Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angriff aus dem All (Orion 01)

Angriff aus dem All (Orion 01)

Titel: Angriff aus dem All (Orion 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
irrte nicht.

 
3
     
    Aus völlig unerklärlichen Gründen hatte sich die Bezeichnung eingebürgert: Starlight-Casino. Der Raum befand sich unweit der Basis auf der Erdoberfläche, aber ein Teil davon war in eine tropische Lagune hineingebaut worden. Hinter den dicken Glaswänden sah man die Schwärme der exotischen Fische und die unaufhörlich wachsenden Korallenbänke. Über dem gesamten Raum hingen die Klänge der Musik, die aus den versteckten Lautsprechern drang. Der Modekomponist dieses Jahres war Tomas Peter ; von ihm spielte man Blues des stummen Astronauten .
    Auf der Platte der Bar hätte man Hundert-Meter-Läufe veranstalten können. Commander Cliff McLane, dessen Stimmung mit Hilfe von Alkohol wieder zugenommen hatte, saß neben Hasso und fragte völlig unmotiviert:
    »Du möchtest noch einen Cognac, Hasso?«
    Hasso Sigbjörnson machte eine Bewegung, die Abwehr und Askese ausdrücken sollte.
    »Nein, Cliff«, sagte er streng. »Nicht für mich. Ich muß gehen ... wirklich, Cliff«, setzte er hinzu, als er das Grinsen im Gesicht seines Kommandanten sah. »Ich müßte nämlich seit zwei Stunden zu Hause sein.«
    Trocken antwortete Cliff:
    »Nichts wird dich aufhalten, Hasso!«
    Das Mädchen, das hinter diesem Abschnitt der Bar stand, näherte sich. Es hatte in der Siedlung der Raumfahrer einen Aufstand gegeben, als man die Barmädchen vor Jahren durch Robotanlagen hatte ersetzen wollen. Seitdem blieb alles beim alten.
    McLane drehte sich um und beobachtete die langsam tanzenden Paare.
    Er sah de Monti, der mit dem Bordmaskottchen Helga tanzte und Atan Shubashi, der den Kadetten aus Wamslers Büro entführt hatte. Die langgezogenen Klänge des Blues bewegten die Paare.
    »Ich sollte mich wirklich langsam auf den Weg machen. Was hast du mich vorhin gefragt, Cliff?« meinte Hasso irgendwie bedrückt.
    »Ich dich gefragt?« fragte Cliff. »Nichts!«
    »Ja! Du fragtest mich doch etwas ... vor drei Sekunden.«
    Cliff begann zu lachen.
    »Richtig!« stellte er fest und winkte dem Mädchen hinter der Bar mit der Hand. »Ich habe dich gefragt, ob du noch einen Cognac willst.«
    »Ja, bitte!« Sigbjörnson nickte ergeben.
    Die zwei Gläser kamen; hohe, schlanke Zylinder mit einem selbstleuchtenden Fuß. Die Beleuchtung bewirkte, daß der Alkohol wie ein kostbarer Stein wirkte. Der Commander und sein Ingenieur hoben die Gläser.
    »Aber dann muß ich gehen«, sagte Hasso. »Sonst wird Ingrid böse.«
    »Vollkommen zu Recht«, warf McLane ein.
    Sigbjörnson hatte ein Problem. McLane erkannte es klar, zumal Hassos blaue Augen unsicher wirkten. Der Commander lehnte sich in seinen geschwungenen Sitz zurück, drehte das Glas zwischen den Fingern und wartete.
    »Sag' mal, Cliff ... möchtest du nicht noch auf einen Sprung mitkommen?«
    McLane begann schallend zu lachen; einige Gäste drehten sich um.
    »Ach du Schreck!« sagte er und begriff schlagartig, welcher Art das Problem Hassos war. »So sieht es also wieder einmal aus!«
    Sigbjörnson nickte.
    »Ja, Cliff ... ich habe es ihr fest versprochen.«
    »Wie oft hast du es ihr eigentlich schon ›fest versprochen‹?« fragte Cliff und lachte noch immer. »Glaubt sie dir eigentlich überhaupt noch etwas, Hasso?«
    Hasso nickte und schien zu glauben, was er sagte.
    »Es ist mein Ernst. Ich höre auf!«
    Cliff trank einen tiefen Schluck aus dem Glas und stellte es vor sich auf die Bar zurück. Dann bohrten sich seine braunen Augen in das Gesicht des Ingenieurs.
    »Ist das dein Ernst, Hasso?« fragte der Commander ruhig, »oder war es dein Ernst?«
    Hasso war weniger ein Mann der Worte als einer der Taten. Es gab keinen einzigen Millimeter seines Maschinenraumes und des Kampfstandes, den er nicht genau kannte; sollte er komplizierte Vorgänge seines Innenlebens darlegen, begann er zu improvisieren. Er strich zögernd über sein weißes Haar, das er in die Stirn gebürstet hatte.
    »Du mußt mit ihr reden, McLane!« erklärte er kategorisch.
    »Ich weiß«, erwiderte Cliff und nickte.
    Hasso hakte seinen langen Zeigefinger in die Gürtelschließe Cliffs ein und zog den Commander zwanzig Zentimeter zu sich heran.
    »Ohne dich traue ich mich nicht heim, Cliff.«
    Das Grinsen, mit dem McLane seinen Ingenieur ansah hatte nichts Ironisches an sich; es war der Ausdruck der tiefen und verständnisvollen Kameradschaft zwischen den Männern. Als McLane an Hasso vorbei auf die Tanzfläche blickte, sah er eine schlanke, blonde Frau. Sie bahnte sich einen Weg durch die Tanzenden.

Weitere Kostenlose Bücher