Angriff aus dem All (Orion 01)
es roch leicht nach einer Winzigkeit Ozon. Die Rotorschaufeln der Klimaanlage saugten die Luft ab und ersetzten sie durch neue, nahezu keimfreie. McLane und seine Crew kamen in den Raum, aber sie hatten nichts von dem tragischen Anblick an sich, der solche gesellschaftlichen Hinrichtungen zu kennzeichnen pflegte.
*
Was innerhalb der Flotte an McLane – der einen mehr als zweifelhaften Ruf besaß – uneingeschränkt bewundert wurde, war seine Selbstsicherheit. Man wußte indes, daß sie keineswegs gespielt war. Sie stellte das Ergebnis einer langen und schwierigen Karriere dar, die McLane durch zahllose Gefahren und tollkühne Einsätze bis zum Kommandanten eines eigenen Raumkreuzers gebracht hatte. Seine Leute schätzten seine Kameradschaft und die Tatsache, daß er keine Sekunde lang nur Chef war. Die Kameraden in der Flotte schätzten seine Trinkfestigkeit und seine Verachtung für lästige Konventionen wie Anordnungen und dergleichen. Und die Mädchen und Frauen, die seinen Weg durchs All säumten wie Sterne, Planeten und Meteore, schätzten den Rest seiner Qualitäten, die, wie jedermann wußte, seinem Mut in nichts nachstanden.
Die Anordnung, in der die fünf Leute den Raum betraten, entsprach eben jenem Selbstbewußtsein.
An der Spitze einer schrägen Linie schritt Cliff Allistair McLane. Schlank, mit braunem, kurzgeschnittenen Haar, das er arrogant aber zweckmäßig in die Stirn gekämmt hatte. Auf der rechten Seite der schlichten schwarzen Uniform glänzte die Identitätsplakette.
Dann kam Mario de Monti.
Erster Offizier. Zwei Zentimeter kleiner als McLane, mit einem breiteren Gesicht, das ein außergewöhnliches Maß an Phlegma zu verraten schien; es gelang de Monti noch immer andere Menschen damit zu täuschen. Er blieb rechts neben McLane stehen. Hasso Sigbjörnson, ein Mann von knapp fünfzig Jahren, blieb neben de Monti stehen und legte die langen Hände auf dem Rücken zusammen. Sigbjörnson, verheiratet und Vater zweier Kinder, hatte schon eine Menge von Stürmen überdauert – auch dieser war nicht die letzte Naturkatastrophe. Atan Shubashi, der Astrogator, trat neben Hasso. Seine dunklen Augen musterten scharf die Umgebung.
Helga Legrelle ...
Vierundzwanzig Jahre alt. Offizier für Raumüberwachung. Funktechnikerin und beste Kameradin der vier Männer. Sie besaß lackschwarzes Haar über einem Kopf, dessen Inhalt die langen Jahrhunderte weiblichen Emanzipationsstrebens vollkommen rechtfertigte. Ihre vier männlichen Kollegen an Bord der ORION hüteten Helga mit der neiderfüllten Wachsamkeit von Jagdhunden. Die fünf Mitglieder der Crew blieben in einer Reihe vor Marschall Wamslers spiegelndem Schreibtisch stehen. Wamsler, Lydia, Spring-Brauner und Tamara hatten den Aufmarsch mit sehr gemischten Gefühlen mit angesehen und warteten auf McLanes Gambit.
Gelassen meldete sich McLane zur Stelle.
»Commander McLane und die ORION-Besatzung, Marschall.«
Die HM-Vier, das schwere Modell der Strahlwaffe, hing an den Befestigungen des Uniformgürtels. Für eine Strahlwaffe besaß der gekrümmte Stab aus Leichtmetall eine ungewöhnliche Form.
Wamsler musterte die fünf Leute mit durchdringendem Blick, griff schweigend zu der biegsamen Plastikmappe und blätterte darin wie in einem Reiseprospekt einer galaktischen Schiffahrtslinie.
»Major McLane«, sagte er langsam und ohne jede Betonung, »ich habe Ihnen etwas Entscheidendes zu eröffnen.«
McLane schwieg abwartend; seine Crew blickte starr geradeaus.
»Der Untersuchungsausschuß der Raumkommission hat folgendes angeordnet: Ihr Dienstunterstellungsverhältnis zu den Schnellen Raumverbänden wird ab sofort aufgehoben.
Sie haben sich als zum Raumpatrouillendienst strafversetzt zu betrachten!«
Eine kleine Pause entstand. Dann fragte McLane.
»Für wie lange, Marschall Wamsler?«
Wamsler knurrte: »Für sechsunddreißig Monate.«
»Und aus welchem Grunde?« fragte McLane in gespielter Harmlosigkeit.
Wamsler blinzelte überrascht, dann schlug er mit der Mappe auf den Tisch und sagte scharf:
»Major McLane! Ersparen Sie es bitte sich, Ihrer Mannschaft, den hier Versammelten und mir, den umfangreichen Katalog Ihrer Sonderveranstaltungen herunterzubeten.«
Wamsler warf einen Blick auf General van Dyke, dann sprach er weiter.
»In Zukunft, Major, werden Sie beim geringsten Vergehen gegen die Vorschriften Ihren Abschied bekommen. Verstehen wir uns in diesem Punkt, Commander?«
Mit beispielloser Ruhe sagte McLane:
»Marschall
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