeste. Also, erzähl mal“, forderte Kaia und ließ eine Kaugummiblase platzen. „Ist Zacharel gut im Bett? Denn ich hab ziemlich viel Geld drauf gesetzt, dass die Antwort Nein lautet. Schon klar, er hat große Hände, und auf dem Schlachtfeld kann er damit auch verdammt gut umgehen, aber hast du mal versucht, mit ihm zu flirten? Der Typ ist hilflos wie ein Baby. Ich geh mal davon aus, dass diese Hilflosigkeit sich auch auf den Matratzensport erstreckt.“
„Äh …“ Plötzlich starrte jeder im Raum sie an. Zacharel eingeschlossen. „Er ist, äh, super?“ Noch nie hatte sie sich so unwohl gefühlt.
„Och manno.“ Kaia ließ die
Weitere Kostenlose Bücher