Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
ist doch selbstverständlich. Ich mochte Cora wirklich gern, nur ihren dummen Ausraster habe ich ihr sehr übel genommen. Warum haben Sie mich um dieses Gespräch ersucht?«
Wegener scha ute Henry von oben bis unten an. Henrys Cowboystiefel fanden seine besondere Aufmerksamkeit. Es waren aber keine herablassenden Blicke, nein, er schien nur belustigt zu sein. Gunther Wegener war ihm seltsamerweise auf Anhieb sympathisch, darüber ärgerte Henry sich schon jetzt.
Henry hatte sich eine rührselige Geschichte ausgedacht, er wollte bluffen und Wegener aus der Reserve locken.
»Es geht um den zu regelnden Nachlass von Cora Deters, es ist mir ein wenig unangenehm.
Auch weil sie noch gar nicht beerdigt wurde. Coras schrecklich zugerichteter Leichnam ist von der Staatsanwaltschaft leider noch nicht freigegeben .«
Henry beobachte Gunther Wegener sehr genau. Er wirkte wahrlich nicht unterkühlt.
»Cora erwähnte bei unserem letzten Gespräch, dass Sie ihr eine Abstandszahlung angeboten hätten, wenn Cora den von Ihnen angestrebten Mietaufhebungsvertrag akzeptieren würde.
Dies ist ja nun der Fall. I ch lasse das Apartment schon in der kommenden Woche räumen. Obendrein erhalten Sie ja Ihre Immobilie topsaniert zurück. Ich benötige jeden Cent für Coras Tochter. Sie ist der wichtige Grund, der mich derart antreibt, alles in Coras Sinne zügig zu regeln.
Sabine, so heißt die Kleine, lebt bei Ihren Großeltern in der Nähe von Passau …«
Wegeners Augäpfel schienen herauszuquellen, er unterbrach Henry irritiert:
»Ich wusste gar nicht, dass sie ein Kind hatte. Sie hat es nie erwähnt, es ist mir auch nie aufgefallen, dass sie schwanger war. Seltsam, seltsam.«
Er schluckte mehrmals, bis er seine Worte wiederfand:
»Cora Deters war eine starke junge Frau, ich liebte vieles an ihr. Besonders ihr en leicht sarkastischen Humor. Nur ihre kleinen Schwindeleien und ihren törichten von Stolz und Sturheit durchsiebten Kopf nicht so sehr.
Ich weiß nicht, was sie Ihnen erzählt hat, warum wir in Streit gerieten. Die Wahrheit ist, dass ich das Grundstück, worauf sich das Gebäude mit dem Apartment befindet, an einen Investor verkauft habe.
Die Besitzübertragung ist aber erst fürs kommende Jahr vereinbart. Ich wollte aus persönlichen Gründen nicht, dass sie Mieter dieser Firmengruppe werden sollte. Cora verstand es nicht, vielleicht hätte ich ihr einfach nur die Wahrheit sagen sollen. Sie dachte, ich würde mir wiedermal nur die Taschen richtig vollstopfen wollen und sie mit Brotkrumen abspeisen. So ähnlich hat sie es mir an den Kopf geworfen. Mein Angebot war aus meiner Sicht sehr großzügig, um genau zu sein Fünfzigtausend Euro plus Umzugskosten.
Das war ihr zu wenig, und dann rastet dieses Persönchen aus und langt mir eine.
Sie hat äußerst ärgerlich getroffen. Nicht nur, dass ich rechts ein blaues Auge hatte. Nein, sie hat meinen Augapfel beschädigt. Meine Sehkraft liegt im Moment nur bei etwa vierzig Prozent. Das war der Grund, warum ich sie angezeigt habe. Ich wollte sie mit rechtlichen Mitteln strafen und nicht mit denen aus ihrem Milieu. Im Nachhinein ärgere ich mich, auf meinen Anwalt gehört zu haben. Mein Anwalt hat noch nicht mal alle Details vorgetragen, ich wollte wie gesagt nur …«
Nun unterbrach Henry:
»Nun brauche ich doch einen Kaffee und einen guten Cognac, wenn Sie denn einen haben?«
Henry glaubte ihm jedes Wort, das war nicht gespielt oder aufgesetzt, Wegener war mitgenommen.
»Selbstverständlich, es wird nur ein paar Minuten dauern .«
Wegener verließ kurz den Raum und organisierte das Gewünschte. Diese kleine Pause kam ihm äußerst gelegen. Henry war verwundert über die Emotionen dieses Mannes. Kurz darauf hatten sie alles und Henry genoss einen guten alten Remy Martin.
»Herr Wegener, in der Tat, sie hat es mir etwas anders dargestellt. Cora war nun mal äußerst attraktiv und da kommen wir Männer des Öfteren auf die dumme Idee, Begehrtes anzufassen, nicht wahr?«
»Herr Melcher, Sie brauchen mich nicht zu provozieren. Coras Version stimmt nicht! Sie war verschlagen und wollte sie wahrscheinlich nur benutzen, um mich weichzukochen, damit ich den Abstand freiwillig erhöhe. Solche Dinge ha t sie nicht so genau genommen. Sie war ein lockerer Vogel mit trauriger Kindheit. Cora hat dennoch immer bekommen, was sie wollte. Ich hatte mit Cora schon einvernehmlichen Sex, da war sie noch gar nicht Ihre Mandantin. Manchen Monat hatte ich mit ihr mehr Verkehr als mit meiner
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