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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
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hohen Bäumen umgeben waren – und von einem sehr hohen Metallzaun, der oben mit NATO-Draht umwickelt war. Sam schätzte, dass die nächste Stadt höchstens zwei bis drei Kilometer entfernt lag.
    Diese Stadt hatte er gesehen, als man ihn hierhergebracht hatte. In einem schwarzen Learjet, auf dem das Logo der Homeland Security prangte, und dann noch einmal aus der Nähe, als er in einer schwarzen Chevrolet-Limousine von einem kleinen Flughafen mitten durch die Stadt hierhergefahren worden war.
    Für eine Gefängniszelle war es nicht mal schlecht, das musste er zugeben. Die Böden waren mit glänzendem dunklem Holzparkett belegt, und die Wände waren mit Holzpaneelen verkleidet, obwohl er vermutete, dass sich dahinter ziemlich massive Betonwände verbargen. Eine Wand wurde völlig von einem sehr großen Schrank eingenommen, in dem sich sogar eine kleine Toilette und ein Waschbecken befanden, und am Ende des Flurs gab es eine gemeinsame Duschkabine für die Insassen dieses Stockwerks.
    Es war kein Gefängnis für Erwachsene, so viel war ihm inzwischen klar geworden. Eher eine Art Untersuchungsgefängnis für Jugendliche oder eine Jugendstrafanstalt. Keiner von den Jungs, die er durch das vergitterte Fenster gesehen hatte, schien älter als achtzehn zu sein.
    Das elektronische Schloss an der Tür piepte kurz und die Tür öffnete sich. Einer der Wärter trat ein, ein Mann namens Brewer mit hartem, kantigem Gesicht und einem über den Gürtel quellenden Bierbauch.
    Brewer blickte sich kurz in der Zelle um, bevor er einen großen Karton auf den Boden stellte. Quer über dem Deckel klebte ein roter Streifen mit der Aufschrift »kontrolliert«.
    Er warf Sam einen mürrischen Blick zu und verschwand.
    Sam wälzte sich von der Matratze und öffnete den Karton.
    Gleich obenauf lag ein Blatt Papier, auf dem mit dickem rotem Filzstift ein großes Herz aufgemalt war, darunter die Aufschrift Ich liebe Dich, Sam, geschrieben in der säuberlichen Handschrift seiner Mutter.
    Seit drei Tagen war es das erste Lebenszeichen von seiner Mutter.
    Im Karton befanden sich Kleider – seine eigenen Klamotten: Socken, Hemden, Unterhosen.
    Unter der ersten Kleiderschicht entdeckte er sein Thunderbird-2-Modell, sorgfältig in ein paar T-Shirts eingewickelt. Er nahm es heraus und stellte es auf den Fenstersims.
    Darunter fand er ein paar dicke Sweatshirts. Er wunderte sich flüchtig darüber, weil es für solche Kleider doch noch viel zu warm war.
    Er wollte sie gerade herausnehmen, als der Schock einsetzte. Seine Finger wurden plötzlich gefühllos, als ihm klar wurde, was die dicken Sweatshirts vielleicht bedeuteten: dass er nämlich noch in dieser Zelle sitzen würde, wenn draußen schon längst die Blätter von den Bäumen fielen. Wenn die kalten Winterwinde über den Staat heulten. Wenn sich Schneeflocken wie eine dichte weiße Decke über die Landschaft legten.
    Dabei war er sich seiner Sache doch so sicher gewesen, so total überzeugt, dass er ungeheuer clever war! Cleverer als alle anderen! Keinen Augenblick lang hatte er über die möglichen Folgen seines Handelns nachgedacht! Er war durch die geheimsten Netzwerke der Nation gestürmt, als ob er nur ein Computerspiel spielte, aus dem er sich jederzeit und ungestraft ausloggen konnte!
    Aber es war kein Spiel gewesen. Sondern brutale Wirklichkeit.
    Er hatte sich tatsächlich selbst weisgemacht, dass sie ihn nicht erwischen würden, niemals. Und doch hatten sie ihn während der ganzen Zeit beobachtet, hatten nur auf einen günstigen Augenblick gewartet, um zuschlagen zu können. Dieses ungute Gefühl, das er gehabt hatte, als er ins Tele-comerica-Netzwerk eingedrungen war – das war mehr gewesen als nur eine momentane Nervosität oder Unsicherheit, es war ein warnendes Bauchgefühl gewesen. Er hatte es ignoriert, hatte sich sogar eingebildet, er könnte sie beim Hackermeeting mit seiner lächerlichen C-3PO-Maske täuschen! Was für ein Witz!
    Ein Witz, der voll auf seine Kosten ging.
    Und natürlich hatte so eine Sache Folgen.
    Im Moment bestanden die Folgen darin, dass er in einer Zelle eingesperrt war, oder sollte er es lieber Schlafzimmer nennen? Jedenfalls hockte er jetzt in einer unbekannten Sicherheitseinrichtung oder Verwahranstalt an einem unbekannten Ort, von dem er nur wusste, dass sie sich in der Nähe der Hauptstadt befinden musste.
    Er drehte sich wieder zum Fenster, packte das Thunderbird-Modell und schleuderte es in blinder Wut gegen die Wand.
    Es zerbrach in mehrere Stücke

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