Angels of the Dark: Verruchte Nächte
geknickt.
„Glaub daran“, fuhr Zacharel sie an.
Sie schluckte und nickte dann. „Und ich freu mich, dich zu sehen. Eines Tages wirst du auch froh sein, mich zu sehen.“
Langsam erholte sich Brax und straffte die Schultern. „Was machst du hier? Dein Ausbruch ging durch alle Medien, aber ich hätte nicht gedacht, dass du so bescheuert bist, ausgerechnet zu mir zu kommen.“
Augenblicklich packte Zacharel den Mann bei der Kehle und drückte ihn an die Wand, sodass seine Füße in der Luft baumelten. Bis Annabelles Glaube sich manifestierte, würde er dafür sorgen müssen, dass Brax sich benahm. „Du wirst dich in Acht nehmen, wie du mit ihr redest, oder du wirst leiden.“
Eine weiche Hand auf seiner Schulter, eine flehende Stimme an seinem Ohr: „Zacharel. Bitte lass ihn runter. Trotz allem liebe ich ihn so sehr wie du Hadrenial. Ich will nicht, dass ihm Leid zugefügt wird.“
Goldene Augen wurden immer größer – traten aus purer Luftnot hervor, um ehrlich zu sein –, als Zacharel den Druck verstärkte. „Nur noch einen Moment. Er war respektlos zu dir.“
„Aber überleg mal, was er durchgemacht hat. Er hat die Leichen in unserer Garage gesehen, all das Blut. Dann musste er das noch einmal durchleben, als die Polizei ihm Fotos vom Tatort gezeigt hat. Er glaubt, ich hätte unsere Eltern ermordet.“
Brax’ Lippen verfärbten sich bläulich. Und immer noch gab Zacharel nicht nach.
„Also gut, wie wär’s hiermit“, schlug sie vor. „Wir haben Fragen und er könnte Antworten haben, weißt du noch? Und wenn du ihn umbringst, nimmst du meinem Glauben jede Möglichkeit, noch wahr zu werden.“
„Also gut, wenn du meinst.“ Unvermittelt löste Zacharel die Finger vom Hals des Mannes, sodass der auf dem gefliesten Boden zusammensackte.
„Ich werde … dir nicht helfen … zu fliehen“, schwor Brax zwischen röchelnden Atemzügen.
Sie hob das Kinn, das Musterbild der Sturheit, mit dem er mittlerweile so vertraut war. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“
Brax entwich ein bitteres Lachen und er rappelte sich auf. „Bist du dann hier, um mir wieder zu erzählen, irgendwelche Monster hätten Mom und Dad umgebracht?“
Ihr Kinn hob sich einen weiteren Zentimeter. „Nicht irgendwelche Monster. Ein einziges. Aber nein. Ich will nur wissen, was du in den Tagen vor ihrem Tod so gemacht hast. Irgendetwas Ungewöhnliches wie zum Beispiel einen Besuch bei einer Hellseherin? Oder hast du mit einem Ouija-Brett gespielt?“
Wütend starrte er sie an. „Ist mir egal, was dein Freund mit mir macht. Du bist noch abgedrehter, als ich dachte, wenn du glaubst, ich würde darüber mit dir reden.“
„Ich habe dich gewarnt“, knurrte Zacharel, bevor Annabelle reagieren konnte. Er lächelte, doch es war nicht das schöne Lächeln, das ihm Annabelle entlocken konnte. In voller Pracht breiteten sich seine Flügel hinter ihm aus, während er auf den jetzt mit offenem Mund dastehenden Menschen zuschritt. „Dir ist egal, was ich mit dir mache? Na dann lass uns doch herausfinden, ob ich dich dazu bringen kann, deine Meinung zu ändern.“
23. KAPITEL
V on einer Sekunde auf die andere waren Zacharel und Brax verschwunden.
Annabelle wartete und wartete, doch keiner der Männer tauchte wieder auf. Sorge nagte an ihr, denn sie wusste, dass sie irgendwann zurückkehren würden – doch was sie nicht wusste, war, ob ihr Bruder dann tot oder lebendig wäre, und sie wollte ihn lebendig. Er würde sich wieder nach einer Beziehung zu ihr sehnen, wie Zacharel es versprochen hatte. Basta.
Er hatte ihr so sehr gefehlt. Trotz seiner momentanen Haltung ihr gegenüber war er immer noch ihr großer Bruder. Der, der ihr Kopfnüsse verpasst hatte, bis sie in Tränen ausgebrochen war. Der, der sie durchgekitzelt hatte, bis sie sich vor Lachen in die Hose gemacht hatte. Und der, der sie sofort in den Arm genommen hatte, wenn jemand ihre Gefühle verletzt hatte.
Doch als sie ihn jetzt wiedergesehen hatte, hätte sie im ersten Moment weinen mögen. Nicht aus Heimweh, auch wenn das ebenfalls mit voller Macht auf sie eingestürmt war, sondern aus tiefer Trauer. Nach all den Jahren schien der lockere, fröhliche Junge von damals zu einem gepeinigten Mann herangewachsen zu sein.
Er war zwei Jahre älter als Annabelle, und immer hatte sie zu ihm aufgesehen, ihn bewundert. In der Highschool waren alle Mädchen hinter ihm her gewesen und alle Jungs hatten sich an seine Stelle gewünscht. Für ihn hatte es keinen Tag ohne Verabredung
Weitere Kostenlose Bücher