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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
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vor sich hin. So einfach. Die letzte Hürde war überhaupt keine.
    Am Anfang war ihm die ganze Sache völlig unmöglich erschienen, und trotzdem stand er jetzt hier, direkt vor dem Eingang des Weißen Hauses, und war im Begriff, sich in ein neues, unglaubliches Abenteuer zu stürzen. Was würde er wohl dabei lernen? Wem würde er begegnen?
    Er holte tief Luft und drückte auf den Klingelknopf.
    Ein Ton drang zu ihm durch. Erschrocken riss er die Augen auf und unterbrach die audiovisuelle Übertragung von seinem Neuro-Headset. Die Türen des Weißen Hauses und die Türklingel waren aber immer noch zu sehen; sie starrten ihn gewissermaßen vom Bildschirm an.
    Bestimmt hatte er sich das Geräusch nur eingebildet.
    Wieder holte er tief Luft und drückte erneut auf den Klingelknopf.
    Und fuhr entsetzt vom Stuhl hoch, überwältigt von plötzlicher Angst und einer furchtbaren Erkenntnis.
    Draußen, vor seinem Zimmer, auf der anderen Seite der Küche, in der seine Mutter gerade am Herd stand, am Ende des Flurs – draußen vor der Tür seiner Wohnung im sechsten Stock eines Wohnblocks . . . dort draußen drückte jemand bereits zum zweiten Mal auf den Klingelknopf.

8. Kiwi
    Ein Bettgestell aus Metall. Eine durchgelegene, klumpige alte Matratze. Und darauf lag Sam und starrte blicklos an die Wand seiner Zelle.
    Ganz sicher würde er ziemlich bald durchdrehen. Wahnsinnig werden. Konnte gar nicht anders sein. Drei Tage hielten sie ihn nun schon in dieser Zelle gefangen. Eine Zelle, die sie Schlafzimmer nannten. Aber ein Schlafzimmer mit massiven Gitterstäben vor dem Fenster und einer Tür, die ständig abgeschlossen war. Von außen. Sam kam das Schlafzimmer eher wie eine Gefängniszelle vor.
    Vor drei Tagen hatte er sich das Headset vom Kopf gerissen und war zur Wohnungstür gerast. Mit einer Wahnsinns-angst, die Tür öffnen zu müssen, aber mit noch größerer Angst, dass seine Mutter vor ihm zur Tür gehen würde.
    Der Mann vor der Tür trug einen Kampfanzug. Solche Anzüge wurden von den SWAT-Kommandos getragen; darüber trug er eine schusssichere Weste. Eine Pistole steckte im Holster, das aber nicht an der Hüfte, sondern am Oberschenkel festgeschnallt war. Er war ungefähr Ende zwanzig. Nicht gerade klein, aber auch nicht groß. Das Haar war im Stil der Rock-’n’-Roll-Stars der Fünfzigerjahre glatt und dicht auf dem Kopf anliegend nach hinten gekämmt, als wolle er dadurch größer wirken, als er war, und er trug eine dunkle, spiegelnde Aviator-Sonnenbrille, die er abnahm, als Sam die Tür öffnete.
    Dieser Typ wurde von zwei weiteren Männern in gleichen Uniformen begleitet; sie waren mit Maschinengewehren bewaffnet, die sie über der Brust trugen. Diese beiden standen ein wenig weiter hinten, an der gegenüber liegenden Wand des schmalen Flurs. Ihre Augen zuckten ständig nach links und rechts, als ob sie irgendwelche Probleme erwarteten.
    Alle drei trugen hautfarbene Ohrpassstücke, von denen ein spiralförmig gewundener Draht wegführte und im Kragen ihrer Uniform verschwand.
    Drei Meter weiter links stand die Tür der nächsten Wohnung einen Spaltbreit offen und Louis, der zwölfjährige Neandertaler, starrte mit weit aufgerissenen Augen herüber.
    »Sam Wilson?«, fragte der erste Mann knapp.
    Sam nickte stumm.
    »Ich bin Spezialagent Tyler Ranger vom Department of Homeland Security, Cyber Defence Division. Gegen Sie besteht der Verdacht, ein Regierungsnetzwerk infiltriert und sabotiert zu haben. Sie sind hiermit verhaftet. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern . . .«
    Den Rest seiner Rechtsbelehrung bekam Sam nicht zu hören. Jedenfalls nicht in diesem Augenblick.
    »Was?«, schrie seine Mutter, die plötzlich hinter ihm auftauchte. »Was soll das? Was haben Sie hier zu suchen? Was . . .?« Das waren ziemlich viele »Was?«, die sie auf die Besucher abgefeuert hatte.
    Doch der Mann in Schwarz hatte sich davon nicht beeindrucken lassen.
    Und seither lag Sam hier, in dieser Zelle, und hatte nicht den blassesten Schimmer, warum er hier war und wo sich dieses »hier« überhaupt befand. Die Cyber Defence Division im Heimatschutzministerium, dem Department of Homeland Security, sollte das Land vor terroristischen Angriffen aus dem Netz schützen. Was hatte er, Sam, damit zu tun? Und wo genau lag der Knast, in dem er sich jetzt befand? Der musste wohl irgendwo in der Nähe von Washington, D. C., sein, so viel war sicher, und bestand aus einer Ansammlung von ziemlich alt wirkenden Gebäuden, die von

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