Angels of the Dark: Verruchte Nächte
seinen Handel einzugehen. Doch jetzt, ein paar Stunden später, war Annabelle erfüllt von nervöser Energie. Würde sie den Mut haben, ihren Teil der Abmachung einzuhalten?
Sie hatte an nichts anderes mehr denken können.
„Du siehst aus, als wäre dir zu warm.“ Zacharel stand in der Küche und machte ihr ein Sandwich.
„Stimmt.“ Das Gewand, das sich während des Einkaufsbummels in Form von Shirt und Hose an ihren Körper geschmiegt hatte, war kurz vor ihrem Abflug in seine ursprüngliche Form zurückgekehrt. Es bedeckte sie vom Hals bis zu den Zehen. „Ich könnte eine Dusche gebrauchen. Allein.“
„Diese Gewänder reinigen den Träger von innen heraus. In diesem Augenblick bist du sauberer, als du es je warst.“
„Oh. Das ist ja … cool.“ Und diese Antwort so was von lahm. Sie musste sich zusammenreißen. „Ich meine, diese Funktion ist mir schon aufgefallen, als du verwundet warst.“ Ich war bloß zu blöd, zwei und zwei zusammenzuzählen.
„Vielleicht solltest du etwas von deinen neuen Sachen anziehen.“
„Ich glaube, das mache ich.“ Nur nicht so, wie er sich das wahrscheinlich vorstellte.
Die Einkaufstaschen hatte Zacharel am Eingang abgestellt. Nach ein bisschen Wühlen fand sie alles, was sie suchte. Dann zog sie sich auf dieselbe Weise an, wie sie sich vorher der Ledermontur entledigt hatte – unter dem Schutz des Gewands.
„Unfair“, meinte sie Zacharel murren zu hören.
Erst als sie ihre neue Unterwäsche, ein T-Shirt, Jeans und Stiefel anhatte – und erfolgreich Löcher in die Taschen geschnitten, um Zugriff auf die Messer zu haben, die sie an die Oberschenkel geschnallt trug –, zog sie sich schließlich die Robe aus.
Zacharel ließ seinen brennenden Blick von oben bis unten über ihren Körper wandern – und dann noch mal von unten bis oben. „Das findet meine Zustimmung. Und jetzt wirst du essen.“ Er stellte den Teller auf einen kleinen Holztisch, setzte sich und bedeutete ihr, sich zu ihm zu gesellen.
„Und wir reden“, fügte sie hinzu.
„Natürlich.“
Eigentlich hatte sie weiter verhandeln wollen, doch er begann augenblicklich, sie auszuquetschen – und sie versuchte dasselbe mit ihm. Warum eine Höhle? Warum die Sexspielzeuge? Die Antwort auf die erste Frage: Darum. Die Antwort auf die zweite: Darum.
So informativ, ihr Engel.
Unbehaglich rückte sie hin und her. Weder ihr noch sein Stuhl hatte eine Rückenlehne, doch während sie ständig das Gefühl hatte, hintenüberzukippen, fühlte er sich sichtlich wohl, weil er ungehindert die Flügel bewegen konnte.
„Der Dämon, der deine Eltern getötet hat“, setzte er an und bedeutete ihr mit einer Geste, mehr von diesem unfassbar köstlichen Sandwich zu essen. Weich, saftig und erfüllt von einer Flut süßer und würziger Aromen. „Wie hat er ausgesehen?“
„Was, wenn ich jetzt einfach ‚hässlich‘ sage und es dabei belasse?“
„Dann hake ich nach.“
„Hab ich mir gedacht.“ Langsam kaute und schluckte sie, während sie versuchte, sich nicht dieses Untier vor Augen zu rufen, das all die Jahre ihre Träume heimgesucht hatte. Mit einem unmerklichen Beben in der Stimme beschrieb sie die roten Augen, das menschenähnliche Gesicht und die Vampirzähne. Die glatte tiefrote Haut, die Hörner, die aus seinem Rückgrat hervortraten. Den Schwanz mit dem hässlichen metallenen Stachel.
Die ganze Zeit über blickte Zacharel finster drein. Das musste tatsächlich sein Standard-Gesichtsausdruck sein.
„Deine Beschreibung passt auf eine Menge Dämonen, aber das war definitiv nicht derjenige, der bestimmt hat, wer wann in die Anstalt eindringen durfte oder nicht. Trotzdem werden wir Bürde aufspüren und mit ihm reden.“
Bürde . Was für ein schrecklicher Name. „Und er wird dir ehrlich antworten?“
„Mit ein wenig Überzeugungsarbeit – möglicherweise. Manchmal lässt sich die Wahrheit aber auch entdecken, wenn man die Lüge auseinandernimmt.“
„Solange du dir da sicher bist. Und nur um das festzuhalten: Ich kann mit Gefahr umgehen, also denk nicht mal dran, mich hier zurückzulassen.“
Er verengte die Augen, doch das konnte nicht die erschreckenden grünen Flammen verbergen, die in seinem Blick aufloderten.
„Es würde mir keinerlei Schwierigkeiten bereiten, dich hier zurückzulassen,Annabelle, und du könntest nichts dagegen tun.“
„Ich könnte dich dafür hassen“, fauchte sie zornbebend. „Na ja, vielleicht nicht hassen, da ich ja jetzt niemanden mehr hasse, aber ich
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